Die Colonie. Gerstäcker Friedrich

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die Colonie - Gerstäcker Friedrich страница 2

Автор:
Серия:
Издательство:
Die Colonie - Gerstäcker Friedrich

Скачать книгу

      „Und auf wie lange?" lachte sein älterer Gefährte, indem er mit den Augen dem ausgestreckten Arme des Freundes /9/ folgte; „Sie unsteten Menschen möchte ich wirklich einmal und selbst in eine solche Hütte gebannt sehen - noch dazu in einer Gegend, in der es nicht einmal Wild zum Jagen giebt."

      „Das wäre freilich fatal," erwiderte der Andere, „und daran dachte ich im ersten Augenblicke nicht. Aber hab' ich trotzdem nicht Recht? Kann man sich ein freundlicheres Plätzchen auf der Welt denken?"

      „Nein - in der That - in Brasilien wenigstens nicht," erwiderte der Freund, den er mit „Günther" angeredet hatte; „mit meinem Thüringen daheim möchte ich's freilich immer nicht vertauschen. Es giebt doch nur ein Deutschland."

      „Haben Sie das Heimweh, Günther?" sagte sein Kamerad lächelnd.

      „Und wenn ich's hätte, wär's ein Wunder?" fragte Günther leise; „wie lange schon führ' ich dieses unstete, wilde Leben jetzt? Wie lange schon treib' ich mich heimathlos im Walde umher, während daheim - doch wir wollen uns den schönen Tag nicht mit solchen Gedanken verbittern, Freund - die Heimath hat doch keiner von uns vergessen."

      Sein Begleiter nickte nur schweigend mit dem Kopfe, und auch seine Gedanken schienen in dem Augenblicke weit, weit zurück zu schweifen, zu ganz anderen Scenen und Ländern, als sich die beiden Freunde plötzlich angerufen hörten. Die Stimme schallte hinter der Gartenhecke vor und rührte von einem jungen Manne, dem Eigenthümer der Chagra, her, den ihnen das Grün der Hecke bis jetzt verborgen gehalten.

      „Hallo, Fremde!" rief der Mann in deutscher Sprache mit nur einem leichten Anklang nicderrheinischen Dialektes; „wollt Ihr nicht ein wenig absteigen und ein Glas Milch trinken? Der Weg ist schlecht, und ein bischen Rast kann Euren Pferden nicht schaden, denn 's ist noch eine gute Stunde bis in die Colonie hinunter."

      Die beiden Deutschen sahen sich erst erstaunt um, von woher die Stimme eigentlich komme. Endlich entdeckten sie hinter der Hecke und gerade unter einem blühenden Granatbaume das frische, freundliche Gesicht eines jungen Mannes, der /10/ ihnen erst jetzt, als er ihren Blick auf sich gerichtet fand, sein herzliches „Guten Morgen miteinander.'" zurief.

      „Guten Morgen, Landsmann," sagte der jüngere Fremde, der ihm zunächst hielt, indem er den Kopf seines Thieres gegen die Hecke drehte, „ich wußte gar nicht, weshalb mein Grauer immer die Ohren spitzte. Also eine Stunde Wegs ist's noch hinunter? Es sieht eigentlich von hier oben viel näher aus."

      „Ja," lachte der hinter der Hecke, „wenn die Brücke nicht wieder eingebrochen wäre, die der Bleifuß da neulich erst gebaut hat, dann wär's auch nicht viel mehr als ein halb Stündchen zu Thal. So aber müßt Ihr hier rechts unter meiner Chagra durch, um der Schlucht aus dem Wege zu gehen, und der Pfad zieht sich mordmäßig in die Länge. Aber steigt ab, das besprechen wir besser im Hause."

      „Schon recht," sagte Günther, indem er sich leicht aus dem Sattel schwang; „unseren Packthieren sind wir doch vorausgeritten, und bis die nachkommen, können wir recht gut ein halbes Stündchen plaudern."

      Sein Gefährte folgte, ohne ein Wort zu erwidern, dem Beispiele, denn es drängte ihn selber, das Innere des Häuschens zu sehen, das schon von außen einen so freundlichen Eindruck auf ihn gemacht. Die beiden Reisenden banden deshalb ihre Pferde außen an der Hecke an die herunterhängenden Aeste eines stattlichen Orangenbaumes, und traten dann in den Garten, wo ihnen der Hausherr, ein junger, prächtig gewachsener Mann mit offenen, ehrlichen Gesichtszügen, blauen Augen und blonden Haaren, entgegenkam und sie begrüßte.

      „Das ist gescheidt," sagte er dabei, „Sonntag Morgens habt Ihr so nicht viel in der Colonie zu versäumen und kommt noch zeitig genug zum Mittagessen, wenn Ihr nicht das hier ebenfalls verzehren wollt."

      Er schüttelte dabei den beiden Fremden kräftig die Hand und führte sie dann ohne Weiteres in sein Haus hinein, wo Beide aber unwillkürlich erstaunt und überrascht auf der Schwelle stehen blieben.

      Das kleine Zimmer, das sich ihnen öffnete, glänzte von /11/ Sauberkeit; der einfache Holztisch war schweeweiß gescheuert, aber nicht weißer als der Fußboden selber, den in der Mitte eine leicht geflochtene Matte überdeckte. An den Fenstern hingen sogar Gardinen, und ein nett gearbeiteter Nähtisch aus polirtem Holze schien mit diesen, als Luxusmöbel, concurriren zu wollen. Aber die Freunde sahen das Alles weniger, als daß sie es im Eindrucke des Ganzen fühlten, denn Beider Augen hingen in dem ersten Momente an einem wunderbar schönen jungen Weibe, das ein Kind auf dem Schooße hielt und, als die Fremden die Hütte betraten, den kleinen strampelnden Burschen aufgriff und ihnen mit freundlichem Lächeln entgegentrat.

      „Grüß Gott!" sagte sie herzlich, als sie Beiden nacheinander die Hand reichte, „und setzt Euch und macht's Euch bequem - Vater, hast Du denn schon nach den Pferden gesehen?"

      „Werd's schon besorgen, Schatz," lachte der Mann, „bring Du nur einmal ein paar Gläser Milch, denn die beiden Herren werden durstig geworden sein."

      „Ja, dann mußt Du indessen den Schlingel da nehmen," sagte die junge Frau, indem sie ihrem Gatten den kleinen unruhigen Burschen so leicht hinüberreichte, als ob er keine zwei Pfund gewogen hätte, wie er sicher zwanzig wog, - „der läßt mir ja sonst nicht Ruh' noch Frieden an den Milchnäpfen."

      „Ob er Frieden halten wird!" lachte der Mann, nahm ihr den kleinen Burschen ab, gab ihm ein paar derbe Küsse und setzte ihn sich auf den linken Arm. „Und nun thut, als ob Ihr zu Hause wäret," fuhr er dann, indem er sich wieder zur Thür wandte, gegen die Fremden fort; „ich bin gleich wieder da, und zu trinken wird Euch die Trine auch im Augenblick bringen." Die „Trine" war schon lange aus der Thür hinaus, und die beiden Freunde sahen sich im nächsten Moment allein in dem kleinen Raume.

      „Ist das nicht ein wahres Madonnengesicht?" brach aber der Jüngere heraus, als der junge Bauer kaum das Zimmer verlassen hatte; „haben Sie je in Ihrem Leben ein Paar solcher Augenbrauen, einen solchen Mund gesehen?" /12/

      „Ein wunderhübsches Paar, in der That," erwiderte Günther, der den Blick indessen forschend umherwarf, „und wie nett und sauber steht's bei ihnen aus! Ja," fuhr er tief aufseufzend fort, „der hat's gut, und Unsereiner zieht nun so in der Welt umher, sieht die verbotenen Früchte an den Bäumen hangen, wischt sich resignirt den Mund und - wandert eben weiter."

      „Ob denn das wirklich Deutsche sind?" sagte sein Freund.

      „Was denn sonst? Doch wahrhaftig keine Portugiesen!"

      „In meinem Leben habe ich noch keinen ausgewanderten Bauernburschen gesehen," erwiderte der Jüngere, „der ein so ungezwungenes und doch anständiges Benehmen hatte, und die junge Frau würde in einem schweren Seidenstoffe ebenso zu Hause sein, wie in ihrem einfachen Kattunröckchen. Aber sie sprechen vollkommen gut Deutsch."

      „Er noch dazu mit dem rheinischen, sie etwas mit dem Tyroler Dialekt," sagte Günther, „aber da kommt sie zurück. Sie wird uns gleich sagen, wo sie herstammen."

      „So - da bin ich wieder - hat's lang' gedauert?" sagte die junge Frau, als sie mit einem kleinen Präsentirteller in's Zimmer trat; „und nun, setzen Sie sich her und langen Sie . zu - 's ist nicht viel, aber wir haben's hier oben noch nicht besser, denn wir sind hier erst seit kaum sechs Monaten auf der Chagra."

      Während sie sprach - und so rasch und gewandt, daß Alles sich fast von selber zu ordnen schien, hatte sie indessen das Mitgebrachte auf dem Tische ausgebreitet, und frische, süße Milch, weißes Brod, Butter und Käse, alles auf blinkendem Geschirr, lachte den Fremden bald darauf entgegen und lud sie schon selber ein, nur tapfer zuzulangen.

      „Und

Скачать книгу