Bachmanns Boot. Helmut H. Schulz

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Bachmanns Boot - Helmut H. Schulz

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Name auf dieser oder jener Seite der Liste erschien. Auch heute ärgerte ihn die Tatsache, dass der große Gleichmacher, wie ihn früher die Armen genannten hatten, mit ihm umgehen konnte wie mit Hinz und Kunz. Das war nicht in Ordnung, aber es ließ sich nicht ändern, nur mildern.

      Ihn quälte all diese sinnlose Grübelei. Falsches und Richtiges warf er in einen Topf. Jedenfalls führte keiner seiner Ärzte wirklich das Gespräch mit ihm. Er fragte sich, was man überhaupt noch von einem Arzt erwarten durfte.

      "Ich werde in nächster Zeit überhaupt viel draußen zu tun haben." Vorsichtig deutete er an, was er vorhatte, nämlich sich auf eigene Faust aus dem Dreck zu ziehen oder zu krepieren, wenn es nicht mehr zu leben lohnte.

      "Schön", sagte sie, "du hast ja den Garten."

      "Nicht im Garten", verärgert über ihre Begriffsstutzigkeit ging er zurück ins Haus, um mit dem Verkäufer zu telefonieren. Er erinnerte ihn an die Verabredung, das Boot gemeinsam an einen anderen Liegeplatz zu bringen. Sie fanden einen für beide günstigen Termin.

      "Mit wem hast du telefoniert?" fragte sie von der Terrasse her, und als er nicht antwortete, hörte er laut seinen Namen rufen. Er zeigte sich noch einmal in der Tür.

      "Du hast doch telefoniert? Kann ich dir was abnehmen? Wolltest du dich nicht hinlegen? Soll ich dir im Salon ein Lager zurechtmachen? Willst du fernsehen?"

      Er winkte energisch ab.

      Seine Frau warf der Haushälterin einen Blick zu. Diese stand auf und Bachmann sah, wie sie Kissen und Decken auf der Sitzbank vor dem Fernseher anordnete.

      "Lassen Sie nur, ich lege mich oben hin", erklärte er, nahm ein Buch aus dem Regal und beeilte sich nach oben zu kommen. Die letzte Viertelstunde hatte ihn angegriffen. Ehe er die Tür hinter sich zuzog und den Schlüssel umdrehte, hörte er noch die ihm verhassten Geräusche aus dem Fernseher.

      2

      Im Bootshafen stand Eis auf den Pfützen, es wehte kühl, von der Wasserseite herein. Er betrachtete eine Welle die Bootsreihe, so schwankt en die Masten der Jachten wie große Grashalme. Die Fallen schlugen gegen das Holz, oder der Draht brachte irgendein Metall zum Klingen.

      Grau bestimmte den Morgen, der Himmel war bezogen und das Wasser draußen zeigte kleine kurze Wellen. Die noch unbelaubten Uferbäume schüttelten Regen aus den Ästen. Am gegenüberliegenden Ufer zog sich ein braungelber Streifen toten Schilfs in ganzer Breite am See entlang. Der Wald dahinter schien beinahe schwarz.

      In der Fahrrinne wühlte ein Schleppzug das Wasser auf. Weil der Wind vom Land her wehte, klangen die Motorgeräusche des Schleppers nur gedämpft zum Hafen herüber.

      Bachmann stand auf einem der Bootsstege, die Hände in den Taschen der gefütterten Lederjacke, den Kragen bis zu den Ohren hochgeschlagen. Er war fast allein. An einem der hinteren Stege machte sich ein Mann an einer Jacht zu schaffen. Flüchtig nahm Bachmann wahr, dass der Mann hinauswollte.

      'Seltsames Vergnügen', dachte Bachmann, 'bei so solchem Wetter rauszufahren. Bei mir wenigstens ist es kein Vergnügen. Ich habe was vor.'

      In Wahrheit wäre er gern zurückgefahren, aber der Bursche, welcher ihm das Boot verkauft hatte, war heute früh telefonisch nicht mehr zu erreichen gewesen. Deshalb hatte Bachmann den Termin einhalten müssen, stand nun hier und fror.

      Er verließ den Bootssteg, und suchte den Weg zum Ausgang. Schon überlegte er, ob er sich lieber ins Auto setzen sollte, wo er vor dem Wind geschützt saß, da fuhr ein Motorrad bis an das Tor heran, hielt, ein Mann stieg ab, bockte die Maschine auf und band den Helm los. Es war der Verkäufer.

      Bachmann ging rasch auf ihn zu. Sie gaben sich die Hände. Dann lief der Verkäufer los, es Bachmann überlassend, ihm zu folgen. Der betrat gleich hinter dem Verkäufer das Bootshaus.

      "Haben Sie schon abgedeckt?, fragte der junge Bursche beiläufig, schlüpfte aus den Sachen, hängte alles sorgfältig ins Spind und zog warmes festes Zeug an, auch Gummistiefel.

      "Nein", sagte Bachmann, "ich wusste ja gar nicht, ob Sie kommen." In der Art wie der Bursche gefragt hatte, lag etwas Geringschätziges für Bachmann.

      "Wollen Sie mit dem feinen Zwirn da auf den Kahn?", fragte der Verkäufer mit Hohn.

      Bachmann zuckte die Schultern. Der Junge hätte den Jahren nach sein Sohn sein können. Der Körper des Bürschchens war schlank, die Haut brünett. Über der Nasenwurzel stand eine tiefe schräge Falte zwischen lebhaften braunen Augen, die zuweilen etwas Stechendes hatten. Dem Gesicht fehlte es an Offenheit. Anscheinend war sich der Junge dessen bewusst, denn er vermied es Bachmann anzusehen. Das Kinn des Jungen fiel flach ab.

      Seinen Widerwillen gegen das Bürschchen unterdrückend, schloss sich Bachmann an, als der Junge zum Steg lief. Bachmann sah ihn schnell und kundig die Plane abdecken. Das Boot schwankte unter dem Gewicht des Jungen. Als Bachmann sein Boot betrat, legte es sich so stark auf die Seite, dass er fast abgeglitten und ins Wasser gefallen wäre. Er balancierte, vorsichtig geworden, nach hinten und ließ sich auf der Bank nieder. Der Junge sprang schon wieder nach vorn und löste die Befestigungen.

      "Nehmen Sie den Bootshaken und halten Sie uns von den anderen ab", sagte er in verletzend befehlendem Ton.

      Bachmann tat es so gut er es vermochte, das heißt ungeschickt.

      "Wäre es nicht vernünftiger zuerst den Motor anzustellen", sagte er ärgerlich, während er mit der Stange nach dem Nachbarboot angelte.

      Ohne Antwort stieg der Junge in die Kajüte.

      Das Boot lag in voller Länge quer zum Steg. Es wippte auf und nieder, trieb aber nicht ab, wie Bachmann befürchtet hatte. Der Diesel fiel in sein eigentümlich nagelndes Geräusch. Seinen Platz am Steuer einnehmend, ließ der Junge den Motor warmlaufen.

      "Welchen Gang Sie fahren, ist ziemlich egal", belehrte er Bachmann. "Anders als beim Auto. Sie werden schon sehen. Na, Sie wissen ja Bescheid. Der Volvo draußen gehört wohl Ihnen."

      Die Rede des Jungen klang ganz so, als verstünde dieser viel von Motoren.

      "Den Scheck haben Sie mit?", fragte er knapp und sachlich.

      Bachmann griff sofort in seine Jacke und holte die Brieftasche hervor. Er fühlte sich von den Blicken des Bürschchens belauert, als er den Scheck herausnahm.

      Das Boot lief ruhig, überwand leicht die kleinen Wellen und reagierte wie es Bachmann schien vorzüglich. Draußen war der Wind stärker spürbar als im Hafen. Und vom Wasser stieg feuchte Kälte auf. Bachmann fröstelte, aber er griff nach. dem Steuer, als ihn der Junge mit einem Blick dazu aufforderte. Die Hand auf dem Schaft, spürte Bachmann wie das Boot seitlich ausbrach. Er erschrak und drückte so heftig gegen das Holz, dass sein Boot sich augenblicklich in die neue Richtung legte. Bachmann musste einen halben Bogen steuern, ehe er sein Boot wieder auf Kurs bekam.

      Der Junge warf einen Blick auf den Scheck, steckte ihn ein und reichte Bachmann einen zusammengefalteten Zettel. Als Bachmann ihn fragend ansah, erklärte das Bürschchen unverschämt: "Wollen Sie denn nicht wissen, was sie gekauft haben? Ist wohl eine Bagatelle für Sie."

      "Was sind Sie eigentlich von Beruf?", fragte Bachmann einlenkend.

      "Studiere", erwiderte der Junge kurz angebunden.

      "Ich

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