Vier Jahre digitaler Nomade. Daniel Schöberl
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Doch nicht nur die Vorfreude auf einen komplett neuen Lifestyle war groß, auch der Respekt vor einem neuen Lebensabschnitt, mit dem ich mich im Detail trotz vieler Recherchen in Blogs und Büchern noch nicht ausreichend beschäftigt hatte. Zu viel Zeit musste ich mit der Abwicklung des Alltags verbringen. Nach der ersten Euphorie machten sich Zweifel an meiner Entscheidung breit. Ich stellte mir Fragen, die nicht mehr aus meinem Kopf verschwanden:
Werden meine Projekte gut laufen?
Wie lange wird mein angesparter Puffer halten?
Was, wenn ich versage? Mache ich mich damit zur Lachnummer?
Wohin möchte ich reisen?
Was mache ich, wenn alles schiefgeht?
Aber das Ziel, nur mit meinem Notebook bewaffnet um die Welt zu ziehen, war zu groß, um alles über den Haufen zu werfen. Ich musste es durchziehen, komme, was wolle.
Gedankenkarussell vor dem Start
Bevor ich dir mehr über meine ersten Schritte als digitaler Nomade erzähle, darüber, mit was ich mich zu Beginn rumschlagen musste und welche Vorteile ich in meinem ortsunabhängigen und selbstbestimmten Leben so sehr genossen habe, möchte ich dir ein paar Fragen mit auf den Weg geben. Diese solltest du dir stellen, wenn du mit dem Gedanken spielst, selbst einmal dein Hamsterrad zu verlassen.
1. Was sind deine Ziele?
Der Einstieg in ein selbstbestimmtes und ortsunabhängiges Leben sollte keinesfalls eine spontane Schnapsidee sein. Sei dir im Klaren, was du erreichen willst. Ist es die berufliche Ungebundenheit, die dich reizt, oder ist es die Motivation, die Komfortzone zu verlassen und etwas Eigenes auf die Beine zu stellen? Willst du von verschiedenen Orten aus arbeiten, um deine Kreativität und Produktivität zu steigern, oder ist dir freie Zeiteinteilung und die damit verbundene Selbstbestimmung wichtig?
Sei dir bewusst, dass das Stillen deiner Reiselust nicht dein primäres Ziel sein sollte. Du wirst viele neue Orte entdecken, keine Frage, die Arbeit wird jedoch einen Großteil deiner Zeit einnehmen. Als Hallodri um den Globus zu jetten geht auf Dauer nicht gut. Es ist wichtig, den Verlockungen wie Stränden, Sehenswürdigkeiten und Partys zu widerstehen und klare Ziele zu haben. Ob du über genügend Selbstdisziplin verfügst, kannst du bei einer Workation testen. Eine Workation ist ein „Arbeitsurlaub”, der dir die Möglichkeit gibt, an einem frei gewählten Ort kreativ und produktiv zu sein oder das ortsunabhängige Arbeiten zu testen.
2. Wie willst/kannst du dich über Wasser halten?
Eine grundlegende Frage, die du dir vorab stellen solltest, ist, wie du an genügend Kohle kommst, um nicht auf dem Trockenen zu sitzen. Hast du erste Ideen für dein eigenes Online-Business? Wenn nicht, schnapp dir schleunigst Zettel und Stift und sei kreativ!
Sofern du über genügend Kapital verfügst, musst du dir darüber weniger Gedanken machen. In diesem Fall kannst du dir in aller Ruhe nach drei Mojitos am Strand auf Bali eine Idee aus den Fingern saugen. Diesen Luxus haben jedoch nur Wenige und wahrscheinlich bist du einer von denjenigen, die darauf brennen, ihr Ding durchzuziehen, und zwar mit voller Hingabe, oder?
Je nach Idee musst du dir überlegen, welche Richtung du einschlagen willst. Möchtest du weiterhin für deinen bisherigen Arbeitgeber tätig sein und als Remote Worker von überall aus arbeiten oder willst du als Freelancer spannende Projekte an Land ziehen und deine Kunden von dort betreuen, wo es dir gerade am besten gefällt? Vielleicht bist du aber auch heiß darauf, ein Blogbusiness hochzuziehen und zum Blogpreneur zu werden. Oder wie wäre es mit einem Podcast? Wenn du eine spannende Produktidee hast, könntest du dich als Solopreneur oder Entrepreneur verwirklichen. Die Entscheidung liegt bei dir!
3. Hast du dir Gedanken über die Rechtsform deines Business gemacht?
Leider gehört zum Start als digitaler Nomade jede Menge Bürokratie. Einen der ersten Schritte, den du nach deinem Entschluss, ortsunabhängig arbeiten zu wollen, in Deutschland gehen musst, ist der Besuch beim Gewerbeamt. Zuvor solltest du dir bereits Gedanken über den Bereich deiner Tätigkeiten und die passende Rechtsform gemacht haben.
Willst du allein arbeiten, kommt für dich vorerst nur die Option des Einzelunternehmers in Betracht. In diesem Fall geht die Anmeldung beim Gewerbeamt schnell. Ein kleiner Tipp: Achte beim Ausfüllen des Formulars darauf, dass du unter dem Punkt „Angemeldete Tätigkeit” keine zu spezifischen Angaben machst. Trage zum Beispiel nicht „Social-Media-Marketing” ein, sondern verallgemeinere deine Tätigkeit und schreibe stattdessen „Online-Marketing”. Damit hältst du dir das Finanzamt fern und es kommen keine unangenehmen Fragen, wenn du auch andere Bereiche (wie beispielsweise Bloggen, Podcasting oder Suchmaschinenoptimierung) abdeckst.
Als Freiberufler und Gewerbetreibender kannst du Gebrauch von der Kleinunternehmerregelung machen. Hierbei handelt es sich um eine steuerliche Erleichterung. Sie tritt in Deutschland in Kraft, wenn du im vorangegangenen Jahr nicht mehr als zweiundzwanzigtausend Euro und im laufenden Kalenderjahr höchstens fünfzigtausend Euro Umsatz machst. Die Vorteile sind, dass du keine Umsatzsteuer ausweisen musst und der einfachen Buchführung unterliegst. Das erspart dir eine Menge Zeit und Nerven, da du weder eine monatliche Umsatzsteuer-Voranmeldung noch eine aufwendige Steuererklärung für das vorherige Jahr machen musst. Eine Einnahmenüberschussrechnung reicht hier absolut aus.
Was es mit weiteren Rechtsformen wie der GbR, UG oder GmbH auf sich hat, würde den Rahmen dieses Buches sprengen. Sofern du nicht von Anfang an das große Geld erwartest, bist du mit einer Anmeldung als Kleingewerbetreibender jedoch bestens aufgehoben.
4. Wo soll es hingehen?
Wenn du gleich voll ins Leben als digitaler Nomade einsteigen willst, solltest du dir Gedanken darüber machen, wohin deine erste längere Reise führen soll. Vielleicht geht diese Frage aber auch ein Stück zu weit und du hast gar nicht vor, deinen Heimatort zu verlassen, sondern willst nur flexibel genug sein, es jederzeit tun zu können.
Ob deine Reiseziele im Inland liegen, du neue Orte kennenlernen oder die gesamte Welt erobern möchtest, bleibt dir überlassen. Es muss nicht immer Bali oder Thailand sein – auch im Inland gibt es schöne Städte, die einen Besuch wert sind. Du solltest jedoch zwei Faktoren nicht aus dem Blick verlieren – du brauchst einen angemessenen Arbeitsplatz und eine gute Internetverbindung. Ein halbes Jahr in einem buddhistischen Kloster in Tibet wäre daher weniger zielführend.
5. Arbeiten im Café, Co-Working-Space oder von zu Hause?
Sofern du dich als Dienstleister selbstständig machst, musst du meist zu bestimmten Zeiten für deine Kunden erreichbar sein. Da stellt sich die Frage, ob ein naheliegendes Café mit gutem Internetzugang ausreicht oder ob du tatsächlich den ganzen Tag zu Hause oder im Hotel sitzen willst.
Egal, ob Freelancer, Solopreneur oder Remote Worker, ein angemessener Arbeitsplatz hat großen Einfluss auf den Erfolg deines Online-Business. Findest du in einem Café die nötige Inspiration für einen neuen Blogartikel, gehe in ein Café. Willst du dich mit Gleichgesinnten austauschen und konzentriert an deinen Projekten arbeiten, sind Co-Working-Spaces eine gute Alternative. Auch zu Hause oder in einem angemieteten Apartment lässt es sich wunderbar „hustlen”. Allerdings solltest du vorab klären, ob halbwegs gute ergonomische Bedingungen gegeben sind.
Damit