Und leise schließt sich eine Tür. Thomas GAST
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Thomas GAST
Und leise schließt sich eine Tür
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Inhaltsverzeichnis
Und leise schließt sich eine Tür
Die Geheimnisse des Roten Meeres
Papa, warum fällt der Mond nicht runter?
Ich will kein Allerweltsmensch sein
Geschichten die das Leben schreibt
Und leise schließt sich eine Tür
Was mir wichtig schien über all diese Jahre - einundzwanzig Kurzgeschichten zum Nachdenken.
So ist das Wesentliche einer Kerze nicht das Wachs, das seine Spuren hinterlässt, sondern das Licht. (Die Stadt in der Wüste - Antoine de Saint-Exupéry (1900-44), frz. Flieger u. Schriftsteller).
General Freitag
Ich glaube fest daran, dass Begegnungen das Wichtigste im Leben eines Mannes sind. Wenn ich heute - den Bart recht weiß vom Alter, all die Jahre zurückdenke, so waren einige meiner Begegnungen mit anderen Menschen so ergreifend und für mich zur Menschwerdung so einschneidend schön und wertvoll, dass ich sie nicht missen möchte. Folgendes Ereignis prägte mich nachhaltig. Wenn ich mich daran erinnere, befällt mich stets ein Lächeln und ich werde gleichzeitig von einem Hauch tiefsten Bedauerns heimgesucht.
Tschad. Wir schrieben das Jahr 1991. Ich befand mich mitten im Herzen der südlichen Sahara, an einem Ort namens Abéché. Abéché, Zentrum und Knotenpunkt des Sklavenhandels, war eine der letzten zivilisierten Bastionen vor der großen Weite der Borkou-Ennedi-Tibesti Wüste. Gleichzeitig war es der dunkelste Flecken Erde den man sich nur vorstellen kann. Dunkel, weil hier der Teufel regierte. Satan hatte auch einen Namen. Hoffnungslosigkeit! Die Menschen die hier lebten, hatten die Hoffnung, diesen düsteren Ort einmal verlassen zu können, längst begraben. Wer hier geboren wurde, der blieb, basta! Oder er schloss sich einer der Karawanen an, die immerwährend nach Norden zogen, hinein in die Tibesti Wüste und hinein ins Ungewisse.
Nach Süden zu ziehen, hin zu den großen Städten, davon träumte hier jeder. Doch das kostete Geld. Geld jedoch hatten die Menschen in Abéché nicht. Sie hatten nur Zeit. Und davon sehr viel.
Ich war damals mit meiner Einheit zwei Monate lang in Abéché stationiert. Mein Dienstgrad war der eines Sergenten. Ein Gruppenführer in der Fremdenlegion ist ein kleiner Feldmarschall. Es gibt kaum ein besseres Leben. Ich war mein eigener Herr. Frei wie der Wind fühlte ich mich wie ein Seigneur. Und genauso liberal war mein Habitat. Die Stoßzähne eines alten Elefantenbullen zierten meinen Salon und die Haut einer Riesen-Python hing ihr gegenüber, doch das war längst nicht alles. Auf dem einzigen Regal standen uralte Tonkrüge, afrikanischer grisgris wie Skulpturen aus Kamerun, graue Ebenholzfiguren aus Gabun und einige Ölgemälde aus der Zentralafrikanischen Republik. Sozusagen war ich reich. Und ich war zufrieden.
Wir waren alle zufrieden, jeder einzelne in meiner Einheit. Und das jeden einzelnen Tag. Samstags feierten wir ausgelassene Feste. Wir aßen Capitaine, einen Fisch aus dem Tschad See. Dazu tranken wir Gala, das einheimische Bier. Sonntags ritten wir aus. Mein Pferd hieß Cheitan und es hatte sprichwörtlich den Teufel im Leib.
Montags, eine Kolonne Legionäre dicht auf unsren Fersen, machten wir uns auf ins Gelände. Wir drangen tief in die Wadis und Talwege ein, dorthin also, wohin sich kein Europäer jemals hin verirrte. Gewaltmärsche standen an. Sie waren brutal, erschöpfend und - nach den recht feudalen Wochenenden, auch ernüchternd. Die Demut hatte uns wieder.