Jesuiten-Spiegel. Walter Rupp

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Jesuiten-Spiegel - Walter Rupp

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sagte der Arzt, er (Ignatius) dürfe ja nicht in Traurigkeit und Trübsinn verfallen, denn das würde ihm schaden. Worauf der Vater mir sagte: "Ich habe nachgedacht, was mich wohl trübselig oder traurig machen könnte, und ich konnte nur einen Fall ausdenken: wenn nämlich der Papst die Gesellschaft einfach auflösen würde; aber auch selbst dann, so meine ich, wäre ich, wenn ich mich nur eine Viertelstunde im Gebet gesammelt hätte, wieder ebenso froh oder sogar noch froher gestimmt als zuvor.'"

      Ignatius hatte Sinn für Humor. Seiner Umgebung fiel auf: "Wer aus seinem Zimmer kommt, ist heiter gestimmt." In seinen Briefen legte er Wert auf einen eleganten Stil, auf die persönliche Note, und er achtete darauf, Kritik oder Tadel in Humor wie in Watte einzupacken. So lässt er in einem Bericht über die römischen Ordenshäuser schreiben: "Das Einkommen, von dem das Kolleg lebt, ist Glaube und Gottvertrauen; die Zinsen davon werden zum größten Teil allerdings aufgebraucht, wenn man Häuser damit zu unterhalten hat ... Ich habe so viele Schulden, dass ich bloß noch ins Pfandhaus gehen kann ... Ich hoffe, dass Sie (gemeint ist Pater Nadal, der in Spanien Geldquellen erschließen sollte), wenn auch etwas spät, noch ein Wunder wirken werden."

      Ein Hausoberer, der die Anweisungen des Generals nicht so genau nahm, musste sich den Tadel gefallen lassen: "Euer Hochwürden sind offensichtlich in Gedanken so sehr mit Predigten und ähnlichen Aufgaben beschäftigt, dass Sie sich gar nicht mehr daran erinnern, was Ihnen geschrieben wurde, so dass Sie genau das Gegenteil von alldem tun."

      Auch Petrus Canisius musste sich wegen seiner Ungeduld eine Zurechtweisung gefallen lassen - sie ist ein Beispiel, wie offen Heilige miteinander reden: "Ihre Klagen, dass die gewünschten Bücher noch nicht fertig sind, lassen fast annehmen, dass Sie glauben, wir hätten in Rom nichts anderes zu tun ... Möchten Euer Hochwürden in Zukunft gefälligst nicht mehr so großzügig mit Versprechungen sein, wenn es sich um die Mühen anderer handelt. .. Die Mühe, die Sie mit Ihrem Katechismus hatten, kann Ihnen ein Maßstab sein für die mühsame Arbeit der Patres in Rom."

      Der Ordensgeneral, der selbst eine leserliche und sehr schöne Handschrift hatte, mochte es nicht, wenn jemand unleserliche Briefe schrieb. Einem Rektor ließ er mitteilen: "Wenn auf irgendeinen Punkt Ihrer Briefe keine Antwort erfolgt, so mögen Euer Hochwürden sich selber die Schuld zuschreiben; denn wir können hier Ihre Briefe nicht lesen. Schreiben Sie also in Zukunft entweder selber besser oder diktieren Sie einem andern, der wirklich schreiben kann." Dann fügte er die ironische Bemerkung hinzu: er wolle nicht, "dass der Schreiber seine Augen beim Schreiben und wir unsere beim Lesen und Enträtseln der Zeilen ruinieren".

      Polanco, der Sekretär des Generals, imitierte zuweilen seinen Herrn, indem er sich Mühe gab, dass auch seine Berichte humorvoll ausfielen, was nicht immer gelang. So erlaubte er sich über einen Mitbruder die gewagte und nicht schmeichelhafte Bemerkung: "Er ist, wie mir scheint, nur noch deswegen am Leben, um vor seinem Tod noch recht viele Menschen zu belästigen, falls sie nicht heilig werden wollen."

       Ignatius von Loyola unterschied sich von Calvin und von Luther vor allem in einem Punkt: Er dachte weniger pessimistisch. Er redete nicht von der Verdorbenheit des Menschen und traute ihnen mehr zu.

       "Wer sich Gott geweiht hat, hat keinen Grund, traurig zu sein."

      Tips für das Gespräch

      Eine Sprechweise mochte der Ordensgeneral nicht: wenn jemand behauptend oder dekretierend, als hätte er Gesetze zu erlassen, sagte: "Es ist notwendig, dass diese oder jene Sache gemacht wird ... ", "dafür gibt es kein anderes Heilmittel als dieses ... ", "die Wahrheit ist das ..." Solche Leute nannte er „Dekretisten". Einem Gesandten, der so sprach: "Der Papst müsse dies oder jenes tun", antwortete er auf dieselbe Weise, indem er ihm Dinge seines Amtes anriet. Nachher sagte er: "Da er selbst Dekretist ist, soll er es ertragen, dass man ihm auch einige Dekrete gibt."

      Er selbst beherrschte eine Weise zu sprechen, die von seiner Umgebung bewundert wurde: etwas mit wenigen Worten und ohne jede Reflexion zu erzählen. Auf diese Weise überließ er denen, die zuhörten, die Reflexion und die notwendigen Folgerungen aus den Prämissen. So überzeugte er, ohne irgendeine Neigung zur einen oder anderen Seite zu zeigen, sondern indem er einfach erzählte. Was er an Kunstfertigkeit anwendete, war: Die wesentlichen Punkte, die überzeugen konnten, berührte er, und andere, die nichts beitrugen, liess er weg.

      Den Theologen, die für das Konzil von Trient angefordert worden waren, gab er folgende Instruktionen für ihr Verhalten mit: "Ich wäre liebevoll im Sprechen. Ich würde beim Zuhören zu lernen suchen. Mag man gleiche oder entgegengesetzte Ansichten vertreten, gebe man die Gründe dafür oder dagegen an. Ich würde mich nie auf irgendwelehe Personen berufen, am allerwenigsten auf solche von hohem Rang. Man schließe mit der Wendung, dass man sich dem Urteil besser Unterrichteter unterwerfen will."

       Ignatianische Regeln für das Gespräch:

       Rede nicht zur Befriedigung der eigenen Laune oder zum Zeitvertreib.

       Rede nicht ohne Nutzen, sondern nur zu eigenem oder des Nächsten Nutz.

       Lege es niemals darauf an, für einen geistreichen Plauderer gehalten zu werden.

       Lass dich mit niemandem hartköpfig in einen Wortstreit ein, sondern lege stets deine Gründe mit Geduld und Ruhe vor.

       "Sein Nein durch süße Worte versüßen" –

       Der Ordensgeneral gab den Mitgliedern des Ordens den Rat: Sie sollten einen Oberen, mit dem sie nicht zufrieden sind, nicht kritisieren, sondern dessen Vorgänger loben. – Bei dieser Gegenüberstellung muss sich ein Vorgesetzter fragen, warum er dieselobenswerte Eigenschaft seines Vorgängers nicht übernommen hat.

      Der strenge Vater

      Ignatius, der sonst weiträumig dachte und bei seinen Entscheidungen stets die ganze Welt vor Augen hatte, überließ nicht gern etwas dem Zufall und zeigte einen Hang, alles bis in die Einzelheiten hinein zu bestimmen. Er kümmerte sich selbst um die alltäglichsten Dinge und ordnete an, dass man die Schlafkammern täglich fegte und dass der Koch Fisch und Fleisch beim Zerschneiden und Austeilen nur mit Messer und Gabel berühren dürfe. Er interessierte sich für den Küchenzettel, für die Ausgaben der Häuser und für das Einhalten der Reinlichkeit.

      Wenn einer seine Anordnungen nicht oder nicht genau befolgte, musste er die Erfahrung machen, dass der Vater sich dann streng und abweisend zeigte und für jede Nachlässigkeit gern eine Buße auferlegte. So berichtet Goncalves da Camara in seinen Erinnerungen: "Der Vater hat zwei gesehen, die draussen auf der Strasse liefen, und er rief mich und gab mir einen großen ‘Hut' (eine Buße), weil ich sie zusammen geschickt hatte, ohne sie gut zu kennen; und er stellte mir sehr heraus, mit wie wenig Beherrschtheit sie gingen. Als Buße liess er ihnen geben, dass sie während des Abendessens im Refektor einherschreiten, mit Beherrschtheit, und der „welcher vorangelaufen war, sollte jetzt hinterhergehen." War das Vergehen seinem Eindruck nach groß, konnte es geschehen, dass er den Ungehorsamen vom Bett aufstehen, ihm seine mitgebrachten Kleider geben ließ und darauf bestand, dass er unverzüglich aus dem Orden entlassen werde.

      Es lag ihm viel an einer vorteilhaften äußeren Erscheinung seiner Mitbrüder. Er schreibt vor, wie die Kleidung auszusehen hat, wie hoch der Kragen, wie breit der Gürtel sein soll, und dass sie keine zu langen und ungepflegten Bärte trügen. Denen, die kein gewinnendes Äußeres und keine guten Umgangsformen hatten, wollte er die Aufnahme in den Orden nicht gestatten. Im 1. Teil der Konstitutionen bemerkt er: „Man merke sich, dass wer immer eine körperliche Missbildung oder einen Defekt hat, wie z. B. einen Buckel oder etwas anderes Monströses, er möge

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