Feuerblüte III. Катя Брандис

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Feuerblüte III - Катя Брандис

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ersten Blick auf das gemütlich aussehende Bett stellte Jorak fest, dass auch er todmüde war. Er hatte sich immer noch nicht ganz an den Luxus gewöhnt, in einem richtigen Bett zu nächtigen statt auf der Straße oder in einem Stall.

      Aber auch das wäre ihm jetzt egal gewesen, Hauptsache er konnte mit Alena zusammen sein. Manchmal schien ihm sein Glück noch immer unfassbar. Kaum hatte der Wirt die Tür hinter sich geschlossen, nahm er Alena in die Arme und strich ihr zärtlich eine Haarsträhne aus dem Gesicht. „Habe ich dir heute schon gesagt, dass ich dich liebe, Feuerblüte?“

      Alena lachte. „Heute noch nicht“, meinte sie und küsste ihn, bis ihnen beiden die Luft ausging. Dann warf sich Alena angezogen aufs Bett. „Morgen unterhalten wir uns aber mit diesem Erzähler. Dann soll er uns nochmal erklären, was in Vidrano los war!“

      Jorak nickte. „Er hat mir vorhin einen ganz seltsamen Blick zugeworfen. Keine Ahnung, was das alles soll.“

      „Jedenfalls hat er uns schon mal die Erklärung geliefert, warum das Essen hier so schlecht ist. Wenn der Wirt und die Köchin krank sind, kann das ja nichts werden.“

      „Na, hoffentlich stecken wir uns nicht an. Vielleicht hätten wir doch im Wald übernachten sollen.“

      Jorak streifte sich das Hemd über den Kopf, um sich zu waschen. Das Wasser war eisig kalt, aber klar und frisch. Gerade als er sich gründlich abreiben wollte, klopfte es leise und verstohlen an die Tür. Mit einem Satz sprangen Alena und Cchraskar auf.

      Draußen stand der blonde Geschichtenerzähler. „Schnell, lasst mich rein, bevor mich jemand sieht! Es ist wichtig!“

      „Na, da bin ich ja mal gespannt“, sagte Alena.

      „Du kannst gerne unterss Bett kriecchen, unters Bett, da findet dich keiner“, schob Cchraskar nach.

      Der Blonde verzog das Gesicht und schlich sich herein. „Nur, dass eins klar ist“, flüsterte er. „Ich bin nur wegen euch geblieben – sonst wäre ich jetzt schon weit weg und in Sicherheit.“

      „Was meinst du damit, in Sicherheit?“ Jorak legte den Lappen hin, mit dem er sich gewaschen hatte.

      „Habt ihr nicht gemerkt, dass hier etwas gewaltig faul ist? Das Gasthaus in der Hand von völlig fremden Leuten, und dass der Wirt und alle seine Leute krank sind, nehme ich denen keinen Moment lang ab!“

      Jetzt waren Jorak und Alena wieder hellwach. „Was hat das zu bedeuten?“

      „Ganz einfach“, sagte der Fremde; seine blauen Augen funkelten im schwachen Licht. „Nach dem Aufgang des dritten Mondes, wenn man euch und die anderen Gäste im seligen Schlaf wähnt, werden vermutlich Bewaffnete von Zimmer zu Zimmer ziehen und alle Gäste um ihre Wertsachen erleichtern. Besagte Räuber warten im Moment sehr wahrscheinlich im Keller darauf, dass es endlich losgeht.“

      Erschrocken blickte Jorak ihn an. Er wusste sofort, dass der Geschichtenerzähler recht hatte, und verfluchte sich dafür, dass er das alles nicht selbst rechtzeitig begriffen hatte. Zwar besaß er nicht viel, aber sein Dolch war wertvoll und er hätte lieber einen Finger seiner Hand hergegeben als seine selbst geschnitzte Flöte. Außerdem konnte es sein, dass die Räuber ihre Opfer anschließend umbrachten, damit es keine Zeugen gab. „Kommen wir noch raus?“

      „Vergiss es. Die lassen euch nicht mehr gehen.“

      „Aber warum haben sie sich die ankommenden Reisenden nicht gleich in der Gaststube vorgenommen?“, mischte sich Alena ein.

      Der Erzähler zuckte die Schultern. „Anscheinend wollen sie keinen offenen Kampf riskieren. Es muss ja nur einer entwischen, um die ganze Sache auffliegen zu lassen.“

      „Wir wissen nicht, wie viele Leute es sind“, überlegte Alena. „Wenn wir Glück haben, zu wenige, um es mit wachen und gewarnten Gästen aufzunehmen.“

      „Aber vielleicht bekommen sie heute Nacht auch noch Verstärkung aus dem Wald.“

      „Die sssollen ruhig kommen!“, fauchte Cchraskar. „Bisschen kämpfen ist gut für den Kreislauf, gut!“

      Jorak verzog das Gesicht. Seinem Kreislauf wäre mit einer Runde Schlaf besser gedient gewesen. Er und Alena waren so erschöpft von ihrer Reise durch den Lanzenwald, dass sie im Moment besser keinen Kampf riskierten.

      „Wie heißt du eigentlich?“, fragte Alena den Blondschopf.

      Der verzog den breiten Mund zu einem Grinsen. „Finley ke Nerada. Bin zwar Geschichtenerzähler, sage aber ansonsten meistens die Wahrheit. Und ihr?“

      Nachdem sie sich vorgestellt hatten, beschlossen sie, dass sie sich vorübergehend trennen würden – Jorak und Cchraskar sollten sich durchs Haus schleichen und die anderen Gäste warnen. Alena und Finley würden nach unten gehen und möglichst weit unten auf der Treppe Wache halten, damit sie nicht von den Räubern überrascht werden konnten.

      „Nar dann los“, brummte Cchraskar und trippelte neben Jorak her zu den anderen Zimmern.

      ***

      Das Karénovia-Tal war eine abgelegene Gegend abseits der Handelsrouten – der nächstgrößere Ort, Novias, lag fünf Stunden Fußmarsch entfernt auf der anderen Seite der Berge.

      Ganz ähnlich wie hier sieht es in den Vorbergen des Alestair-Gebirges aus, wo der Tempel des Orakels heute steht, dachte Rena, als sie über den Bergpass kraxelte und vorsichtig den von Wildblumen gesäumten schmalen Pfad zum Talgrund abstieg. Vielleicht mögen die Drillinge einfach die Berge und wollen ihnen nah sein?

      Kleine Steinchen kollerten vor ihren Füßen davon, und Rena graute davor, zu stolpern und über die Kante in den Abgrund zu fallen. Wie alle Menschen der Erd-Gilde hatte sie Höhenangst. „Ich glaube, mir wird gleich schwindelig“, stöhnte sie und presste sich mit dem Rücken gegen die Felswand.

      „Ist doch toll hiiier!“ Ruki schwebte über ihr vergnügt in den Aufwinden, die die Flanken der Berge hochströmten. Manchmal waren seine großen Schwingen kaum eine Menschenlänge von dem grauen Fels entfernt, der von Höhlen durchzogen war. In vielen der Höhlen nisteten Bergzarahs, wendige graue Vögel mit spitzen roten Schnäbeln. Das Piepen ihrer Brut klang wie ein vielstimmiger Chor.

      Trotz ihrer Angst musste Rena zugeben, dass die Aussicht etwas für sich hatte. Wenn man sich um die eigene Achse drehte, konnte man gleich drei Provinzen sehen: Im Nordosten blickte man ins grüne Alaak, im Westen schimmerte das Seenland verheißungsvoll zu ihr herauf, und im Südosten, auf der anderen Seite der Berge, erstreckte sich das schroffe, trockene Tassos.

      Von hier oben erkannte man, dass die Menschen im Tal nicht sehr gesellig zu sein schienen – der Kern des Ortes lag neben einem See und umfasste nur zwei Dutzend zusammengewürfelt aussehende Hütten. Der Rest verteilte sich in Form von abgelegenen Höfen. Auf einem davon mussten die Drillinge des Orakels geboren sein; mitten im Ort hätte man ihre Existenz nie geheim halten können.

      Es gibt mehrere Möglichkeiten, wie ihre Eltern gestorben sein könnten, überlegte Rena. War es wirklich ein Unfall und pures Pech? Hatten sie Selbstmord begangen? Hatte irgendein Erwachsener sie umgebracht – oder waren es die Kinder selbst gewesen? Noch konnte sie keine dieser Möglichkeiten ausschließen. Nur eines war sicher, der Rat hatte sich bisher nicht um die Angelegenheit gekümmert und keine Nachforschungen angestellt. Vielleicht wollten er gar nicht so genau wissen, was damals vor ein paar Wintern passiert war, Hauptsache,

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