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qualvoll aufgerafft, es betreten, wie zu einer schweren Operation.

      »Herrgott im Himmel, ob er es gut übersteht«, dachte Terra Fratzen schneidend, die stummes Hohngelächter waren, und folgte ihm auf dem Fuß bis in die Halle. Mangolf sah ihn nicht, er spielte den unbeteiligten Fremden und lagerte sich in einen Sessel. Terra verharrte angesichts der Treppe, hinter einer Palme. Den rechten Arm der Doppeltreppe herab stieg langsam und sicher ein Herr in reifen Jahren. Terra aus seinem Versteck nickte ihm zu, der Herr übersah es. Mangolf war aufgesprungen. Da kam links derselbe ältere Herr, viel schneller, von oben. Der Zweite erblickte drüben den Ersten, der ihn nicht sah. Er stockte, dann nahm er eilig Deckung neben dem Aufzug. Als der Erste sich in die Halle und zu den Tischen wandte, stürzte sein Doppelgänger fluchtartig dem Ausgang zu. Der Portier hinter seinem langen Tisch sah ihm aus aufgerissenen Augen nach. Da Terra sich zeigte, fragte der Portier: »Was war das? Zweimal derselbe?«

      »Sehen Sie doppelt?« bemerkte Terra. »Das sagen Sie nur Niemandem.«

      Ein Ehepaar fragte erregt: »Wer ist der Herr dort?«

      »Exzellenz Graf Lannas«, sagte der Portier.

      »Und der andere, der genau so aussah?«

      »Den gibt es bei uns nicht«, sagte der Portier.

      Hinter Terra stand Mangolf, sehr bleich. Er raunte ihm zu: »Charlatan! Und ich war drauf und dran, Dir zu glauben!«

      »Du wirst sogleich sehen«, behauptete Terra, aber auch er konnte kaum sprechen. Bei dem Herrn in reifen Jahren stand die junge Dame von der Festwiese! ... Er hatte sich gefaßt, er fragte den Portier: »Fräulein von Lannas?«

      »Die Komtesse steht beim Herrn Papa«, sagte der Portier.

      Nun zog Terra aus seinem Mantel ein Buch, schritt gediegen über den Teppich und überreichte es zeremoniös der Dame, – die es zuerst sogar nehmen wollte. Dann hatte sie Terra erkannt und erstarrte. Graf Lannas stellte die Teetasse hin. »Der Kurier?« fragte er schnell.

      »Leider nein, Herr Staatssekretär«, sagte Terra sorgfältig und verbeugte sich tief.

      »Ich bin nicht Staatssekretär.« Graf Lannas runzelte die glatte Stirn. »Um Vergebung«, sagte Terra.

      »Und das Buch?« Der Vater sah die Tochter an, dabei bekam er ein Grübchen. Sie hatte sich gefaßt. »Bei Mila. Wir lasen Ariost. Der Herr ist –«

      »Terra, Student der Rechte.« Er setzte mit Ausdruck hinzu: »Ich habe die Ehre, Exzellenz, ein älterer Freund und Mentor Ihres Herrn Sohnes, des Grafen Erwin, zu sein.«

      »Dann muß ich mit Ihnen sprechen. Mein Sohn macht dumme Streiche.«

      »Er ist nicht immer in den besten Händen«, sagte Terra über die Achsel. Mangolf trat vor. »Ich bin in der Lage –«

      »Der Kurier?« fragte der Botschafter schnell. Um sein doppeltes Mißverständnis zu entschuldigen, lud er zum Sitzen ein.

      »Zweifle noch einmal an mir!« raunte Terra. Aber Mangolf sah ergriffen aus. Dies alles war vom Schicksal auf ihn gemünzt! Terra dachte sich aufzuspielen und doch setzte er nur das Schicksal in Gang. »Hier sitze ich endlich im Angesicht der Macht. Sie hatte schon immer ein Auge auf mich, vielleicht war dies Auge Graf Erwin selbst?«

      Graf Lannas verhörte, indem er einen Teller mit Kuchen aufaß, die jungen Leute wohlwollend über Familie, Studien, gesellschaftliche Verbindungen. Dazwischen fragte er alle Welt nach seinem Kurier. Mangolf stand auf. »Ich stelle mich zur Verfügung, wenn Eure Exzellenz einen sicheren Boten nach dem Ministerium des Äußeren brauchen. Der Minister ist jetzt nicht dort, ich kann den Kurier abfangen.«

      Der Diplomat stutzte. Dann nickte er Mangolf zu. »Nicht übel. Sie haben sich vorbereitet.« Er bekam sein Grübchen. »Wenn die Herren mich aufsuchen wollten, sagen Sie es doch!«

      Die junge Gräfin bemerkte: »Du wirst noch behaupten, Papa, daß ich meinen Ariost nur verloren habe, damit die Herren sich bei Dir einführen können.«

      »Tatsächlich, warum soll er nur Dir vorlesen. Liest er gut? Dann will ich mit zuhören.«

      Er gähnte, sah noch einmal nach der Uhr und nach dem Eingang, worauf er die Herren in sein Zimmer bat. Etwas kurzatmig infolge der vielen Kuchen, betrat er den Aufzug, mit ihm Mangolf. Die Gräfin war schon fast oben, Terra, den sie nicht ansah, sagte: »Jetzt haben Sie etwas angerichtet, ich kann nicht italienisch.« – »Das sieht Ihnen ähnlich«, sagte sie, zwischen den Zähnen. Da trafen sie schon mit dem Vater zusammen.

      Als der Botschafter Terras ansichtig wurde, erschien über seiner Nasenwurzel ein ernster Gedanke. Zwischen Tür und Angel hielt er den Studenten am Knopf fest. »Warum nannten Sie mich Staatssekretär?« fragte er. Terra besah ihn sich, er hätte fast gesagt: »Weil ich kein Hornochs bin.« Er sagte: »Wollen Eure Exzellenz sich, bitte, keinem, wenn auch verschwindend kleinen Zweifel über die Diskretion des Grafen Erwin und meine eigene Zuverlässigkeit hingeben.« – Nach dieser Rede ließ der Graf ihn sogar vor sich eintreten.

      Mangolf inzwischen hatte beschlossen, dem Sohn hier zu helfen, wie jener ihm. Die Bezahlung des Wechsels war hiermit gesichert. So strich er dem Vater den Sohn heraus, der, schwankend aber nicht leichtsinnig, nur eines ernsteren Führers bedurfte, um immer wieder den Weg in die gute Gesellschaft zu finden. Häuser und Namen zogen vorbei.

      »Personalkenntnis«, sagte Graf Lannas mit Anerkennung. Und unser Ariost?«

      Die Gräfin sah umher. »Das Buch muß unten geblieben sein.«

      »Hier ist es«, sagte Terra und zog es ungesehen aus ihrer Tasche. Er las so gut, daß Graf Lannas sich immer tiefer in seinen Sessel senkte. Endlich entriß er sich dem Genusse. »Lesen Sie ruhig weiter! Sie lesen zu dramatisch, es kommt auf die Melodie an.«

      »Ich habe wenig Melodie«, sagte Terra und sah die Gräfin an. Sie hatte den Zeigefinger an ihrer hellen Wange und die Stirn in Falten.

      Der Botschafter räumte ächzend die Papiere vom Tisch. »Ich habe meinen Privatsekretär bis morgen fortschicken müssen. Lesen Sie weiter, junger Mann! ... Wo hat er den Akt F H/6235?« Der Botschafter suchte im Schweiß seines Angesichts. Da trat aus dem Nebenzimmer Mangolf. Mit anmutiger Verbeugung überreichte er das Gewünschte. Er habe nebenan den Schreibtisch des Sekretärs bemerkt. Alles liege offen. Bevor ein Unberufener darüberkomme, habe er sich erlaubt –«

      »Alle Wetter«, sagte der Botschafter. – Zwischen dem Lesen des Schriftstückes schob er ein: »Mein Sekretär taugt nichts. Sie sind Referendar?«

      Hier klopfte es. Mangolf ging zur Tür, als sei er schon im Dienst. »Der Kurier«, meldete er. Der Botschafter, so peinlich er gewartet hatte, schien nur ungern zu hören, daß es etwas zu tun gab. Er winkte, damit Mangolf den Kurier von außen in das Zimmer des Sekretärs führe, dann bequemte er selbst sich hinein.

      Terra las noch eine Strophe – die Stirn gefaltet, denn er fühlte sich lächerlich. Als er aber aufsah, fand er keine Ironie bei ihr, sondern Unwillen.

      »Sie sind taktlos. Nach manchem, das ich Ihnen gesagt hatte, durften Sie mir nie wieder begegnen.«

      »Ich habe alles vergessen. Ich denke einzig an das, was Sie mir erlaubt haben.«

      Hierfür bekam er einen schwarzen Blick. Dann wendete sie sich ab, und Terra fuhr laut

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