Der dritte Versuch Die Drachenjägerin. Norbert Wibben
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Das Trümmerfeld liegt bereits weit hinter dem dunklen Magier und der kleinen Reitertruppe, da der Auftrag Connors Dean keine längere Zeit zur Suche gestattet. Aber seine Gedanken kreisen um die Ereignisse von vor zwanzig Jahren. Vielleicht findet er so einen Hinweis, wo er erfolgreich nach dem Ring suchen kann. Er sieht die Situation noch einmal Bild für Bild vor sich, in der er den Ring verloren haben muss.
Er hat soeben eine Feuerkugel auf einen alten Elfen geschleudert, der sie mit zusammenschlagenden Händen in einen Lichtspeer verwandelt, der auf ihn zurückgeschleudert wird. Der lässt seine Schutzglocke in unzählig kleine Teilchen zersplittern und zusammenbrechen. Dean erinnert sich an sein Erschrecken, als er seinen Schutz erneut aufzurufen versuchte, was ihm aber nicht gelang. Sein hastiger Blick suchte nach der Kreatur, die er mit dem Ring kontrollieren konnte, damit diese den gegnerischen Magier vernichten sollte. Weil er das Wesen nicht entdeckte, griff er zu seiner linken Hand unter den Umhang, um es erneut heraufzubeschwören. Im gleichen Moment wurde er gepackt und festgehalten. Das war der junge, unverschämte Elfenmagier, der die Gelegenheit nutzte, als er ohne Schutzglocke war. Dean erinnert sich an diesen Kampf, Mann gegen Mann. Sie verkrallten sich ineinander und waren bemüht, den jeweils anderen kampfunfähig zu machen. Eine Waffe ziehen oder einen Zauber zu sprechen, vergaßen sie in ihrem Drang, den Gegner niederzuringen. Verschwommen meinte Dean, Warnrufe des älteren Elfen gehört zu haben, die dem jüngeren galten. Der Dubharan lag bereits am Boden, als er sich plötzlich an das Messer an seinem Gürtel erinnerte. Er erlebt erneut, wie ihn die Zuversicht durchströmte, die Kleidung des Elfen damit leicht durchstoßen zu können.
Dean hat sich nun voll in das Geschehen von damals zurückversetzt. Seine rechte Hand fühlt sich wieder taub an, nachdem er einen Faustschlag auf den Oberarm erhalten hatte. Darum will er mit der linken Hand die Waffe ziehen. Sie befindet sich auf dem Rücken in einer Scheide, damit sie einem Gegner verborgen ist. Als er versucht, diese zu erreichen, greift der Elf zu und presst Deans Finger zusammen. Der Dubharan zerrt mit aller Kraft und bekommt sie schließlich frei. Der Elf stutzt einen Moment. Er scheint durch etwas irritiert zu sein, wodurch Dean das Messer ergreifen und zustechen kann. Als er diesen Augenblick erneut erlebt, sitzt er starr im Sattel. Ihm ist soeben die Erkenntnis gekommen, dass der Elf kurzzeitig innegehalten hat, weil er plötzlich den Ring in Händen hielt. Aber, was ist dann passiert?
Dean erinnert sich, nur mühsam auf die Beine gekommen zu sein. Er wollte im ersten Siegestaumel laut rufend triumphieren, als er den alten Mann erblickte, der zu ihm herüberschaute. Bevor der Elf etwas unternehmen konnte, verschwand Dean vorsichtshalber. Er war sich nicht sicher, gegen diesen mächtigen Magier gewinnen zu können.
Der Dubharan sitzt unbeweglich im Sattel. Er hatte schon früher vermutet, dass er in diesem Gerangel den Ring verloren haben musste, dabei aber eines vergessen: der ältere Elf war sehr besorgt um den jüngeren gewesen. Er wird diesem also sofort zu helfen versucht haben. Was ist, wenn der den Ring gefunden und an sich genommen hat? Dean ist überzeugt, jetzt die Spur zu haben, auf der er sein mächtiges Artefakt wiedererlangen kann. Aber zuerst muss er den Auftrag Connors erfüllen. Er soll den Thronfolger des Ostkönigreiches fangen, bevor dieser die Elfen und Menschen des Ostens zusammenführt. Das wäre eine ernste Bedrohung für den dritten Versuch, die Macht im Land zu übernehmen. Dean grinst in sich hinein. Das sicherste Mittel, einen Gegner für immer unschädlich zu machen, ist, ihn zu töten. Mit dem Spruch »Interemptus es« gelingt das bei jedem Lebewesen, das sich nicht durch einen Gegenzauber zu schützen vermag. Der Sohn des Königs ist ein normaler Mensch ohne magische Fähigkeiten, wie soll er ihm da widerstehen können? Dean lächelt zuversichtlich.
Er dringt mit seiner Reitertruppe weit in das Gebiet der Ostelfen ein. Der Thronfolger kann ihm nicht entgehen. Und danach wird er den alten Elf suchen und finden. Falls der noch am Leben sein sollte, wird er das schnell ändern!
Im Land verbreitet sich die Nachricht wie ein Lauffeuer, dass die dunklen Zauberer erneut versuchen, die Herrschaft zu übernehmen. Die Menschen in den entlegeneren Orten hören erst davon, als der Süden bereits zum größten Teil in der Hand der bösen Magier ist. Voller Sorge denken sie daran zurück, wie es vor zwanzig Jahren gewesen war. Die Heere der Dubharan hatten damals zuerst den Osten angegriffen, um die dortige Königsfestung zu zerstören. Auf ihrem Weg dorthin wurden jeder Ort und auch befestigte Städte verwüstet. Der König wurde getötet und der Thronfolger, der zu jener Zeit noch ein Säugling war, verschwand spurlos. Der Sieg war für die bösen Zauberer damals zum Greifen nah gewesen. Auf ihrer Seite kämpfte neben den grausamen Wolfskriegern ein todbringendes Wesen, das von den Überlebenden als grauenvolle Erscheinung mit Flügeln und einem langen Schwanz beschrieben wurde. Viele meinten, es müsse ein Drache gewesen sein, da die Kreatur mit ihrem Feueratem selbst die Schutzglocken der Zauberer durchdrang. Dabei gab es diese Ungeheuer seit Jahrhunderten nur in Märchen, falls es die überhaupt jemals gegeben haben sollte. Plötzlich stockte der Ansturm der Dubharan und ihrer Verbündeten. Sie zogen sich völlig unerwartet zurück und rückten in den Westen ab. Eine letzte Auseinandersetzung erfolgte, als die unzufriedenen Krieger, mehr aus Missvergnügen als aus strategischem Kalkül, einen kleinen Ort in der Nähe eines Hochmoors im Westen angriffen. Den Bewohnern kam damals ein einzelner Elfenzauberer zu Hilfe und besiegelte mit der Niederlage der Dubharan das Ende ihres Versuchs, die Macht im Land zu übernehmen.
Vor einhundert Jahren war es nicht viel anders gewesen. Daran erinnert sich außer Elfen, die ein längeres Leben als Menschen haben, niemand. Aber Erzählungen und Geschichtsschreiber halten die Geschehnisse lebendig. Der Sturm der Heere der Dubharan fegte damals Richtung Süden übers Land. Zuletzt hatten sich alle dort lebenden Elfen und die sie unterstützenden Menschen in die Mauern der Burg Deasgard, das bedeutet Südfestung, zurückgezogen. Auf Seiten der Dubharan kämpften wie stets grausame Wolfskrieger, aber auch das todbringende, drachenähnliche Wesen, das damals zum ersten Mal in Erscheinung trat. Die dunklen Zauberer schleiften bei diesem Versuch die Burg und alle Verteidiger wurden getötet. Damals löschten sie das Volk der Südelfen aus. Hilfe von weiteren Elfenvölkern und mit ihnen verbündeten Menschen aus anderen Regionen kam zu ihrer Rettung zu spät. Doch schließlich schlugen diese die Dubharan zurück. Sie setzten den fliehenden Truppen hinterher und stellten sie mehrmals, wobei es gelang, viele der gegnerischen Kämpfer und Zauberer zu töten.
Jetzt ist es also wieder so weit. Bisher ist der tödliche Drache nicht in Erscheinung getreten, aber trotzdem wurde der Süden nicht nur angegriffen, sondern auch schnell unterworfen. Die in den verschiedenen Orten stationierten Truppen werden inzwischen auf ihre neuen Befehlshaber eingeschworen. Das erfolgt nur teilweise unter Zwang. Es gibt viele Menschen, die sozusagen mit den Wölfen heulen, um ihre eigene Haut zu retten. Andere wiederum brennen einfach darauf, sich bei den kommenden Kämpfen durch Plünderungen in den überfallenen Orten zu bereichern.
Den Dubharan ist es durch den schnellen Sieg im Süden gelungen, die Kampfkraft ihrer Heere auf diese Weise erheblich zu vergrößern. Sie lassen eine Besatzung unter dem Befehl einiger Zauberer in der Hauptstadt und beordern die restlichen Kämpfer zu den anderen großen Orten im Süden. Auch wenn die Hauptstadt unterworfen ist, werden sich vermutlich nicht alle Städte und regionalen Herrscher den neuen Machthabern ergeben. Es wäre aus Sicht der dunklen Magier unverantwortlich, feindlich gesinnte Regionen als Keimzellen bewaffneten Widerstandes agieren zu lassen. Deshalb ziehen die Truppen systematisch durch den Süden und stationieren in jedem Ort, der sich ihnen unterwirft, eine kleine Besatzung. Auch hier werden die kampffähigen Männer zwangsrekrutiert. In manchen Orten kommt es zu kleineren Kämpfen, wobei sich die Krieger der Dubharan stets besonders grausam verhalten. Für jeden Getöteten auf ihrer Seite werden zehn Verteidiger umgebracht, sobald die Angreifer gesiegt haben. Die Nachricht über dieses Verhalten sorgt dafür, das kaum Widerstand aufkommt. Wenn aber doch, kämpfen die Menschen verzweifelt und mit allen Mitteln. Nicht selten stehen Männer und Frauen gemeinsam mit ihren Kindern an vorderster