Kaltes Herz. Ana Dee
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Читать онлайн книгу Kaltes Herz - Ana Dee страница 14
„Während meines Einkaufsbummels bin ich mit einem Mann zusammengestoßen und er hat mich anschließend auf einen Kaffee eingeladen. Er ist Koch, arbeitet in einem Schlosshotel und ich war ihn gestern besuchen.“
„Das sind jetzt aber sehr dürftige Details. Hat es zwischen euch gefunkt? Seid ihr euch näher gekommen? Hat er dich geküsst?“
„Entschuldige, wenn ich dich jetzt ausbremse, aber darüber möchte ich nicht reden.“
„Ach Julia, warum zäumst du das Pferd immer von hinten auf? Wie alt ist er überhaupt?“
„Um die vierzig.“
„Oh.“
„Das ist nicht der springende Punkt. Er ist ein komischer Kauz und tendiert ein bisschen in Richtung Narzisst. Auf Dauer wird das zu anstrengend.“
„Ach Julchen, ich wünsche dir so sehr die große Liebe.“ Emily seufzte theatralisch.
„Keine Sorge, irgendwann wird sich der Prinz melden. Bis morgen Emily.“
Um sich auf die bevorstehende Klausur vorzubereiten, kramte Julia ihre Lehrbücher hervor. Wenn es schon mit einer vernünftigen Beziehung nicht klappen wollte, dann sollte zumindest eine anständige Lehrerin aus ihr werden. In Gedanken sah sie sich bereits von einer Horde Kinder umringt, die ihr ein glückliches Zahnlückenlächeln schenkten, während sie die guten Noten verteilte.
Ziemlich abgekämpft verließen Julia und Emily am Nachmittag die Uni.
„Sag mal Julchen, hast du Lust am Abend eine Runde um die Häuser zu ziehen?“
„Ist das dein Ernst? Warst du am Wochenende nicht ausgelastet?“
„Haha, wie witzig“, konterte Emily. „In der Innenstadt hat eine neue Szenekneipe aufgemacht, aber am Wochenende ist die immer proppenvoll, deshalb wollen wir heute los. Was ist, kommst du mit oder willst du in den eigenen vier Wänden versauern?“
„Prinzipiell gern, aber ich möchte meinen Fuß nicht überstrapazieren.“
„Pustekuchen. Soweit ich weiß, gibt es in jeder Kneipe Tische und Stühle. Und fürs Sitzen wird es ja wohl noch reichen?“
„Überredet, ich komme mit. Wann treffen wir uns?“
„Um acht im Lokal.“
„Ich werde da sein.“
Die Freundinnen verabschiedeten sich und Julia fuhr auf dem schnellsten Weg nach Hause. Im Apartment drehte sie die Heizung hoch und setzte sich an den Rechner. Christian hatte sich bis jetzt noch nicht gemeldet, was ihr sehr entgegenkam. Doch kaum hatte sie das Postfach geöffnet, entdeckte sie seine Mail. Er wollte ihr mit Sicherheit mitteilen, dass es zwischen ihnen nicht passte. Wie gut, dass er ihr zuvorkam.
Zögerlich klickte sie auf Öffnen und las erstaunt die Zeilen. Ihre übereilte Flucht in jener Nacht blieb unerwähnt, stattdessen lud er sie zum Adventsmarkt ein. Jetzt musste sie wohl oder übel ein ernstes Wörtchen mit ihm reden und die - hm, was war das eigentlich zwischen ihnen - also, sie musste diese Sache auf dem schnellsten Wege beenden.
Jetzt gleich oder besser morgen? Ach was, warum sollte sie sich ausgerechnet den heutigen Abend verderben. Gutgelaunt erhob sie sich, um dann erneut einen besorgten Blick in den Kleiderschrank zu werfen. Shirt, Jeans, Turnschuhe – dieses Outfit passte so gar nicht in eine angesagte Szenebar.
Sie gönnte sich ein Wannenbad, um die verkrampften Muskeln zu lösen, und rieb den Knöchel anschließend mit einer Salbe ein. In ein paar Tagen sollte das Ganze ausgestanden sein. Ihre langen blonden Haare drehte sie auf große Wickler, damit ihre bescheidene Mähne später in lockeren Wellen auf die Schultern fiel. Wenn sie schon nicht mit passenden Kleidungsstücken auftrumpfen konnte, dann wenigstens mit ihrem Äußeren. Zwar wirkte sie neben Emily immer ein wenig blass und schmal, aber daran hatte sie sich im Laufe ihrer Freundschaft gewöhnt. Es gab schließlich Wichtigeres als reine Äußerlichkeiten.
Die restliche Zeit bis zum Treffen verbrachte sie vor dem Rechner mit einer virtuellen Shoppingtour. Immerhin wollte sie für den nächsten Ausflug ins Nachtleben gewappnet sein, nur hin und wieder kämpfte sie gegen das schlechte Gewissen an. Ihr Konto würde mächtig bluten, aber sie gönnte sich ja sonst nichts. Nach ihrem verschwenderischen Einkauf hob sich ihre Stimmung von Minute zu Minute und sie freute sich auf den Abend. Den Gedanken, als einziger Single dort aufzutauchen, verdrängte sie erfolgreich. Sie warf einen letzten prüfenden Blick in den Spiegel und ihr gefiel, was sie sah.
Gerade als sie die Tür hinter sich zuziehen wollte, ging das Licht im Treppenhaus aus. Sie hörte ein leises Rascheln und tastete nach dem Schalter. Innerhalb von Sekunden flammte das Licht auf. Sie wollte sich gerade abwenden, als ein Hauch von Aftershave um ihre Nase wehte.
„Hallo, ist da jemand?“
Stille.
War das nicht das gleiche Aftershave, das auch Christian benutzte? Zögernd umfasste ihre Hand das Treppengeländer, dann lief sie nach unten. Und wenn schon, Christian war sicher nicht der einzige Mann, dem dieser Duft anhaftete.
Das Lokal war gut besucht und Julia schob sich suchend durch die Menge, bis sie Emily endlich an einem Ecktisch entdeckte.
„Setz dich zu mir Julia, hier ist noch Platz.“
Verbissen quetschte sie sich neben ihre Freundin und fühlte sich in dieser Enge unwohl. Das Stimmengewirr schwoll ständig weiter an und die laute Musik tat ihr Übriges dazu.
„Möchtest du auch einen von diesen leckeren Cocktails probieren?“ Emily nippte an ihrem Glas.
„Danke, aber ich bleibe lieber bei meiner Cola.“
Julia schwitzte in ihrem langärmeligen Shirt und fächelte sich mit der Hand Luft zu. Der Alkohol würde ihr Blut nur noch mehr in Wallung bringen und sie wollte nicht im eigenen Saft schmoren. Die Stimmung am Tisch war aufgekratzt und Julia fühlte sich völlig deplatziert. Gelangweilt ließ sie ihren Blick über die Menge schweifen und blieb an zwei jungen Männern hängen. Sie versuchte noch rasch zur Seite zu schauen, aber es war zu spät. Leon hatte sie entdeckt und winkte ihr zu.
Hoffentlich kamen die beiden nicht zu ihnen an den Tisch und erzählten von Chris… oh nein, sie kamen tatsächlich. Am liebsten wäre sie unter die Sitzbank gekrochen, aber dafür war es bereits zu spät. Lässig klopfte Leon auf die Tischplatte.
„‘n Abend allerseits. Hallo Julia, wie geht’s?“
Sämtliche Augenpaare waren auf sie gerichtet und ihr schoss augenblicklich die Röte ins Gesicht. „Darf ich vorstellen, Leon und Daniel.“
„Und woher kennst du die beiden? Du hast mir noch nie etwas von ihnen erzählt?“ Emily musterte sie vorwurfsvoll.
„Das sind Arbeitskollegen von Christian“, flüsterte Julia, bevor sie sich Leon und Daniel zuwandte. „Was hat euch denn hierher verschlagen?“
„Ich wohne hier und ziehe mit Daniel um die Häuser.