DER ZIRKEL DER GERECHTEN. Edgar Wallace

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DER ZIRKEL DER GERECHTEN - Edgar Wallace

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und immer näher kamen sie dem Inquisitor am Ende der Polizeireihe. Vor ihnen drehte sich ein junger Mann hin und wieder um, als suche er einen Freund hinter sich. Es war sein Gesicht, das den kleineren der beiden Männer faszinierte, zu dessen Hobby schon immer das Studium von Gesichtern gehörte. Ein Gesicht von tödlicher Blässe, die durch das dunkle, kurzgeschnittene Haar und die dichten schwarzen Augenbrauen noch betont wurde.

      Ein ästhetisches, schön geformtes Gesicht, das Gesicht eines Träumers, dessen ruhelose Augen den Fanatiker offenbarten. Er kam an die Barriere und wurde von einem Dutzend eifriger Männer identifiziert. Nach ihm trat Manfred in aller Ruhe vor. »Heinrich Rossenburg von Raz«, nannte er den unbekannten Namen eines Dorfes in Transsylvanien. »Wer kennt diesen Mann?«, fragte Falmouth mit monotoner Stimme.

      Manfred hielt den Atem an, zur Flucht bereit.

      »Ich!« Es war der Träumer, der vor ihm hatte passieren können, der Vergeistigte mit dem Gesicht eines Priesters.

      »Weitergehen.« Manfred, ruhig und mit einem Lächeln, schlenderte durch die Polizei, bedachte seinen Retter mit einem vertraulichen Kopfnicken. Dann war sein Gefährte an der Reihe. »Rolf Woolfund«, hörte er Poiccarts klare und deutliche Stimme. »Wer kennt diesen Mann?« Wiederum dieses angespannte Abwarten.

      »Ich«, erklang eines weiteres Mal die Stimme des jungen Mannes. Dann trat Poiccart auf Manfred zu und sie warteten eine Weile. Aus den Augenwinkeln sah Manfred den jungen Mann, der für sie gebürgt hatte, auf sie zu schlendern. Er kam an ihre Seite, dann sagte er: »Wenn Sie wollen, treffen Sie mich in einer Stunde bei Reggiori, Kings Cross.« Manfred stellte nüchtern fest, dass dieser junge Mann arabisch gesprochen hatte.

      Sie gingen durch die Menschenmenge, die sich an der Halle versammelt hatte – die Nachricht von einer Polizeiaktion hatte sich wie ein Lauffeuer im East End verbreitet – und erreichten Aldgate Station, wo Manfred endlich zu sprechen begann: »Das nenne ich mal einen seltsamen Beginn unserer Unternehmung.« Es schien ihm jedoch ziemlich gleichgültig zu sein. »Ich habe immer gedacht, das Arabische sei die sicherste Sprache der Welt, über Geheimnisse zu sprechen – man lernt eben nie aus«, fügte er philosophisch hinzu. Poiccart begutachtete seine gepflegten Fingernägel, als sei das Problem dort zu finden. »Das ist noch nie dagewesen«, sagte er wie zu sich selbst. »Zudem kann er uns in Verlegenheit bringen«, fügte George hinzu; dann: »Warten wir’s ab und sehen, was die kommende Stunde uns bringt.«

      Nach dieser Zeit kam der Mann, der ihnen auf so seltsame Weise behilflich gewesen war. Kurz vor ihm kam ein vierter Mann, der leicht hinkte, die beiden Männer aber begrüßte, wenn auch mit einem kläglichen Grinsen.

      »Verletzt?«, fragte Manfred. »Nicht der Rede wert«, sagte der andere unbekümmert, »und was soll jetzt Ihre mysteriöse Telefonbotschaft bedeuten?«

      Manfred skizzierte kurz die Ereignisse der Nacht und der andere hörte ernst zu.

      »Das ist eine seltsame Situation«, begann er, als er einen warnenden Blick von Poiccart auffing. Die Person, um die es in ihrer Unterhaltung ging, war eingetroffen.

      Er setzte sich an den Tisch und verscheuchte den tänzelnden Kellner, der um ihn herumlungerte.

      Zunächst saßen die vier nur da, ohne ein Wort zu sagen, bis der Neuangekommene zu sprechen begann: »Ich heiße Bernard Courtlander«, sagte er einfach, »und Sie sind die Organisation mit Namen ‚Die Vier Gerechten‘«.

      Keiner gab ihm eine Antwort.

      »Ich sah Sie schießen«, fuhr er gelassen fort, »weil ich Sie von dem Moment an beobachtet habe, wie Sie den Saal betraten; und als die Polizei mit ihrer Erkennungsmethode anfing, beschloss ich, mein Leben zu riskieren und für Sie einzutreten.«

      »Das bedeutet«, unterbrach Poiccart ruhig, »Sie beschlossen das Risiko – von uns getötet zu werden?«

      »Stimmt genau«, meinte der junge Mann mit einem Kopfnicken, »rein äußerlich betrachtet wäre dies natürlich ein scheußlicher Akt der Undankbarkeit; aber ich muss erkennen, dass eine solche Konsequenz nach meinem Eingreifen völlig logisch wäre.« Er sah, wie Manfred sich in die roten Plüschkissen zurücklehnte. »Sie haben so oft gezeigt, dass das menschliche Leben der am wenigsten berechenbare Faktor in Ihrem Plan war, dazu so deutliche Beweise geliefert für die Einzigartigkeit Ihrer Ziele, dass ich vollauf zufrieden bin, wenn mein Leben – oder das von einem von Ihnen – vor der Erfüllung Ihrer Ziele so enden würde«, dabei schnipste er mit den Fingern.

      »Nun?«, sagte Manfred.

      »Ich weiß von Ihren Heldentaten«, fuhr der seltsame junge Mann fort, »und wer wüsste das nicht?« Er zog ein Lederetui aus der Tasche, dem er einen Zeitungsausschnitt entnahm. Keiner der drei anderen zeigte das geringste Interesse an dem Papier, das er nun auf dem weißen Tischtuch ausbreitete.

      Ihre Augen waren auf sein Gesicht gerichtet. »Hier ist eine Liste von Leuten, die um der Gerechtigkeit willen getötet wurden«, sagte Courtlander, indem er eine zerknitterte Seite des »Megaphone« glättete, »Männer, denen das Gesetz des Landes egal war, Ausbeuter und Lüstlinge, Diebe von öffentlichen Kassen, Verführer von Kindern – Männer, die ‚Gerechtigkeit‘ kauften, so wie Sie und ich Brot kaufen.« Er faltete den Ausschnitt wieder zusammen. »Ich habe zu Gott gebetet, dass ich Sie eines Tages treffen möge.«

      »Und nun?«, fragte Manfred ein weiteres Mal. »Ich will bei Ihnen sein, will einer von Ihnen sein, Ihren Feldzug mitmachen und – und«, er zögerte und fügte nüchtern hinzu, »wenn es sein muss, auch den Tod, der Sie erwartet.« Manfred nickte langsam und bedächtig, schaute dann den hinkenden Mann an. »Was sagst du, Gonsalez?«, fragte er. Dieser Leon Gonsalez konnte in Gesichtern lesen wie kein Zweiter – so viel wusste der junge Mann von ihm – und er drehte sich zu ihm um und sah ihm in die prüfenden Augen.

      »Enthusiast, Träumer und natürlich intelligent«, sagte Gonsalez langsam; »da ist Zuverlässigkeit – gut; und inneres Gleichgewicht, das ist noch besser; aber...«

      »Aber?«, fragte Courtlander ernüchtert.

      »Ich sehe Leidenschaft, und das ist schlecht«, erfolgte die Abfuhr. »Das ist doch eine Sache von Training«, antwortete der andere ruhig. »Mein Schicksal hat mich unter Leute getrieben, die in Verzückung denken und in Wahnsinn handeln; es ist der Fehler all der Organisationen, die bei unterschiedlichsten Verbrechen nach richtig oder falsch suchen, deren Verstand nur Gefühle sind, die Empfindung zur Sentimentalität herabgewürdigt haben und die Könige mit Königswürde durcheinanderbringen.«

      »Sie gehören zu den Roten Hundert?«

      »Ja«, sagte der andere, »weil die Roten Hundert mich ein Stück auf dem Weg begleiten, auf dem ich gerne gehen möchte.«

      »In welche Richtung?«

      »Wer weiß?«, erwiderte der andere. »Es gibt keine direkten Straßen und man kann nicht beurteilen, wo für einen die richtige Bestimmung liegt.«

      »Ich kann Ihnen nicht sagen, welches Risiko Sie selbst eingehen«, sagte Manfred, »auch nicht, welche Verantwortung Sie auf sich nehmen wollen. Sie sind wohlhabend?«

      »Ja«, sagte Courtlander, »wie das so ist mit dem Reichtum; ich habe große Besitzungen in Ungarn.«

      »Ich frage nicht ohne Grund, obwohl es keinen Unterschied machen würde, wenn Sie arm wären«, sagte Manfred. »Sind Sie darauf vorbereitet, Hoheit, all Ihre Ländereien zu verkaufen – Buda-Gratz heißen sie, meine ich?«

      Zum ersten Male lächelte

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