Kleiner Mann was nun?. Ханс Фаллада

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kleiner Mann was nun? - Ханс Фаллада страница 6

Kleiner Mann was nun? - Ханс Фаллада

Скачать книгу

und schleckt euch ab. Ich will mit Vater zuerst allein reden.«

      »Na also«, sagt Lämmchen. »Hast du meinen Bräutigam auch schon gefragt, ob er Kartoffelpuffer mag? Heute ist unser Verlobungstag.«

      »Weg mit euch!« sagt Frau Mörschel. »Und daß ihr mir nicht die Tür abschließt, ich sehe ein paar Mal nach, daß ihr keine Dummheiten macht.«

      Sie sitzen sich an dem kleinen Tisch auf den weißen Stühlen gegenüber.

      »Mutter ist 'ne einfache Arbeiterin«, sagt Lämmchen. »Die ist so derb, sie denkt sich nichts dabei.«

      »Oh, sie denkt sich schon was dabei«, sagt Pinneberg und grinst. »Deine Mutter weiß Bescheid, verstehst du, was uns der Doktor heute gesagt hat.«

      »Natürlich weiß sie das. Mutter weiß immer alles. Ich glaub', du hast ihr gut gefallen.«

      »Na, hör mal, so sah es aber nicht aus.«

      »Mutter ist so. Mutter muß immer schimpfen. Ich hör's schon gar nicht mehr.«

      Einen Augenblick ist Stille, beide sitzen sich brav gegenüber, die Hände liegen auf dem Tischchen.

      »Ringe müssen wir uns auch kaufen«, sagt Pinneberg gedankenvoll.

      »Oh Gott ja«, sagt Lämmchen rasch. »Sag schnell, welche magst du lieber, glänzend oder matt?«

      »Matt!« sagt er.

      »Ich auch! Ich auch!« ruft sie. »Ich glaube, wir haben in allem den gleichen Geschmack, das ist fein. – Was werden die kosten?«

      »Ich weiß auch nicht. Dreißig Mark?«

      »So viel?«

      »Wenn wir goldene nehmen?«

      »Natürlich nehmen wir goldene. Laß sehen, wir wollen Maß nehmen.«

      Er rückt zu ihr. Sie nehmen einen Faden von einer Garnrolle. Es ist schwierig. Einmal schneidet das Garn ein, und einmal sitzt es zu lose.

      »Hände besehen bringt Streit«, sagt Lämmchen.

      »Aber ich besehe sie ja gar nicht«, sagt er. »Ich küsse sie ja. Ich küsse ja deine Hände, Lämmchen.« –

      Es klopft mit sehr hartem Knöchel gegen die Tür. »Rüberkommen! Vater ist da!«

      »Gleich«, sagt Lämmchen und löst sich aus seinem Arm.

      »Schnell uns ein bißchen zurecht machen. Vater flaxt ewig.«

      »Wie ist er denn, dein Vater?«

      »Gott, du wirst ja gleich sehen. Ist ja auch egal. Du heiratest mich, mich, mich, ohne Vater und Mutter.«

      »Aber mit dem Murkel.«

      »Mit dem Murkel, ja. Nette unvernünftige Eltern bekommt er. Nicht eine Viertelstunde können sie vernünftig sitzen ...« Am Küchentisch sitzt ein langer Mann in grauen Hosen, grauer Weste und einem weißen Trikothemd ohne Jacke, ohne Kragen. An den Füßen hat er Pantoffeln. Ein gelbes faltiges Gesicht, kleine scharfe Augen hinter einem hängenden Zwicker, ein grauer Schnurrbart, ein fast weißer Kinnbart.

      Der Mann liest die »Volksstimme«, aber nun, da Pinneberg und Emma hereinkommen, läßt er das Blatt sinken und betrachtet den jungen Mann.

      »Sie sind also der Jüngling, der meine Tochter heiraten will? Sehr erfreut, setzen Sie sich hin. Übrigens werden Sie es sich noch überlegen.«

      »Was?« fragt Pinneberg.

      Lämmchen hat sich auch eine Schürze umgebunden und hilft der Mutter. Frau Mörschel sagt ärgerlich: »Wo der Bengel nur wieder bleibt. Die ganzen Puffer werden zäh.«

      »Überstunden«, sagt Herr Mörschel lakonisch. Und zu Pinneberg zwinkernd: »Sie machen auch manchmal Überstunden, nicht wahr?«

      »Ja«, sagt Pinneberg. »Ziemlich oft.«

      »Aber ohne Bezahlung –?«

      »Leider. Der Chef sagt ...«

      Herrn Mörschel interessiert nicht, was der Chef sagt. »Sehen Sie, darum wär mir ein Arbeiter für meine Tochter lieber: wenn mein Karl Überstunden macht, kriegt er sie bezahlt.«

      »Herr Kleinholz sagt ...« beginnt Pinneberg von neuem.

      »Was die Arbeitgeber sagen, junger Mann«, erklärt Herr Mörschel, »das wissen wir lange. Das interessiert uns nicht. Was sie tun, das interessiert uns. Es gibt doch 'nen Tarifvertrag bei euch, was?«

      »Ich glaube«, sagt Pinneberg.

      »Glaube ist Religionssache, damit hat 'en Arbeiter nischt zu tun. Bestimmt gibt es ihn. Und da steht drin, daß Überstunden bezahlt werden müssen. Warum krieg ich 'nen Schwiegersohn, dem sie nicht bezahlt werden?«

      Pinneberg zuckt die Achseln.

      »Weil ihr nicht organisiert seid, ihr Angestellten«, erklärt ihm den Fall Herr Mörschel. »Weil kein Zusammenhang ist bei euch, keine Solidarität. Darum machen sie mit euch, was sie wollen.«

      »Ich bin organisiert«, sagt Pinneberg mürrisch. »Ich bin in 'ner Gewerkschaft.«

      »Emma! Mutter! Unser junger Mann ist in 'ner Gewerkschaft? Wer hätte das gedacht! So schnieke und Gewerkschaft!« Der lange Mörschel hat den Kopf ganz auf die Seite gelegt und besieht seinen künftigen Schwiegersohn mit eingekniffenen Augen. »Und wie nennt sich Ihre Gewerkschaft, mein Junge? Nur raus damit!«

      »Deutsche Angestellten-Gewerkschaft«, sagt Pinneberg und ärgert sich immer mehr.

      Der lange Mann krümmt sich völlig zusammen, so stark überkommt es ihn. »Die Dag! Mutter, Emma, haltet mich fest, unser Jüngling ist ein Dackel, das nennt er 'ne Gewerkschaft! Ein gelber Verband, zwischen zwei Stühlen. Oh Gott, Kinder, so ein Witz ...«

      »Na, erlauben Sie mal«, sagt Pinneberg wütend. »Wir sind kein gelber Verband! Wir werden nicht von den Arbeitgebern finanziert. Wir zahlen unsern Bundesbeitrag selber.«

      »Für die Bonzen! Für die gelben Bonzen! Na, Emma, da hast du dir ja den richtigen ausgesucht. Einen Dag-Mann! Einen richtigen Dackel!«

      Pinneberg sieht hilfesuchend zu Lämmchen, aber Lämmchen sieht nicht her. Vielleicht ist sie es gewöhnt, aber wenn sie es gewöhnt ist, für ihn ist es doch schlimm.

      »Angestellter, wenn ich so was höre«, sagt Mörschel. »Ihr denkt, ihr seid was Besseres als wir Arbeiter.«

      »Denk ich nicht.«

      »Denken Sie doch. Und warum denken Sie das? Weil Sie Ihrem Arbeitgeber nicht 'ne Woche den Lohn stunden, sondern den ganzen Monat. Weil Sie unbezahlte Überstunden machen, weil Sie sich unter Tarif bezahlen lassen, weil Sie nie 'nen Streik machen, weil Sie immer die Streikbrecher sind ...«

      »Es geht doch nicht nur ums Geld«, sagt Pinneberg. »Wir denken doch auch anders als die meisten Arbeiter, wir haben doch andere Bedürfnisse

Скачать книгу