Das Neue Testament - jüdisch erklärt. Группа авторов

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eingeborenen Sohnes vom Vater, voller Gnade und Wahrheit.

       Joh 1,1–18 Prolog Im Gegensatz zu Matthäus und Lukas fehlt bei Johannes eine Erzählung von Jesu Empfängnis und Geburt; weder Maria noch Josef spielen im Bericht von seinen menschlichen Ursprüngen eine Rolle. Vielmehr wird Jesu Ankunft in der Welt mit kosmologischer Terminologie beschrieben und seine Rolle als Sohn Gottes hervorgehoben. Die poetische Struktur des Prologs und das Fehlen einiger der hier verwendeten Begriffe im Rest des Evangeliums lassen vermuten, dass Joh 1,1–18 auf einem früheren Hymnus aufbauen könnte. 1,1–3 Im Anfang, lässt Gen 1,1 anklingen. Das Wort, die Schöpfungskraft und Erlösungsmacht Gottes (Ps 33,6), die mit Jesus identifiziert wird (Joh 1,9.14.17). Es deutet auf die personifizierte Weisheit hin (Spr 8,7–30; Weish 9,2.9; 18,15; Sir 24,1–9; 43,26). Für den jüdischen Philosophen aus Alexandria, Philo, war der Logos Gottes das erste Ergebnis der Schöpfung (leg.all. 3,175). Die Weisheit des Ben Sira (Jesus Sirach) identifiziert die Weisheit mit dem göttlichen Gebot, d.h. mit der Tora (Sir 24,22–23). Diese Bestimmung besteht auch im rabbinischen Zeitalter fort (vgl. BerR 1,10 [nicht eher als im fünften Jahrhundert anzusetzen], wo beschrieben wird, wie Gott die Tora als Bauplan zurate zieht, bevor er die Welt erschafft). Vgl. auch die Verwendung von memra (übers. „Wort“) in den aram. Targumim zur Genesis (vgl. „‚Logos’ als ein jüdisches Wort: Der Johannesprolog als Midrasch“). Bei Gott, wie in Spr 8,22–31: „War ich [die Weisheit] da […] da war ich beständig bei ihm [, dem Herrn]“. 1,4 Leben, dessen Quelle Gott ist (Gen 1,20–25). Licht, das erste Werk der Schöpfung (Gen 1,3); ein häufiges Bild für Gott oder Gottes Anwesenheit und Wohlwollen (Ps 27,1; 36,10; Jes 2,5; vgl. auch Weish 7,26). Der Menschen, vielleicht ein Vorgriff auf die Vorstellung, die in Joh 10,16; 11,52; 12,32 ausgeführt wird, dass Jesus gekommen sei, um „die Welt“ zu retten und nicht nur eine bestimmte ethnische Gruppe. 1,5 Das Licht scheint, erinnert an Gen 1,3. Der Kontrast zwischen Licht und Finsternis, der im JohEv stark ausgeprägt ist, taucht auch in den Schriften vom Toten Meer auf, z.B. in 1QS 3,13–4,26, aber ein direkter Einfluss dieser Schriftrollen auf das Evangelium ist unwahrscheinlich. 1,6–8 Eine Vorschau auf Joh 1,19–34. Johannes, der Täufer, wird von Josephus erwähnt (Ant. 18,116–119). 1,10–12 Diese Verse fassen die historischen und kosmologischen Perspektiven des Evangeliums zusammen: Das eigene Volk Jesu, die Juden, nahm ihn nicht an, sondern plante ihn zu ermorden; diejenigen, die Jesus angenommen haben, werden Gottes Kinder und erhalten das ewige Leben. Welt, gr. kosmos, bezeichnet sowohl die Schöpfung als auch die Menschheit, aber auch häufig diejenigen, die Jesus ablehnen (Joh 12,31; 16,11). 1,11 Die Seinen, die Juden (Joh 4,22; vgl. auch Ex 19,5). 1,12–13 Der Unterschied zwischen einem vererbten Bund, wie dem der Juden, und einem auf Glauben gründenden Bund (vgl. Joh 8,33–40). An seinen Namen glauben, gaben ihm gebührend die Ehre. Dieser Ausdruck taucht auch in äthHen 67,8–10 in Bezug auf Gott auf. Gab er Macht […] zu werden, bezieht sich vielleicht auf das „Recht“ oder die „Befugnis“, aber es handelt sich wohl eher um eine andere Art, das „Werden“ als Folge des göttlichen Handels auszudrücken. Gottes Kinder, im Gegensatz zu den „Kindern nach dem Fleisch“, d.h. den Nachkommen Abrahams (Joh 8,33–40). 1,13 Geblüt, die biologische Herkunft. 1,14 Das Wort ward Fleisch, eine paradoxe Formulierung, da das Fleisch vergänglich ist, der Logos aber eine ewig-göttliche Qualität besitzt; vgl. Jes 40,6–8: „Alles Fleisch ist Gras [das] verdorrt […] aber das Wort unseres Gottes bleibt ewiglich“. Dieser Aspekt kennzeichnet die „Menschwerdung“, das Wort, das Fleisch wird. Die Vorstellung, dass ein göttliches Wesen gleichzeitig menschlich sein kann, wird oft als wesentliche Trennungslinie zwischen dem Judentum und dem Christentum gesehen. Im Judentum der biblischen Zeit und des zweiten Tempels allerdings glaubte man an übernatürliche Wesen, z.B. an Engel, die menschliche Form annehmen können (z.B. der Engel in Ri 13; Rafaël im Buch Tobit). Die Grenzen zwischen Menschlichem und Göttlichem wurden folglich als durchlässiger und weniger absolut wahrgenommen. Herrlichkeit, gr. doxa, eigentlich das Äquivalent der LXX für das hebr. kavod, die sichtbare Manifestation der Gegenwart Gottes (z.B. Ex 16,10). Eingeboren, einzigartig in seiner Sohnesbeziehung zum Vater. Im Hintergrund könnten aristotelische Vorstellungen der Fortpflanzung stehen, nach denen dem Sohn im Idealfall das Abbild seines Vaters eingeprägt wird (vgl. Arist.gen.an. 722 und passim). Wohnte unter uns, das Griechische bedeutet wörtlich „in einem Zelt wohnen“, eine Anspielung auf die Stiftshütte in der Wüste, dem Vorläufer des Jerusalemer Tempels (z.B. Ex 25,9). Es könnte auch eine Verbindung zur hebr. schechina bestehen, die in manchen Texten (z.B. in TOnq zu Dtn 12,5) als Terminus technicus für die Präsenz Gottes in seinem Volk verwendet wird, also als Äquivalent zum Begriff kavod im Tanach. 1,15 Johannes zeugte […], verweist nach vorne auf Joh 1,19, auf das Zeugnis des Täufers vor den Jerusalemer Priestern und Leviten. 1,16 Fülle, gr. plērōma (Kol 1,19), taucht bei Johannes nur hier auf. Die genaue Bedeutung ist unklar; es könnte sich schlichtweg auf den Überfluss an geistlicher Nahrung (symbolisiert durch das Wasser [Joh 4,14–15] und das Brot [Joh 6,1–14], das die Gläubigen erhalten) beziehen. 1,17–18 Gegenüberstellung von Jesus und Mose sowie die Überlegenheit des Evangeliums gegenüber dem Gesetz (Tora; Ex 24,12). 1,17 Gnade und Wahrheit, Gottes liebende Gegenwart (hebr. chesed, übers. „unerschütterliche Liebe“, z.B. Ps 85,10) und Treue (hebr. ’emet, übers. „Wahrheit“, die nicht nachlässt). 1,18 Niemand hat Gott je gesehen, der Kontrast zwischen Jesus und Mose wird weiter ausgeweitet: Der Vers hebt hervor, dass Jesus derjenige ist, der Gott der Welt bekannt macht – und nicht als Mose, dem es nicht gestattet war, Gott von Angesicht zu Angesicht zu sehen (Ex 33,18).

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