Amelie spielt. Eva Markert

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Amelie spielt - Eva Markert

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Eltern lassen sich erweichen.

      Sie spielen, aber es wird nicht besser. Runde um Runde steht Amelie vor ihrem Häuschen und kommt einfach nicht rein. Als sie wieder nicht die richtige Augenzahl würfelt, packt sie auf einmal eine solche Wut, dass sie das ganze Spiel mit der Hand durcheinanderschmeißt. Danach ist sie selbst ganz entsetzt, dass sie das gemacht hat.

      „Nun reicht’s endgültig“, sagt Mama und räumt alles in die Schachtel. „Du bist offenbar zu klein für das Spiel. Außerdem ist es sowieso gleich Zeit fürs Abendessen.“

      Diesmal bettelt Amelie nicht. Sie fühlt sich richtig mies.

      Mama geht in die Küche, Papa bleibt im Wohnzimmer. Amelie klettert auf seinen Schoß. „Meinst du, ihr spielt irgendwann wieder Mensch-ärgere-dich-nicht mit mir?“, fragt sie. Sie möchte ihren Eltern unbedingt beweisen, dass sie nicht zu klein für das Spiel ist.

      „Ich glaube, ja“, antwortet Papa. „Es ist nämlich so: Im Leben klappt nicht immer alles, wie man sich das wünscht. Manchmal hat man Glück und gewinnt, manchmal hat man Pech und verliert. Man muss lernen, damit fertigzuwerden. Und dafür ist Mensch-ärgere-dich-nicht eine gute Übung.“

      „Wann üben wir denn weiter?“, fragt Amelie eifrig. „Nach dem Abendessen?“

      Papa lacht. „Nein. Ich denke, für heute haben wir genug geübt.“

      Amelie hofft, dass sie beim nächsten Mal gewinnen wird. Aber wenn nicht, ist es nicht schlimm. Dann kann sie den Eltern wenigstens beweisen, dass sie groß genug ist, um sich bei Mensch-ärgere-dich-nicht nicht zu ärgern.

       Mutter und Kind

      Heute Nachmittag regnet es. Amelie steht mit ihrer Babypuppe Mika am Fenster und schaut hinaus. Der Himmel ist grau, es ist windig und Regentropfen klatschen an die Scheibe. Dabei ist es fast so dunkel, als ob schon Abend wäre.

      „Wir können nicht mit dem Kinderwagen raus“, sagt sie zu der Puppe und zeigt ihr, wie ungemütlich es draußen ist.

      Amelie spielt gern Mutter und Kind. Wenn sie das tut, kommt sie sich wie eine echte Mutter vor. Sie will auch alles richtig machen und eine gute Mutter sein.

      Während sie am Fenster steht, wiegt sie Mika in ihren Armen und singt ihm vor: „Es regnet, es regnet, die Erde wird nass … Und Mika hört ihr zu und lacht.

      Es wird Zeit fürs Fläschchen. Das Baby hat anscheinend Durst. Amelie kippt das Fläschchen und steckt den Schnuller in Mikas Mündchen. Die Milch verschwindet sehr schnell.

      Nun muss das Baby gewickelt werden.

      Die Strampelhose ausziehen, das ist ja leicht. Eine neue Windel anziehen auch. Bloß wie kriegt man die Strampelhose wieder an? Amelie steckt Mikas Beine hinein, doch sie lässt sich nicht bis oben hochziehen. Amelie reißt und zerrt, aber die Strampelhose geht einfach nicht über die krummen Babybeinchen. Gleich wird Mika bestimmt anfangen zu schreien.

      Amelie fällt nur eine Lösung ein. Sie müsste die Puppe auf den Kopf stellen. Dann könnte sie die Strampelhose besser über die Beine kriegen.

      Amelie will Mika packen. „Halt!“, denkt sie. „Das geht nicht! Das macht eine Mutter nicht. Mama stellt Mareike auch nicht auf den Kopf, um sie anzuziehen.“

      Sie nimmt Mika und die Strampelhose und läuft zu Mama. Die ist in der Küche.

      Amelie legt ein Handtuch auf den Küchentisch, damit Mika nicht zu hart liegt, und Mama zeigt ihr, wie man einem Baby die Strampelhose anzieht: Sie rollt erst das eine Bein auf und steckt Mikas Füßchen hinein, danach das zweite, und nun kann sie die Strampelhose ziemlich leicht hochziehen.

      Amelie ist froh, dass sie das jetzt weiß. Sie nimmt ihre Puppe und geht zurück ins Kinderzimmer.

      Und da passiert es: Auf dem Boden liegt Mikas Decke. Amelie hat sie hingelegt, damit Mika darauf herumkrabbeln kann, aber sie hat vergessen, sie wegzuräumen. Nun stolpert sie darüber und fällt hin. Mika fliegt ihr im hohen Bogen aus der Hand und landet hart auf dem Boden.

      Amelie hat sich nicht wehgetan. Sie hat sich nur erschrocken. Trotzdem steigen ihr Tränen in die Augen. Eine Mutter, die ihr Kind durchs Zimmer schmeißt, das gibt es nicht. Jetzt ist ihr Spiel verdorben.

      Sie geht zurück in die Küche und setzt sich an den Tisch.

      Mama ist dabei, das Abendessen vorzubereiten. „Warum machst du denn für ein Gesicht?“, fragt sie.

      Amelie erzählt ihr, dass Mika hingefallen ist.

      „Heb ihn doch einfach auf“, meint Mama, „und spiel weiter.“

      Amelie erklärt ihr, dass das nicht geht. „Eine richtige Mutter lässt ihr Kind nicht fallen“, sagt sie. „Und wenn ich keine richtige Mutter bin, habe ich keine Lust.“

      „Hm. Es stimmt nicht, dass Mütter ihre Babys niemals fallen lassen“, antwortet Mama. „Als Amos noch ein Baby war, ist er mal von der Wickelkommode geplumpst. Und einer Bekannten von mir ist ihr Kind aus den Armen gerutscht und die ganze Treppe runtergefallen.“

      Amelie macht große Augen. „Und dann?“, will sie wissen.

      „Die Mütter sind natürlich sofort zum Kinderarzt gegangen“, antwortet Mama. „Zum Glück ist den Babys bei dem Sturz nichts zugestoßen. Hör zu, wir machen Folgendes: Du gehst ins Kinderzimmer und hebst Mika auf. Ich rufe inzwischen die Ärztin an.“

      Schnell läuft Amelie ins Kinderzimmer. Mika liegt ganz ruhig auf dem Boden. Er weint nicht. Amelie hofft, dass ihm nichts passiert ist.

      Da klopft es an der Tür.

      Mama kommt herein. „Guten Tag“, sagt sie. „Ich bin Frau Doktor Hutzmann. Ich komme, um das Baby zu untersuchen.“

      Amelie hebt Mika auf und hält ihn der Ärztin hin. Sie legt ihn auf den Tisch und tastet ihn vorsichtig ab. „Es sieht alles gut aus“, sagt sie. „Haben Sie zufällig einen Arztkoffer da?“

      Hastig holt Amelie ihren Arztkoffer aus dem Schrank.

      Frau Doktor Hutzmann horcht das Baby ab und guckt ihm in die Augen und Ohren. „Alles in Ordnung“, sagt sie. „Das Kind ist nicht verletzt.“

      Amelie ist ja so erleichtert! Beinahe hätte sie aus Versehen die Frau Doktor umarmt. Aber weil echte Mütter das normalerweise nicht machen, sagt sie nur: „Vielen Dank.“

      Frau Doktor Hutzmann lächelt und geht zur Tür. Dort dreht sie sich noch einmal um: „Am besten legen Sie das Kind jetzt schlafen“, sagt sie. „Es braucht Ruhe nach der ganzen Aufregung. Und für Sie wird es auch bald Zeit.“

      Amelie vergisst, dass sie mit Frau Doktor Hutzmann spricht. „Och, Mama! Jetzt schon?“, fragt sie.

      Mama nickt. „Mika ist sicher müde“, sagt sie. „Du kannst ihn ja heute ausnahmsweise mit in dein Bett nehmen.“

      „Au ja!“, ruft Amelie. „Wie eine echte Mutter!“

      Auf einmal hat sie richtig Lust, ins Bett zu gehen.

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