Auf nach Berlin!. Friedrich Rentschler

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Auf nach Berlin! - Friedrich Rentschler

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auch an dich und überlegten, ob wir dich wohl noch treffen«, erzählt Martin.

      »Der hat vielleicht Wellen gemacht. Zwei Kilometer lang und in der Kurve richtig hoch. Der ist richtig unverschämt gefahren. – Schön, dass ihr doch noch gekommen seid!«

      »Na eben«, sagt Martin. »Gut schaust du aus. Konntest du alles verstauen?«

      »Ja«, sage ich lachend. »Das Boot hat große Luken zum Beladen.«

      »Ist dein Tagesziel noch weit?«

      »Nein, Schreyerhof.«

      Lachend meint Judith: »Da waren wir heute auch schon. Wir haben alles abgefahren und geschaut, wo du bist.«

      »Kennst du den Schreyerhof?«, fragt Martin.

      »Nee, war noch nicht da.«

      »Da musst du noch eine ganz schöne Strecke den Berg hochmarschieren.«

      Judith strahlt mich an: »Du bist echt der Hammer!«

      Martin: »Und das Boot steht schön im Gleichgewicht. Passt alles.«

      »Stimmt. Das Boot läuft gut und mir geht es gut.«

      »Ich hatte keine Hoffnung mehr, dass wir dich sehen. Aber Martin wollte unbedingt hier noch warten«, erzählt Judith.

      »Und damit hatte ich doch Recht, wie du siehst. Wie lange brauchst du zum Schreyerhof?«

      »Eine Stunde schätze ich.«

      »Fritz und seine Schwalbe!«, ruft Martin lachend.

      »Ja, meine Schwalbe«, erwidere ich fröhlich.

      »Das war dein Starttag. Ziel ist wann und wo anzukommen?«

      »Ziel ist in Berlin anzukommen. Wenn’s geht in drei Wochen oder auch vier Wochen. Muss aber nicht sein.«

      »Okay. Der Weg ist die Reise. Tschau, tschau!«

      Judith ruft: »Gute Fahrt und Gott befohlen!«

      Martin filmt weiter, bis ich bei Pleidelsheim an der Bootsschleppe den Wagen hole.

      Bei Hessigheim lege ich das Boot zur Nacht im Schleusenbereich an der Bootsschleppe auf Land, packe einen Sack mit Wertsachen und Papieren und einen mit Klamotten und Kulturbeutel. Dann marschiere ich zu Fuß fast zwei Kilometer zum Landgasthaus Schreyerhof in Hessigheim hoch. Im Hotelzimmer schaue ich meine aufgescheuerten Füße bedenklich an. Beim Rausziehen des Rollwagens muss ich jeweils ins Wasser rein und danach mit aller Kraft den Wagen samt Boot erst auf glitschigem Grund im Wasser und dann über Land ziehen. Ebenso muss ich mich auf der anderen Seite mit aller Kraft dagegenstemmen, damit mir der Wagen beim Reinlassen ins Wasser nicht abtaucht. Beides führt dazu, dass die Nähte der Wasserschuhe sich in die aufgeweichte Haut einkerben, bis die Füße bluten.

      Wieso eigentlich sind diese Rollwagen heute noch aus Eisen? Ungeheuer schwer, als ob sie Tonnen tragen müssten statt nur ein Boot. Du musst ins Wasser, um das Boot auf dem Wagen zu fixieren bzw. um es wieder vom Wagen runter zu bekommen. Da muss es doch heute technisch andere Möglichkeiten geben. Denkt denn an uns Ruderer keiner? Oder kümmern wir uns selbst nicht genug um solche Dinge?

      Ich esse gut und kräftig zu Abend und mache Bilder von der Umgebung. Dann notiere ich, was mir heute wichtig ist, und simse zum ersten Mal, wie ausgemacht, mit Heidi für den Ruderverein und mit meiner Assistentin für die Firma. Ich gebe an, wo ich gerade bin, wie es am Tag lief, wie lange ich unterwegs war und wie viel Kilometer ich gerudert bin. Dann rufe ich Michaela an und erzähle ihr, wie der Tag gelaufen ist.

      Danach lege ich mich sehr zufrieden hin und versuche zu schlafen.

       19.07.2010 Hessigheim – Gundelsheim

      50 km / 10 Std.

      5 Schleusen: Besigheim, Lauffen, Horkheim, Heilbronn, Kochendorf

       Hessigheim Schleuse – Besigheim (Schleuse) – Zufluss Enz Gemmrigheim – Kirchheim a.N. – Neckarwestheim Lauffen (Schleuse) – Horkheim (Schleuse) – Heilbronn (Schleuse) – Neckargartach – Neckarsulm – Kochendorf (Schleuse) – Zufluss Kocher – Bad Friedrichshall – Bad Wimpfen – Heinsheim – Gundelsheim

      Um 8 Uhr ist Frühstück. Davor fotografiere ich aus dem Fenster das Neckartal und packe meine zwei Säcke wieder zusammen. Nach dem Frühstück mache ich mich auf den Weg zu meinem Boot.

      In Hessigheim schleuse ich das erste Mal alleine, denn der Schienenweg für den Rollwagen endet auf der anderen Seite drei Meter über dem Wasser. Wie geübt ziele ich in der Schleuse auf die zweite rechte Leiter, komme aber nicht auf Anhieb dicht genug ran. Also noch einmal. Schließlich kann ich mich mit dem Bootshaken doch fixieren und halte in der rechten Hand mein Ruder und den Bootshaken. Mit der linken Hand halte ich das Boot von der Wand ab, damit sich der Ausleger nicht in den Sprossen der Leiter verfängt. Auch dabei halte ich gleichzeitig das andere Ruder fest.

      Dann fahre ich an Besigheim vorbei und fühle mich sehr gut. Ich bin glücklich und dankbar, unterwegs zu sein. Und dass das Boot so gut läuft, freut mich ganz besonders. Ich habe neun Kilometer gemessen. Der neue Rollsitz ohne Löcher hat sich auch bewährt. Ich sitze besser darauf, und mein Kissen passt sich gut an.

      Beim Umtragen an der Schleuse in Besigheim gibt es keine Probleme. Direkt daneben fließt die Enz zu. Ich denke an meinen Bruder und seine Familie, die in Vaihingen/Enz wohnt. Nie vergessen werde ich, wie meine Schwägerin entsetzt »Fall nicht runter!« schrie, als ich von der Leiter weg in den Kirschbaum stieg, um von den höchsten Zweigen die reifen Kirschen zu pflücken.

      In der weiten Wasserfläche vor der Schleuse Lauffen erinnere ich mich an meine ersten Fahrversuche hier mit meiner Schwalbe.

      An der Bootsschleppe Lauffen schwimmt ein stolzer Schwan. Als ich aus dem Boot steige, um den Rollwagen zu holen, schwimmt er meckernd auf mich zu, als wollte er mich aus seinem Revier vertreiben. »Was willst du denn von mir?«, frage ich ihn.

      Er schwimmt einen Kreis und kommt dann wieder schimpfend auf mich zu. »Na«, sage ich, »wenn ich den Rollwagen geholt habe, wirst du weggehen müssen.«

      Das nächste Hindernis ist ein Kabel eines elektrischen Schlaghammers, das auf den Schienen liegt. Ich bitte die Handwerker, das Kabel von den Schienen wegzunehmen. Andere Handwerker bitte ich, ihre Schalbretter von den Schienen zu nehmen. Und dann hatten welche ihre Autos so dicht an den Schienen abgestellt, dass ich alle Mühe habe, an diesen ohne zu schrammen vorbeizukommen. Offensichtlich haben die Handwerker nicht damit gerechnet, dass heute jemand mit Rollwagen vorbeikommt.

      Als ich endlich mit dem üblichen Eisenungetüm von Rollwagen bei meinem Boot angerattert komme, schwimmt der Schwan tatsächlich missmutig davon. Nach der Fahrt auf die andere Seite mache ich Mittagspause. Es ist glühend heiß. Um die vierzig Grad und kein Schatten.

      Bei Horkheim war im Handbuch für das Wanderrudern nicht vermerkt, dass im Unterwasser die Schienen über einer Treppe enden. Vorsichtshalber bin ich bis zum Ende der Schienen gegangen, bevor ich mein Boot auf den Rollwagen geladen habe. Also zurück zur Einfahrt in die Schleuse und warten, bis sich die Tore öffnen.

      Ich frage mich, warum es keinen Schleuseninformationsdienst

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