Jesuiten-Spiegel. Walter Rupp

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Jesuiten-Spiegel - Walter Rupp

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klug zu nützen.

       Wenige Menschen ahnen, was Gott aus ihnen machen würde, wenn sie sich der Führung der Gnade rückhaltlos übergäben.

      Dabei muss vor allem ein Hindernis überwunden werden: die Furcht, Hingabe an Gott bedeute den Verlust der Freiheit und Verkümmerung.

       Mit dem gesunden Leib werdet ihr viel tun können; mit dem kranken weiss ich nicht, was ihr können werdet.

      In einem gesunden Leib wohnt zwar nicht immer ein gesunder Geist. Aber ein gesunder Geist kann krank werden, wenn er sich in einem kranken Leib aufhalten muss.

       Wenn du willst, dass man dir gehorche, so gib keine Befehle!

      Ein Vorgesetzter, der versucht, Untergebenen seinen Willen aufzudrängen, und nicht zulässt, dass sie mitdenken und mitentscheiden, entmündigt sie. Er wird dadurch nur erreichen, dass sie ihre Aufgaben lustlos und ohne Engagement erfüllen.

       In allem, was du unternimmst, halte dies vor allem fest: dass du dich den Dingen, nicht aber die Dinge dir unterwirfst.

      Natürlich soll niemand sich von Menschen oder Dingen abhängig machen. Er hüte sich vielmehr vor der Versuchung, über andere herrschen zu wollen. Er muss für die anderen da sein und sich an sie verschenken.

       Nicht das Vielwissen sättigt die Seele und gewährt Frieden, sondern das innere Fühlen und Verko-sten der Dinge.

      Das Sammeln von Erkenntnissen bringt letztlich keinen Nutzen. Der Mensch soll die Wahrheit zu erfassen suchen, ja sich von ihr erfassen lassen.

      Die Armutsregelung

      Sie bereitete dem Ordensstifter große Schwierigkeiten. Wie schwer er sich auf der Suche nach einer befriedigenden Lösung tat, geht aus seinen Aufzeichnungen hervor:

       "Teilweiser Besitz ist eine Verwirrung, voller Besitz ein Ärgernis und Nichtbesitz eine Torheit."

      Nach dem Abwägen aller Für und Wider entschied er sich für das Gelübde der Armut und führte dafür als Gründe an: "Wenn man nichts Sicheres will, wird alle weltliche Habsucht beschämt." Man ist dann "mehr geneigt, alles von Gott zu erhoffen". Schließlich spricht man "mit größerer Freiheit von geistlichen Dingen und kann andere besser zur wirklichen Armut überreden".

      In den Konstitutionen lautet die Verpflichtung: "Alle, die unter dem Gehorsam der Gesellschaft Jesu sind, sollen sich erinnern, dass sie umsonst geben müssen, was sie umsonst empfangen haben." Man kann das Armutsverständnis des Ordens auf die Formel bringen: Tantum - quantum. Es geht in erster Linie nicht um den Verzicht, sondern um den rechten Gebrauch: Alle Dinge - sofern sie gut sind und dem Ziel dienen - nützen, und alle Dinge, die hinderlich sind, lassen.

      Die Frage, was mit dem Geist der Armut vereinbar oder nicht mehr vereinbar ist und wie die Armut im konkreten Alltag auszusehen hat, bereitete der Ordensleitung immer wieder Kopfzer-brechen: So schärfte man den Ordensangehörigen zu wiederholten Malen ein, für ihre Tätigkeiten keinerlei Entlohnungen anzunehmen.

      Als der Orden aufgehoben wurde, reichte das Vermögen nicht aus, für den Unterhalt aller Exjesuiten aufzukommen. Das hinderte jedoch die vielen, die Beute zu machen hofften, aber leer ausgingen, nicht, die Behauptung auszustreuen: Die Jesuiten hätten es verstanden, ihre Güter rechtzeitig in Sicherheit zu bringen.

       Warum wird man den Verdacht: die Reichtümer der Jesuiten seien ungeheuer, nie aus der Welt vertreiben können? - Weil man fast nie von dem, der Behauptunqen aufstellt,Beweise verlangt, sondern vielmehr erwartet, dass der Beschuldigte sie widerlegt.

       Wie konnte es zu dem Vorwurf kommen, dass der Jesuitenorden reich sei, wenn er unberechtigt ist? - Die Ordensmitglieder haben eben von Anfang an versäumt,in schmutzigen Gewändern umherzugehen, und ihre Mitmenschen durch Betteln zu belästigen.

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