Knallhart aufs Kreuz gelegt: Zwei Kriminalromane. Cedric Balmore
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Vieles deutete darauf hin, dass der Schütze ein Gewehr benutzt hatte. Es war fraglos mit einem Schalldämpfer ausgerüstet, denn die beiden Schüsse waren im monotonen Geprassel des Regens fast untergegangen.
Cantrell hatte keine Lust, sich durchregnen zu lassen, also sprintete er im Zickzackkurs zurück, auf Grandinis Haus zu. Er erreichte es von der Rückseite und hämmerte mit der Faust gegen die Terrassentür.
Er wusste, dass auf der Innenseite das Scherengitter vorgelegt worden war, außerdem hatte Grandini die Vorhänge geschlossen.
„Wer ist da?“, ertönte Grandinis Stimme aus dem Hausinneren.
„Ich bin’s, Tony. Mach auf, bitte.“ Cantrell hörte, wie das Gitter geöffnet wurde. Er trat zur Seite, weil er keine Lust hatte, vor dem erleuchteten Fenster ein klares Ziel zu bieten. Grandini öffnete die Terrassentür. Cantrell huschte ins Innere des Raumes und schüttelte sich.
„Was ist los?“, fragte Grandini und starrte verdutzt auf Cantrells nasse, schmutzige Schuhe. Sie hinterließen auf der kostbaren Veloursauslegware hässliche Flecke. Cantrell nahm das Hütchen ab. „Hier, das kannst du wiederhaben, es wäre mir um ein Haar zum tödlichen Verhängnis geworden. Auf mich ist geschossen worden. Insgesamt zweimal. Trägst du das Hütchen oft?“
„Geschossen, auf dich? Hier im Garten?“, staunte Grandini und vergaß, Cantrells letzte Frage zu beantworten.
Der nickte, klappte den Jackettkragen zurück und setzte sich. „Man hat mich für dich gehalten. Wegen des Hütchens, nehme ich an.“ Grandini ließ sich in einen Sessel fallen. Er sah verdutzt aus. „Wir müssen die Polizei rufen“, sagte er nach kurzem Nachdenken.
„Das bringt nicht viel. Ich wette, der Kerl ist längst über alle Berge, und der Regen wird seine Spuren verwischen“, sagte Cantrell.
„Du hast recht. Polizei wäre nicht gut. Ihr würden die neugierigen Reporter folgen, und ich wäre mal wieder im Mittelpunkt einer dummen Pressekampagne. Geschossen! Wer sollte auf mich schießen wollen, und warum?“
„Das weißt du besser als ich.“
„Aber ich habe keinen blassen Schimmer, ehrlich!“, sagte Grandini.
„Kann es mit Glorias Verschwinden zusammenhängen?“
„Unsinn“, meinte Grandini kopfschüttelnd.
„Vielleicht will dir jemand was am Zeuge flicken. Dazu gehört auch eine durchaus denkbare Attacke auf deine Freundin Gloria“, sagte Cantrell.
„Ich sehe kein Motiv für ein solches Vorgehen“, meinte Rocco Grandini. „Was hätte unser Mann davon? Verbrecher wollen etwas erreichen, sie haben ein Ziel. Meistens sind sie hinter Geld her. Niemand hat bislang versucht, eine Forderung an mich zu richten.“
„Das kann noch eintreten. Es würde mich nicht wundern, wenn Gloria entführt worden wäre, und wenn man versuchte, ein Lösegeld von dir zu bekommen.“
„Das ist theoretisch durchaus denkbar“, meinte Grandini. „Ich gelte als reich, und ein paar Leute dürften erfahren haben, dass ich auf Gloria stehe. Aber niemand kann erwarten, dass ich für ein Mädchen, mit dem ich nicht einmal verlobt bin, eine Dollarmillion ausspucke.“
„Zehntausend Bucks sind auch ’ne Menge Geld, für viele jedenfalls. Ich wette, dass du sie springen lassen würdest, um Gloria freizukaufen.“
„Was ist mit den Schüssen im Garten?“
„Falls sie wirklich dir gegolten haben sollten, dienten sie sicherlich dem Zweck, dein Nervenkostüm anzuknacksen. Sie sollen dir klarmachen, dass du es mit Leuten zu tun hast, die vor nichts zurückschrecken. Man wollte dich nicht treffen, sondern warnen.“
„Sollen wir die Polizei einschalten?“
„Ich bin dafür“, sagte Cantrell. Er schaute sich um. „Wo steckt eigentlich das Mädchen?“
„Dany? Sie ist nach oben gegangen“, sagte Grandini, blickte Cantrell an, und lachte plötzlich. „Du hältst es doch hoffentlich nicht im Ernst für denkbar, dass Dany auf dich geschossen haben könnte?“
„Ich frage nur, wo sie ist.“
„Sie kam in die Halle, nachdem du gegangen warst“, sagte Grandini. „Sie flog in meine Arme und wollte wissen, ob ich nicht endlich Zeit für sie hätte. Ich schickte sie nach oben, ins Bett. Sie kann also nicht im Garten gewesen sein. Genügt dir diese Auskunft?“
„Okay“, meinte Cantrell und stand auf. „Ich fahre jetzt zu Glorias Wohnung und sehe mich dort ein wenig um. Wie würde Gloria übrigens reagieren, wenn sie wüsste, dass Dany die Nacht in deinem Haus verbringt?“
„Sauer, nehme ich an, aber sie würde nicht so dumm sein, es zu zeigen. Gloria kennt mich. Ich hasse Eifersuchtsszenen und lasse mir keine Vorschriften machen. Für ein Mädchen, das mich haben will, gibt es nur eine Möglichkeit, mich an sie zu binden: Sie muss im harten Konkurrenzkampf beweisen, dass sie besser ist als alle anderen.“
„Raue Sitten“, meinte Cantrell und ging zur Terrassentür. „Ich nehme diesen Weg.“
„Ist es nicht besser, wenn ich mitkomme?“
„Der Kerl, falls es ein Mann war, ist längst über alle Berge“, sagte Cantrell. „Bleibe lieber im Haus und kümmere dich um die Kleine. Ich überlasse es dir, ob du die Polizei verständigst oder darauf verzichtest. Aber lasse es mich wissen, bitte, und rufe mich an, sobald es Neues gibt.“
Wenige Minuten später war Cantrell mit seinem Wagen bereits unterwegs. Er achtete darauf, dass ihm niemand folgte und stoppte kurz darauf in der Tiefgarage des Hauses Allersby Road 41. Der erst kürzlich bezogene Wohnturm hatte 29 Etagen. Cantrell fuhr mit einem der Lifts in die 9. Etage, wo Gloria ein Zwei-Zimmer-Apartment bewohnte. Obwohl er den Schlüssel für das Apartment bei sich hatte, hielt er es für klüger, erst einmal zu klingeln.
In der Diele ertönten Schritte, die Tür öffnete sich. Auf der Schwelle zeigte sich ein etwa zwanzigjähriges, sehr attraktives Mädchen. Es hatte rotblonde Haare, tiefblaue Augen und einen Schmollmund. Zudem verfügte Cantrells Gegenüber noch über den Kurvenreichtum einer B. B. „Hallo“, sagte sie.
„Ich bin Tony Cantrell“, sagte er. „Darf ich eintreten, bitte?“
Sie starrte ihm verdutzt ins Gesicht. „Tony Cantrell? Was wollen Sie hier?“
„Ich möchte zu Gloria.“
„Sie ist nicht zu Hause.“
„Das habe ich befürchtet. Rocco hat mich gebeten, etwas über Glorias Verbleib herauszufinden.“
„Oh“, sagte das Mädchen. Mehr nicht.
„Sie sind Glorias Freundin?“
„Ja, so kann man es nennen.“
„Wäre es vermessen, sich nach Ihrem werten Namen zu erkundigen?“
„Oh, habe ich vergessen, ihn zu nennen?“, fragte sie. „Ich bin Marsha.“
Sie