DER ZIRKEL DER GERECHTEN. Edgar Wallace

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DER ZIRKEL DER GERECHTEN - Edgar Wallace

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wir werden ihnen die Stirn bieten...« Sie wurde von lauten Stimmen und einem Geräusch von schlurfenden Schritten in dem kleinen Vorraum unterbrochen und ein Warnruf ließ das Auditorium von den Stühlen aufspringen. »Die Polizei!«

      Hundert Hände verschwanden in heimlichen Taschen, aber jemand sprang nahe dem Eingang auf eine Bank und hob gebieterisch die Hand. »Gentlemen, es gibt keinen Grund für einen Alarm! Ich bin Detective Superintendent Falmouth von Scotland Yard, und ich habe mit der Roten Hundert kein Problem.«

      Der Kleine Peter, für einen Augenblick wie versteinert, bahnte sich nun seinen Weg zum Detektiv. »Wen wollen Sie und was wollen Sie?«, fragte er. Der Detektiv stand mit dem Rücken zur Tür und antwortete. »Ich will zwei Männer haben, die beim Eintritt in diese Halle gesehen wurden: zwei Mitglieder einer Organisation, die außerhalb der Roten Hundert steht. Sie...«

      »Ha!« Die Frau stand immer noch auf der Bühne und beugte sich jetzt mit blitzenden Augen vor: »Ich weiß – ich weiß!«, schrie sie atemlos; »die Männer, die uns bedrohten – die mich bedrohten – Die Vier Gerechten!«

      Der Große hielt seine Hand in der Tasche, als der Detektiv sprach. Beim Betreten der Halle hatte er sich mit einem schnellen Blick einen Überblick über jedes Detail verschafft. Er sah den perlenverzierten Streifen von unbemaltem Holz, das die elektrischen Kabel verdeckte, und er hatte die Gelegenheit benutzt, während der geschwätzige Bruder seine Rede zum Zwecke weiterer Aufklärung hielt. Links neben der Bühne war ein weißes Schaltbrett aus Porzellan angebracht, mit einem halben Dutzend Schaltern. Er schätzte die Entfernung ab und seine Hand mit der Pistole schnellte hoch. Peng! Peng! Glas zersplitterte, mit einem blauen Blitz schlug eine Flamme aus den zerschmetterten Sicherungen – und die Halle war in Dunkel getaucht. Das alles geschah, bevor der Detektiv von seiner Bank aus in die kreischende, schreiende Menge springen konnte – bevor der Polizeibeamte einen Blick von dem Mann erhaschen konnte, der die Schüsse abfeuerte. Im Nu war das totale Chaos entstanden.

      »RUHE!«, brüllte Falmouth über das Getöse hinweg. »Ruhe! Seid endlich still, ihr elenden Feiglinge! Brown, Curtis, bringen Sie eine Lampe her – Inspektor, wo sind die Laternen Ihrer Leute?«

      Ein Dutzend Blendlaternen schickten ihre Strahlen über das zappelnde Gedränge.

      »Machen Sie Ihre Laternen auf!« Und zum schäumenden Pöbel gewandt rief er »RUHE!« Dann erinnerte sich ein aufgeweckter junger Beamter, dass er in dem Raum Gasleuchter gesehen hatte und kämpfte sich durch den heulenden Mob. Schließlich kam er an die Wand und fand die Installation mit seiner Laterne. Mithilfe eines brennenden Streichholzes zündete er das Gas an und die Panik legte sich so schnell wie sie begonnen hatte. Falmouth, kochend vor Wut, warf einen wilden Blick umher. »Bewacht die Tür«, sagte er kurz angebunden; »die Halle ist umstellt und eigentlich können die nicht entkommen.« Zusammen mit zweien seiner Männer durchschritt er rasch den Mittelgang und schwang sich auf die Bühne, von wo er das Publikum betrachtete.

      Die Frau von Gratz, totenbleich, stand wie erstarrt, mit einer Hand an den kleinen Tisch gelehnt, die andere Hand an ihrer Kehle. Falmouth gebot Ruhe mit erhobener Hand und die Gesetzesbrecher gehorchten.

      »Ich habe kein Problem mit der Roten Hundert«, sagte er. »Das Gesetz dieses Landes erlaubt es, gegenteilige Meinungen und Lehren zu äußern, so unerwünscht sie auch sein mögen – ich bin heute hier, um zwei Männer festzunehmen, die die Gesetze dieses Landes gebrochen haben. Zwei Personen, die zu der Organisation ‚Die Vier Gerechten‘ gehören.«

      Während seiner gesamten Ansprache durchsuchte er ständig die Gesichter der Leute vor ihm. Er wusste, dass ihn die Hälfte nicht verstand, und daher diente das anschließende Gemurmel nach seiner Rede der Übersetzung und Erklärung. Die Gesichter, die er suchte, konnte er nicht ausmachen. Er kannte diese Männer nicht und hoffte darauf, dass sie sich durch seine Untersuchung zu einem Fehler hinreißen lassen würden. Es soll vorkommen, dass Kleinigkeiten und Einzelheiten gelegentlich zu enormen Erfolgen führen. Ein schleudernder Bus war am Piccadilly in einen Privat-PKW gedonnert. So wurden drei sich lautstark bemerkbar machende Ausländer entdeckt, die in dem umgestürzten Fahrzeug gefangen waren. Des Weiteren entdeckte man, dass der Fahrer sich in der allgemeinen Verwirrung aus dem Staub gemacht hatte. In der Dunkelheit tauschten die drei Gefangenen ihre Erfahrungen aus und kamen zu dem Schluss, dass nämlich ihre Entführung nichts als die Folge eines geheimnisvollen Briefes war, den jeder von ihnen bekommen hatte. Er trug die Unterschrift Die Vier Gerechten. In ihrer augenblicklichen, durch den Unfall hervorgerufenen Panik verfluchten sie namentlich Die Vier Gerechten und da jene sich nicht gut standen mit der Polizei, wurden diese weiter befragt.

      Am Ende raste Falmouth in den Osten Londons, wo er in der Middlesex Street einen Gruppe Polizisten antraf, die dorthin beordert worden waren. Dort sah er sich in derselben misslichen Lage, die er immer schon kannte – er wusste von den Vier Gerechten immer nur die Namen, Symbole einer flüchtigen, aber unbarmherzigen Macht, die in Sekundenschnelle und präzise zuschlug – und das war es für ihn.

      Zwei oder drei der Anführer der Roten Hundert hatten sich abgesondert und drängten näher zur Bühne.

      »Wir kennen leider keinen«, sagte François, der Franzose, der in fehlerlosem Englisch für seine Leute sprach, »der Leute, die Sie suchen, aber da sie keine Brüder unserer Gesellschaft sind und darüber hinaus« – hier fand er fast keine Worte für die unglaubliche Situation – »uns bedroht, uns alle bedroht haben«, wiederholte er in tiefer Bestürzung, »haben Sie bei allem unsere volle Unterstützung.« Der Detektiv ergriff die günstige Gelegenheit.

      »Gut!«, sagte er und umriss einen schnellen Plan. Die zwei Männer konnten nicht aus der Halle entwichen sein. Es gab da eine kleine Tür neben der Bühne, er hatte sie gesehen wie auch die beiden Männer, die er suchte. Da schien eine Flucht möglich; sie hatten wohl ebenso gedacht. Aber Falmouth wusste, dass die Tür, die von dem kleinen Raum nach draußen führte, durch zwei Polizisten bewacht wurde.

      Das hatten die beiden Gesuchten aber auch herausgefunden. Er wandte sich schnell an François. »Ich will, dass jede Person in der Halle einen Bürgen bekommt«, sagt er schnell. »Jemand muss jeden Mann identifizieren und der Identifizierte muss sich auch bestätigen lassen.« Die entsprechenden Vorbereitungen wurden mit Lichtgeschwindigkeit durchgeführt. Die Anführer der Roten Hundert erklärten den Plan von der Bühne aus in Französisch, Deutsch und Jiddisch. Dann bildete die Polizei eine Reihe und die Leute schritten hindurch, einer nach dem anderen. Eingeschüchtert, misstrauisch oder selbstbewusst, je nach persönlicher Verfassung passierten sie die Polizisten. »Das ist Simon Czech aus Budapest.« »Wer kann ihn identifizieren?« »Ich« – kam es von einem Dutzend Stimmen.« Weitergehen.« »Das ist Michael Ranekov aus Odessa.«

      Und so ging es Name für Name weiter, bis schließlich:

      »Es scheint viel einfacher zu gehen, als ich mir vorgestellt habe.« Ein großer Mann mit gestutztem Bart sprach es mit kehliger Stimme aus, der man weder Deutsch noch Jiddisch anhören konnte. Er hatte die Untersuchung amüsiert beobachtet.

      »Mit aller Macht die Spreu vom Weizen trennen«, sagte er mit einem schwachen Lächeln und sein wortkarger Kumpel nickte dazu. Dann fragte er: »Glauben Sie, dass irgendjemand von diesen Leuten Sie als den Schützen wiedererkennt?«

      Der Große schüttelte entschieden den Kopf. »Sie hatten nur die Polizei im Blick – und außerdem kam mein Schuss zu schnell. Niemand hat mich gesehen, außer...« »Die Frau von Gratz?«, fragte der andere ungerührt. »Die Frau von Gratz«, sagte George Manfred. Sie reihten sich in die Schlange ein, die sich allmählich Richtung Polizei bewegte. »Ich fürchte«, sagte Manfred, »wir werden zu einer Flucht nach der Brechstangen-Methode gezwungen, die ich aus Prinzip und noch nie habe leiden können.« Die ganze

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