Auf seidenen Schwingen. Melanie Weber-Tilse
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Читать онлайн книгу Auf seidenen Schwingen - Melanie Weber-Tilse страница 3
Melody verstand sofort und drückte ihre Flaschen zum Wegräumen direkt Milow in die Hände.
Vor der Tür kicherten die beiden wie Teenager. „Meine Güte, das war mit den beiden nicht auszuhalten“, gluckste Melody.
„Milow liegt mir schon seit Wochen in den Ohren, wie er am besten an Sarah herankommt. Man könnte meinen, er wäre 14 und nicht schon 24.“
„Sarah verhält sich da aber auch nicht besser.“ Melody setzte sich auf eine der Kisten und schaute in den immer dunkler werdenden Himmel.
„Magst du auch eine? Ist leider noch etwas warm.“ Dylon hielt ihr eine Coke hin.
„Danke.“ Wenn doch alles anders wäre, dann wäre jetzt auch für sie der perfekte Zeitpunkt gekommen, um auf Dylons Annäherungsversuche einzugehen.
Er setzte sich neben sie und ihre Arme berührten sich. Verdammt, sie musste es jetzt klarstellen.
„Hör zu, Dylon. Ich bin allerdings auch nicht blind. Du gefällst mir unheimlich gut und ich gehe davon aus, dass das auf Gegenseitigkeit beruht?“
„Da hast du vollkommen Recht, Melody. Ich bin schon lange …“
„Stopp. Bevor du weitersprichst, muss ich dir etwas sagen. Ich mag dich, sehr sogar und unter anderen Umständen … nun ja, es ist aber nun mal so, wie es ist. Es gibt da einen anderen Mann. Auch wenn es sich sehr altmodisch anhört, so bin ich ihm versprochen und dieser Anspruch wird nie erlöschen. Auch wenn ich einen Aufschub bekommen habe, so werde ich letztendlich irgendwann seine Frau werden.“ Dass es dafür aber vielleicht hunderte oder tausende von Jahren dauern könnte, konnte sie natürlich nicht erzählen.
„Mist. Das wusste ich nicht. Ich hätte nie gedacht, dass es so etwas heute noch gibt. Und das lässt sich nicht ändern? Ich meine, man ist doch mit jemandem aus Liebe zusammen, heiratet, gründet eine Familie. Aber man wird doch nicht mehr versprochen.“ Dylon war wirklich fassungslos, das merkte Melody.
„Das ist auch kein klassisches Versprechen, weil es die Eltern ausgemacht haben. Hier hängt viel mehr dran, was ich leider nicht erzählen darf. Tut mir wirklich leid, Dylon. Aber ich möchte fair sein und dir sagen, woran du bei mir bist.“
„Danke für deine Ehrlichkeit.“ Er nahm ihre Hand und so saßen sie noch einige Zeit, blickten stumm in den Himmel und tranken ihre Coke.
„Hey, nicht so faul ihr beiden, die ersten Gäste werden bald kommen“, wurden sie von Milow hochgescheucht.
„Sklaventreiber“, murrte Dylon leise und packte sich die nächste Kiste zum Reintragen. „Lass stehen, die tragen wir schon“, wollte er Melody aufhalten, die nach einer der Kisten griff.
„Ich bin nicht aus Zucker“, erwiderte sie und hob die Kiste an. Dass sie für sie ein Federgewicht war, zeigte sie allerdings nicht, sondern spielte perfekt die sich abschleppende Frau.
Die Party war im vollen Gange und Sarah und Melody hatten alle Hände voll zu tun. Die Stimmung war bombastisch und Milow legte heiße und fetzige Musik auf. Dylon war für die Technik zuständig, kam aber irgendwann an die Theke, um mitzuhelfen.
Dieses Mal schien die Party sich in ganz Angle City rumgesprochen zu haben.
„Heilige Scheiße, heute ist hier ja die Hölle los.“ Dylon musste gegen die laute Musik anbrüllen.
Die zwei Frauen hoben den Daumen und Melody hatte ihre Haare mittlerweile mit einem Band am Hinterkopf fixiert. In der Halle stand die Luft und irgendwann klebte einem alles nur noch am Leib.
Während der neueste Mix lief, tanzten die drei hinter der Theke zwischen der Ausgabe hin und her. An sich machte es natürlich Spaß, denn Melody musste nicht im Gedränge in der Halle stehen. Das mochte sie gar nicht.
Es zwar schon weit nach Mitternacht, als Bewegung in die Menschen kam und immer mehr Stimmen laut wurden. „Bullen!“
Damit waren nicht die Tiere gemeint und mit schnellen Blicken verständigten sich die drei hinter der Theke und auch Milow ließ die Musik verstummen und gab durch das Mikro bekannt: „Verschwindet, wir sind aufgeflogen.“
Die Leute verschwanden zügig aus der Halle und Milow war schon dabei, mit Hilfe von Dylon die Musikanlage ins Auto zu verfrachten.
„Lasst alles andere stehen, das packen schon die Cops ein“, grinste Milow breit. „Fahrt uns hinterher, wir kennen einen Weg, wo wir nicht auf ungewollten Besuch treffen werden.“
Sarah und Melody rannten nach vorne zum Jeep. Sie fuhren einmal um die Halle herum, wo schon die beiden Männer warteten, und setzten sich hinter deren Auto.
„Puh, wie gut, dass ich denen nur hinterherfahren muss.“ Es war wirklich stockdunkel und Sarah konnte sich gut an den Rücklichtern orientieren.
In einiger Entfernung konnte Melody das Blaulicht der nahenden Polizei erkennen. Allerdings würden sie weit entfernt sein, wenn diese bei der Halle eintrafen.
Nach kurzer Fahrt hielten Milow und dann auch Sarah an.
„Schade, wir hatten die letzten Male immer Ruhe vor der Polizei. Aber diesmal war auch mehr los als sonst. Dass die dann irgendwann spitz bekommen, wo die Party ist, war zu erwarten.“ Milow nahm es gelassen. Er hatte seine Musikanlage und alles andere war ihm egal.
Sie standen neben den Autos, die Lichter waren aus und nur das Zirpen der Grillen war zu hören. Die Nacht war angenehm hier draußen in der freien Natur.
Es war so friedlich und doch stellten sich die Nackenhaare von Melody auf. Sie kannte das Gefühl, auch wenn es lang her war, dass sie es wahrgenommen hatte.
Die anderen drei lachten und redeten und hörten Melody erst gar nicht, als diese sagte: „Ins Auto.“
Das unangenehme Gefühl verstärkte sich und Melody wiederholte lauter: „Verschwindet ins Auto!“
Auch wenn die drei Melodys Gesichtsausdruck nicht sehen konnten, so hörten sie an ihrer Stimme, dass etwas nicht stimmte.
„Was ist los?“, fragte Sarah beunruhigt nach.
Dann hörten sie es alle: das Schlagen von Flügeln über ihnen in der Luft.
„Scheiße, was sind das für große Vögel?“
„Geht ins Auto“, brüllte Melody nun. „Das sind keine Vögel!“
Die anderen waren gerade in Milows Auto gehechtet, als Melody schon die Krallen in ihrem Rücken spürte. Sie reagierte sofort, drehte sich um und riss den Höllenengel am Bein zu sich herunter. Als sie ihre Hand in seine Brust stieß, fühlte sie, wie die Haut unter ihren Fingern zerriss, die Knochen zerbarsten und dann war sie endlich genau dort, wo sie hinwollte.
Sie schloss ihre Hand um den pochenden Klumpen und mit einem Ruck holte sie ihn aus dem Körper heraus. Kurz pumpte er noch in ihrer Hand weiter und zerfiel dann zu Asche – genau wie das Wesen, das sie angegriffen hatte.
Melody konnte nicht fassen, dass sie offen attackiert worden war. Das traute sich normalerweise keiner von