Von Bagdad nach Stambul - 400 Seiten. Karl May
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peträische, wüste und glückliche Arabien. Wenn noch öfters jetzt
gewisse Geographen der Ansicht sind, daß der Ausdruck peträa
abzuleiten sei von dem griechisch-lateinischen Worte, das "Stein,
Fels" bedeutet, und deshalb diesen Teil des Landes das
"steinigte" Arabien nennen, so beruht das auf einer irrtümlichen
Auffassung; dieser Name ist vielmehr zurückzuführen auf das alte
Petra, das die Hauptstadt dieser nördlichsten Provinz des
Petra, das die Hauptstadt dieser nördlichsten Provinz des
Landes war. Der Araber nennt seine Heimat Dschesirat el Arab
(* Inselland, arabisches.), während sie bei den Türken und
Persern Arabistan geheißen wird. Die jetzige Einteilung wird
verschieden angegeben; die nomadisierenden Einwohner lassen
jedoch nur den einzigen Unterschied der Stämme gelten.
Ueber diesem Lande wölbt sich ein ewig heiterer Himmel, von
welchem des Nachts die Sterne rein und klar herniederblicken;
durch die Bergschluchten und über die zum großen Teile noch
unerforschten Wüsten-Ebenen schweift der halbwilde Sohn der
Steppe auf prachtvollem Pferde oder auf unermüdlichem
Kamele. Sein Auge ist überall, denn er lebt mit aller Welt in
Streit und Unfrieden, nur mit den Angehörigen seines Stammes
nicht. Von einer Grenze bis zur anderen zieht bald der sanfte
Hauch einer reinen, milden, bald der rauschende Odem einer
trüben, wilden Poesie, welcher den Wanderer überall umweht,
wo er nur immer weilen mag. So kommt es, daß man bereits vor
langen Jahrhunderten Hunderte von arabischen Dichtern und
Dichterinnen kannte, deren Lieder im Munde des Volkes lebten
und die mit Hilfe des Griffels für spätere Zeiten festgehalten
wurden.
Als Stammvater der echten Araber oder Joktaniden gilt Joktan,
der Sohn Huts, welcher ein Abkömmling Sems im fünften Gliede
war, und dessen Nachkommen das glückliche Arabien und die
Küste Tehama bis hinab zum persischen Meerbusen bewohnten.
Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem
Jetzt suchen viele Stämme eine Ehre darin, von Ismaël, dem
Sohne Hagars, abzustammen.
Dieser Ismaël soll, wie die Sage berichtet, mit seinem Vater
Abraham nach Mekka gekommen sein und dort die heilige
Kaaba errichtet haben. Das Wahre aber ist, daß die Kaaba von
dem Stamme der Koreïschiten gestiftet oder wenigstens
ausgebaut wurde. Unter den Heiligtümern, die sie besaß, waren
der Brunnen Zem-Zem und der angeblich vom Himmel gefallene
schwarze Stein die berühmtesten.
Hierher pilgerten die verschiedenen Stämme der Araber, um da
ihre Stamm- oder auch wohl Haus-Götzen aufzustellen und ihnen
ihre Opfer und Gebete darzubringen. Daher war Mekka den
Arabern das, was Delphi den Griechen und Jerusalem den Juden
gewesen ist; es bildete den Mittelpunkt für die weithin zerstreuten
Nomaden, die sich ohne denselben in allen Richtungen verloren
hätten.
Da sich dieser hochwichtige Punkt im Besitze der Koreïschiten
befand, so war dieser Stamm der mächtigste und angesehenste
Arabiens und infolgedessen auch der reichste, weil die von allen
Seiten herbeikommenden Pilger nie ohne Geschenke oder
wertvolle Handelswaren anzulangen pflegten.
Ein armer Angehöriger dieses Stammes, Namens Abd Allah (*
"Diener Gottes."), starb im Jahre 570 nach Christus, und einige
Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,
Monate später, am 20. April 571, der auf einen Montag fiel,
gebar seine Witwe Amina einen Knaben, welcher später
Mohammed (** "Der Vielgepriesene.") genannt wurde. Es ist
sehr wahrscheinlich, daß der Knabe vorher einen andern Namen
getragen hat und erst dann, als seine prophetische Wirksamkeit
ihn zu einem hervorragenden Manne machte, den Ehrennamen
Mohammed erhielt. Dieser Name wird auch Muhammed,
Mohammad und Muhammad geschrieben, und aus Ehrfurcht vor
dem Propheten wagt es nie ein Gläubiger, ihn in dieser Fassung
zu tragen; das Wort wird dann meist in Mehemmed verwandelt.
Dem Knaben waren von seinem Vater nur zwei Kamele, fünf
Schafe und eine abyssinische Sklavin hinterlassen worden,
weshalb er sich zunächst auf den Schutz seines Großvaters Abdal-
Muttalib und nach dessen Tode auf die Unterstützung seiner
beiden Oheime Zuheir und Abu Taleb angewiesen sah. Da diese
Männer aber nicht viel für ihn tun konnten, so mußte er sich sein
Brot als Schafhirtenjunge verdienen.
Später wurde er Kameltreiber und Bogen- und Köcherträger,
wobei sich wahrscheinlich sein kriegerischer Sinn entwickelt hat.
Als er fünfundzwanzig Jahre zählte, trat er in den Dienst der
reichen Kaufmannswitwe Chadidscha, der er mit solcher Treue
und Aufopferung diente, daß sie ihn lieb gewann und ihn zu ihrem