Die toten Seelen. Nikolai Gogol

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Die toten Seelen - Nikolai Gogol страница 24

Автор:
Серия:
Издательство:
Die toten Seelen - Nikolai Gogol

Скачать книгу

nach dem gestrigen Abend einen Geschmack, als ob darin eine ganze Schwadron übernachtet hätte. Denk dir nur, mir träumte, daß man mich mit Ruten züchtigte, bei Gott! Und denke dir nur, wer! Das wirst du niemals erraten: der Stabsrittmeister Pozelujew und der Leutnant Kuwschinnikow.«

      – Es wäre gar nicht schlecht, – dachte sich Tschitschikow, – wenn man dich in Wirklichkeit mit Ruten züchtigte. –

      »Bei Gott! Und das tat weh! Als ich erwachte, fühlte ich sogar ein Jucken am ganzen Körper: das waren wohl die verdammten Flöhe. Nun, geh hin, zieh dich an. Ich will gleich zu dir kommen. Ich muß nur noch dem Verwalter, diesem Schuft, ein Donnerwetter machen.«

      Tschitschikow ging auf sein Zimmer, um sich zu waschen und anzuziehen. Als er darauf ins Speisezimmer kam, stand schon der Tee nebst einer Flasche Rum auf dem Tisch. Im Zimmer waren noch Spuren vom gestrigen Mittag- und Abendessen zu sehen. Offenbar hatte noch kein Besen den Boden berührt. Auf dem Boden lagen Brotkrumen herum, und auf dem Tischtuch war noch Tabaksasche zu sehen. Der Hausherr selbst, der bald darauf erschien, trug unter seinem Morgenrock nichts als die nackte Brust, auf der eine Art Bart wuchs. Wie er so mit der Pfeife in der Hand dasaß und den Tee aus der Tasse schlürfte, bot er ein ausgezeichnetes Modell für einen Maler, der die geschleckten und gekräuselten oder kurzgeschorenen Herren nicht leiden mag, die man auf den Schildern der Barbiere sieht.

      »Nun, wie denkst du?« fragte Nosdrjow, nachdem er eine Weile geschwiegen hatte. »Willst du um die Seelen spielen?«

      »Ich habe es dir doch schon gesagt, Bruder, daß ich nicht spiele; wenn du sie verkaufen willst, so kaufe ich sie gern.«

      »Verkaufen mag ich sie nicht: das wäre nicht freundschaftlich. Ich will nicht, weiß der Teufel wovon, den Rahm abschöpfen. Ein Kartenspiel ist eine andere Sache. Spielen wir doch wenigstens eine Partie!«

      »Ich hab dir schon gesagt, daß ich nicht will.«

      »Willst du auch nicht tauschen?«

      »Nein, ich will nicht.«

      »Dann höre: wir wollen eine Partie Dame spielen; wenn du sie gewinnst, gehören alle Seelen dir. Ich habe doch eine Menge Seelen, die in den Listen noch nicht gestrichen sind. He, Porfirij, bring mal das Damenbrett her!«

      »Vergebliche Mühe: ich werde nicht spielen.«

      »Das ist doch was ganz anderes als Kartenspiel; hier kann weder von Glück noch von einem Schwindel die Rede sein: alles hängt vom Können ab, und ich mache dich schon im voraus darauf aufmerksam, daß ich sehr schlecht spiele; du wirst mir etwas vorgeben müssen.«

      – Ich will mal versuchen, – dachte sich Tschitschikow, – mit ihm Dame zu spielen. Dame spiele ich sonst nicht schlecht, und schwindeln kann er dabei nicht. –

      »Schön, es sei, eine Partie Dame will ich spielen.«

      »Die Seelen setze ich mit hundert Rubeln ein!«

      »Warum denn mit hundert? Es genügt, wenn du sie mit fünfzig einsetzt.«

      »Fünfzig ist doch kein Betrag! Lieber gebe ich für die gleichen hundert Rubel auch noch einen jungen Hund mittlerer Sorte oder ein goldenes Anhängsel in Form eines Petschaftes dazu.«

      »Also gut!« sagte Tschitschikow.

      »Und was gibst du mir vor?« fragte Nosdrjow.

      »Warum soll ich dir was vorgeben? Natürlich nichts.«

      »Dann will ich wenigstens die beiden ersten Züge haben.«

      »Ich will nicht: ich spiele selbst schlecht.«

      »Das wissen wir, wie schlecht ihr spielt!« sagte Nosdrjow, einen Zug machend.

      »Schon lange habe ich keinen Stein in der Hand gehabt!« sagte Tschitschikow, gleichfalls einen Stein vorrückend.

      »Das wissen wir, wie schlecht ihr spielt!« sagte Nosdrjow beim zweiten Zug.

      »Schon lange habe ich keinen Stein in der Hand gehabt!« sagte Tschitschikow, wieder einen Stein vorrückend.

      »Das wissen wir, wie schlecht ihr spielt!« sagte Nosdrjow, indem er mit der Hand einen Stein und zugleich mit dem Ärmel einen zweiten vorschob.

      »Schon lange habe ich keinen Stein in der Hand gehabt! . . . He! he! . . . was ist denn das, Bruder? Schieb ihn doch zurück!« sagte Tschitschikow.

      »Wen denn?«

      »Nun, den Stein!« sagte Tschitschikow. Im selben Moment bemerkte er dicht vor seiner Nase auch noch einen zweiten Stein, der eben im Begriff war, Dame zu werden. Woher dieser Stein plötzlich aufgetaucht war, das wußte Gott allein. »Nein,« sagte Tschitschikow, sich erhebend, »mit dir kann man unmöglich spielen. Das geht nicht: drei Züge auf einmal!«

      »Warum denn drei? Es war ein Versehen. Der eine Stein hat sich zufällig verschoben, ich will ihn gern zurückschieben.«

      »Und wo kommt der andere her?«

      »Welcher andere?«

      »Dieser da, der eben Dame werden will?«

      »Da haben wir's, als ob du es nicht mehr wüßtest!«

      »Nein, Bruder, ich habe alle Züge gezählt und habe alles im Kopf. Du hast ihn eben erst hergesetzt. Sein Platz ist hier!«

      »Wie, wo ist sein Platz?« sagte Nosdrjow errötend. »Wie ich sehe, Bruder, bist du gar ein Dichter!«

      »Nein, Bruder, du scheinst eher Dichter zu sein, doch einer ohne Erfolg.«

      »Für wen hältst du mich denn?« sagte Nosdrjow. »Werde ich etwa mogeln?«

      »Für gar nichts halte ich dich, aber ich will nicht mehr mit dir spielen.«

      »Nein, du darfst nicht mehr zurücktreten,« sagte Nosdrjow, sich immer mehr ereifernd, »das Spiel ist angefangen!«

      »Ich darf wohl zurücktreten, denn du spielst nicht so, wie es einem anständigen Menschen geziemt.«

      »Nein, du lügst, das darfst du nicht sagen!«

      »Nein, Bruder, du lügst selbst!«

      »Ich habe nicht gemogelt, und du darfst nicht mehr zurücktreten, du mußt die Partie zu Ende spielen!«

      »Dazu kannst du mich nicht zwingen«, sagte Tschitschikow kaltblütig. Er trat ans Brett und warf alle Steine durcheinander.

      Nosdrjow geriet in Wut und ging so nahe an Tschitschikow heran, daß dieser zwei Schritte zurückwich.

      »Ich werde dich zwingen, zu spielen. Das macht nichts, daß du die Steine durcheinander geworfen hast. Ich kann mich aller Züge erinnern. Wir stellen sie wieder so auf, wie sie standen.«

      »Nein, Bruder, die Sache ist erledigt: ich werde mit dir nicht mehr spielen.«

      »Du willst also nicht spielen?«

      »Du siehst doch selbst, daß es unmöglich ist, mit dir zu spielen.«

      »Nein,

Скачать книгу