Alles in Blut. Ole R. Börgdahl
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Читать онлайн книгу Alles in Blut - Ole R. Börgdahl страница 2
Bruckner nickte. »Ich hatte Glück, jemand hat mich hereingelassen.« Er lächelte wieder. »Sie sind also Herr Halls oder soll ich Mr. Halls sagen?«
»Wie Sie mögen. Hier in Hamburg ist man ja recht international, oder?«
»Ja, das stimmt wohl, Hamburg ist sehr international, das Tor zur Welt, wie man immer sagt.«
Mit diesen einfachen Sätzen hatten wir das Terrain abgesteckt. Der Mann war mir durchaus sympathisch.
»Aber vielleicht sollten wir reingehen«, schlug ich vor.
Ich hatte noch etwas für ihn parat. Ich zog das Schlüsseletui aus meiner Hosentasche und klappte es auf. Ich wählte Hook und Spanner und brauchte nur Sekunden um die Stifte im Schließzylinder zu knacken. Mit dem Spanner drehte ich schließlich den Zylinder und die Tür sprang auf. Bruckner sah mich unbeeindruckt an, aber ich spürte die Frage hinter seinem Gesicht.
»Ein kleines Hobby«, gab ich zur Antwort. »Natürlich hätte ich auch einen Schlüssel für die Wohnung, aber dann würde ich ja nur noch mit Schlüsseln herumrennen.«
Bruckner nahm die Erklärung hin. Ich ließ ihn vorangehen. Das Apartment war zum Glück möbliert, so würden wir bei unserer Unterhaltung sitzen können. Ich habe nicht immer im Kopf, welche Wohnungen möbliert sind und welche ganz leer stehen. Diese hier war zwar klein, aber recht gut ausgestattet. In eine Ecke des Raumes waren zwei Sessel und eine schmale Couch gequetscht, davor ein winziger Beistelltisch. Ein Futonbett stand quer an der gegenüberliegenden Wand und war mit zahlreichen Kissen zu einer Art Couch umfunktioniert. Die Küchenecke besaß eine Zweierkochplatte. Immerhin waren es Ceranfelder, über denen eine ausziehbare Dunstabzugshaube schwebte. Daneben war eine Mikrowelle in den offenen Hängeschrank eingelassen. Ein Dreiersatz Tassen und Teller sowie ein Besteckkasten standen auf den Regalbrettern und gehörten ebenfalls zum Inventar, genauso wie die formschöne blaue Kaffeemaschine, die die umfangreiche Ausstattung abrundete.
»Einen Senseo?«, fragte ich.
Bruckner überlegte, schüttelte dann aber den Kopf. »Danke, jetzt bitte keinen Kaffee mehr.«
Er holte ein Kaugummi hervor, packte es aus und schob es sich in den Mund.
»Das ist der Bonus«, erklärte ich, während er zu kauen begann.
Bruckner schluckte kurz und sah mich fragend an. »Bitte?«
»Die Kaffeemaschine und achtzig von den Pads.«
Ich öffnete den Unterschrank und zeigte auf die Tüten mit den Kaffeeportionen.
»Wer die Wohnung nimmt, bekommt das alles als Bonus, aber bisher hat sich noch niemand überzeugen lassen.«
»Die Gegend ist doch ganz nett«, bemerkte Bruckner. Er ging zum Fenster, schob die Gardine ein Stück zur Seite und sah hinunter auf die Straße. »Ist das ihr Wagen, der schwarze Beetle?«
»Yes, jawohl«, sagte ich fröhlich.
»Der stand vorhin noch nicht da«, meinte Bruckner, »obwohl ich eher getippt hätte, dass Sie eine Limousine fahren.«
»Ich liebe es aber sportlich. Eine Limousine ist mir in Hamburg zu umständlich und so habe ich den genommen. Das ist ein 21th-Century-Beetle.«
»Hab die Werbung gesehen. Dann ist der ganz neu?«
»Nagelneu, den habe ich erst seit ein paar Tagen. Ist ein 2.0 TSI mit 200 PS. Den Vorgänger hätte ich nie genommen, war mir zu kugelig. Davor hatte ich einen TT, der ist mir aber geklaut worden.«
»Hier in der Gegend?«
»Nein, in Sternschanze.«
»Wollte ich doch sagen, die Gegend hier hat sich doch in den letzten Jahren gemacht.«
»Für Studenten ist die Lage aber wohl ein wenig zu ruhig. Das höre ich zumindest immer, wenn ich mal einen Interessenten hier habe. Einen Kaffee wollte bisher auch noch keiner von denen haben. Wir suchen jetzt schon seit fast einem Jahr nach einem neuen Mieter.«
»Also ein Verlustgeschäft?« Bruckner zog die Gardine wieder vors Fenster und drehte sich zu mir um.
Ich zuckte mit den Schultern. »Uns gehört die Wohnung ja nicht und bei der zu erwartenden Miete ist natürlich auch keine hohe Provision drin. Mein Schwiegervater wollte den Auftrag schon zurückgeben, aber mir gefällt das hier irgendwie.«
Ich breitete die Arme aus, als wenn ich ein Riesenreich präsentieren würde. Bruckner begann heftiger zu kauen und sah sich noch einmal um. Die Tapete war vergilbt, und wenn ich ehrlich bin, sahen die Möbel auf den zweiten Blick schäbig aus. Bruckner zückte schließlich seinen Dienstausweis und fingerte die Polizeimarke aus der Hosentasche.
»Entschuldigen Sie«, sagte er, »ich habe mich noch gar nicht legitimiert.«
Die Polizeimarke glänzte, als wäre sie poliert worden. Ich warf aus Höflichkeit einen Blick auf den Dienstausweis. Das Foto war gar nicht einmal so schlecht. Bruckner hatte darauf aber längere Haare und einen Dreitagebart. Ich musste etwas dagegenhalten und so durchsuchte ich die Innentasche meines Jacketts nach einer Visitenkarte. Ich benutze die Visitenkarten sonst nur, wenn ein Kunde unentschlossen ist. Dann beende ich ein zähes Gespräch mit meiner Visitenkarte und den Worten, dass man es sich ja noch überlegen könnte. Ich hasse Unentschlossenheit und liebe darum Menschen, die sich schnell entscheiden können und dabei noch alles Wesentliche geklärt haben. Ich händigte Bruckner meine Karte aus. Er überlegte, betrachtete sie ausgiebig.
»Gustav-Schmidt-Immobilien!«, las er von der Karte ab. »Gustav Schmidt?«
»Das ist mein Schwiegervater, ihm gehört das Maklerbüro. Meine Frau ist waschechte Hamburgerin. Sie war zum Studieren in New York, als wir uns kennengelernt haben.«
»Interessant!« Bruckner widmete sich wieder der Karte. »Sie nennen sich Objektberater!«
»Das stimmt nicht ganz«, erklärte ich. »Ich bin schon auch der Geschäftsführer, aber so sieht es für den normalen Kunden besser aus. Ich habe noch andere Karten, die benutze ich aber nur, wenn es um richtig wichtige Verhandlungen und Geschäfte geht, dann muss man zeigen, dass man das Sagen hat.«
Bruckner sah weiter auf die Karte. »Ihren Vornamen, wie spricht man den eigentlich aus?«
Mit dieser Frage hatte ich nicht gerechnet und darum stutzte ich einen Moment und dachte über Lautschrift nach. »Die erste Silbe kurz und dazu das englische Wort für Mann«, antwortete ich.
Bruckner versuchte es. »Tillman!«
»Richtig!«, bestätigte ich ihm.
Er nickte. »Mr. Tillman Halls«, wiederholte er meinen vollständigen Namen. Er sah mich an. »Sie sprechen sehr gut Deutsch, ich meine Ihren Akzent, man hört nicht gleich, dass Sie Amerikaner sind.«
Ich lächelte. »So gut ist es auch wieder nicht, ich habe immer noch Schwierigkeiten mit einigen Begriffen und ich verwende viele alte deutsche Wörter. Zum Beispiel ist das Wohnzimmer für mich immer die Stube und das Schlafzimmer die Kammer. Das bekomme ich auch nicht mehr raus.«
Bruckner lachte. »Meine Großmutter hat das auch immer so gesagt.«
»Ja,