Älter werden. Rolf W. Meyer
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Rolf W. Meyer
Älter werden
oder
Warum wir nicht ewig jung bleiben können
Rolf W. Meyer
Älter werden oder Warum wir nicht ewig jung bleiben können
Copyright: © 2021 Rolf W. Meyer
Umschlagfoto: Wavebreakmedia (Depositphotos)
Umschlag & Satz: Erik Kinting | www.buchlektorat.net
Konvertierung: sabine abels | e-book-erstellung.de
Alle Personen und Geschichten sind real, sie werden aber teilweise verfremdet dargestellt. Eventuelle Ähnlichkeiten und Übereinstim-mungen mit den Namen von lebenden Personen sind nicht beab-sichtigt und daher rein zufällig.
Druck: epubli, ein Service der neopubli GmbH, Berlin
Für meine Frau Ingrid zum 50. Hochzeitstag.
„Unser tägliches Leben, egal wie alt wir sind, unterliegt einer ständigen Regulierung und wird immer wieder bestimmt von Ordnungsprinzipien.“
Rolf W. Meyer
Vorwort
Es ist immer wieder zu beobachten, dass vor allem in den westlichen, modernen Gesellschaften in der Regel eine hohe Affirmation für das Jugendliche besteht. Schon seit einem längeren Zeitraum erlebt man soziale Entwicklungstendenzen, die das Älterwerden, was ja ein natürlicher Vorgang ist, völlig ausblenden. Jugendlichkeit (Juvenilität) hingegen verbindet man mit Dynamik, hoher Flexibilität, Zielstrebigkeit, Ausdauer, Belastbarkeit, Lebensfreude und positivem Denken („Ich kann in meinem Leben alles erreichen!“). Das spiegelt sich in zahlreichen Ratgebern („Wie überwinde ich die Alltagshürden?“), in der Werbung und in den Anforderungsprofilen für zahlreiche Berufsbereiche wider.
Die Werbung manipuliert in unterschiedlichem Stil, etwa in Form eines Flyers oder in Form von Plakaten, mit Hilfe von Werbefilmen, die zu den besten Sendezeiten im Fernsehen gesendet werden, oder mit Hilfe der akustischen Werbung, die geschickt zwischen die Hörsendungen platziert wird, gnadenlos die Psyche potentieller Kundinnen und Kunden.
Welche Techniken wendet man in der Werbung an?
AIWHB (Aufmerksamkeit, Interesse, Wunsch, Handlung, Befriedigung)
AVBS (Abbildung, Versprechen, Beweisen, Stoß versetzen)
EV (Einzigartigkeit, Verkaufsargument)
Wie kommen bei Menschen Kaufentscheidungen zustande? Zu etwa 70 bis 90 Prozent werden die Kaufentscheidungen der Menschen von deren Unterbewusstsein getroffen und dann die Impulse dem Bewusstsein der Menschen nur noch zur Bestätigung weitergeleitet. Die Erfahrung zeigt, dass Menschen emotional auf der Grundlage ihrer Lebenserfahrungen handeln. Dies wirkt sich auf das Konsumverhalten aus und somit auch auf die Kaufentscheidungen.
Die hohe Wertschätzung gegenüber der Jugendlichkeit kann leicht in einen regelrechten Jugendlichkeitswahn transformiert werden. Die auf Konsumenten ausgerichtete Wirtschaft freut das. Denn es verspricht hohe finanzielle Gewinne. Somit wird alles darangesetzt, um das Bedürfnis der Menschen nach ewiger Jugendlichkeit aufrechtzuhalten. Die Verhaltensmuster, die so manche auf natürlichem Weg älter gewordenen Artgenossinnen und Artgenossen demonstrieren, um damit ihre „Jugendlichkeit“ auszustrahlen, sind einfach nur peinlich. Warum wird nicht akzeptiert, dass ein alter Körper nicht mehr das leisten kann, was für einen jungen Körper möglich ist?
Die Vorstellung, dass sich der Alterungsprozess im menschlichen Körper durch gezieltes Sporttraining verhindern beziehungsweise verlangsamen lässt, ist trügerisch. Die vermehrte Einrichtung von „Fitness Centers“ und die Bereitstellung von „Coachs“ kommt diesem Wunschdenken von Menschen entgegen, die in der zivilisatorischen Zwangsjacke stecken. Die Möglichkeit, dass durch das Computer entwickelte und gesteuerte Trainingsprogramm der älter gewordene Körper in eine physiologische Falle gerät und dadurch seine alterseingeschränkte Leistungsfähigkeit weit überfordert wird, verdrängen die in die Jahre gekommenen sportaktiven Mitmenschen von vornherein.
Der Wunsch von Menschen, ewig jung bleiben zu können, wird sich nur schwer erfüllen lassen. Selbst, wenn es in der Zukunft gelingen wird, gentechnologisch den jugendlichen (juvenilen) Körper für einen überproportional großen Zeitraum zu entwickeln, würden sich das nur die wirtschaftlich stärkeren Gesellschaften für eine bestimmte Zeit leisten können. Und das käme allein nur einem kleinen Teil der Weltbevölkerung zugute. Durch die Möglichkeit, Menschen dauerhaft zu verjüngen, würden sich allerdings auch große soziale Probleme ergeben. Eine Gesellschaft, deren Mitglieder nach herkömmlichen biologischen Mustern zwar als alt gelten, aber auf der Grundlage eines gentechnologischen Programms auf unbestimmte Zeit jung gehalten werden können, wäre hoffnungslos überfordert. Es müssten in einem so großen Umfang die gesetzlich zugesprochenen Altersversorgungen in Form von Renten und Pensionen ausgezahlt werden, was eine Gesellschaft, volkswirtschaftlich betrachtet, nicht zu leisten vermag. Hinzukommt, dass der Anteil an Arbeitnehmern in einer derartigen „verjüngten“ Gesellschaft sehr gering wäre und kaum den erforderlichen wirtschaftlichen Gewinnzuwachs erarbeiten könnte. Aus kulturevolutiver Sicht würde solch eine Entwicklung die angesprochene Gesellschaft in eine Sackgasse führen und sie damit eliminieren.
2014 traf ich in der Ortschaft Hyde Park City im US-Bundesstaat New York, wo sich die Privathäuser der historischen Persönlichkeiten Franklin D. Roosevelt (182 – 1945), 32. Präsident der USA (1933 – 1945) und seiner Frau Anna Eleanor (1884 – 1962) befinden, die 92jährige Doris Mack. Sie hatte seinerzeit bei der amerikanischen Präsidentengattin Eleanor Roosevelt als Köchin gearbeitet. Sie berichtete mir aus ihrem eigenen langen und ereignisreichen Leben. Als ich ihr mein damaliges Alter von 72 Jahren anvertraute, sagte sie nur: „Rolf, you are still a baby.“ Seitdem war mir bewusst, dass ich noch einen langen Entwicklungsprozess zu durchlaufen hatte.
Allerdings: Irgendwann im individuellen Leben machen sich die Gene der Vorfahren im eigenen Körper bemerkbar. Im Falle des mittlerweile 79jährigen Autor dieses Buches, der sich im Herbst 2020 einem lebensbedrohlichen Kreislaufkollaps ausgesetzt sah, äußerten die behandelnden Ärzte ihm gegenüber: „Bedenken Sie Ihr Alter und Ihre genetische Disposition bezüglich des Bluthochdrucks. Unter anderem sind in Ihrem Alter die Gefäßwandungen nicht mehr so flexibel. Sie müssen nun lernen, umzudenken. Sie können als älterer Mensch nicht mehr das leisten, was Sie in jungen Jahren geschafft haben. Wichtig ist, dass Sie nun regelmäßig selbst den Blutdruck messen und die verschriebenen Medikamente auch regelmäßig einnehmen. Bewegen Sie sich weiterhin, aber übertreiben Sie es nicht mit sportlichen Übungen. Wichtig ist auch, dass Sie Ihren Tagesablauf strukturieren und vor allem weiterhin geistig aktiv bleiben.“
Dem betroffenen Patienten wurde nun klar, dass für ihn im Hinblick auf seine Restlaufzeit auf dem Planeten Erde Medikamente unverzichtbar sein werden.
Sie, verehrte Leserinnen und verehrte Leser, werden sicherlich dafür Verständnis haben, dass es für den Buchautor Rolf W. Meyer ein großes Bedürfnis war, sich mit der Thematik „Älter werden“ näher zu beschäftigen und seine Erkenntnisse an Sie weiterzugeben.
Eine Tatsache aber muss von allen akzeptiert werden: Wir können nicht ewig jung bleiben.
Rolf