Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

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Faust II - Johann Wolfgang von Goethe

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      Schließt sich heilig Stern an Stern,

      Große Lichter, kleine Funken

      Glitzern nah und glänzen fern;

      Glitzern hier im See sich spiegelnd,

      Glänzen droben klarer Nacht,

      Tiefsten Ruhens Glück besiegelnd

      Herrscht des Mondes volle Pracht.

      Schon verloschen sind die Stunden,

      Hingeschwunden Schmerz und Glück;

      Fühl es vor! Du wirst gesunden;

      Traue neuem Tagesblick.

      Täler grünen, Hügel schwellen,

      Buschen sich zu Schattenruh;

      Und in schwanken Silberwellen

      Wogt die Saat der Ernte zu.

      Wunsch um Wünsche zu erlangen,

      Schaue nach dem Glanze dort!

      Leise bist du nur umfangen,

      Schlaf ist Schale, wirf sie fort!

      Säume nicht, dich zu erdreisten,

      Wenn die Menge zaudernd schweift;

      Alles kann der Edle leisten,

      Der versteht und rasch ergreift.

      Ungeheures Getöse verkündet das Herannahen der Sonne.

      ARIEL.

      Horchet! horcht dem Sturm der Horen!

      Tönend wird für Geistesohren

      Schon der neue Tag geboren.

      Felsentore knarren rasselnd,

      Phöbus' Räder rollen prasselnd,

      Welch Getöse bringt das Licht!

      Es trommetet, es posaunet,

      Auge blinzt und Ohr erstaunet,

      Unerhörtes hört sich nicht.

      Schlüpfet zu den Blumenkronen,

      Tiefer, tiefer, still zu wohnen,

      In die Felsen, unters Laub;

      Trifft es euch, so seid ihr taub.

      FAUST.

      Des Lebens Pulse schlagen frisch lebendig,

      Ätherische Dämmerung milde zu begrüßen;

      Du, Erde, warst auch diese Nacht beständig

      Und atmest neu erquickt zu meinen Füßen,

      Beginnest schon, mit Lust mich zu umgeben,

      Du regst und rührst ein kräftiges Beschließen,

      Zum höchsten Dasein immerfort zu streben. –

      In Dämmerschein liegt schon die Welt erschlossen,

      Der Wald ertönt von tausendstimmigem Leben,

      Tal aus, Tal ein ist Nebelstreif ergossen,

      Doch senkt sich Himmelsklarheit in die Tiefen,

      Und Zweig und Äste, frisch erquickt, entsprossen

      Dem duft'gen Abgrund, wo versenkt sie schliefen;

      Auch Farb' an Farbe klärt sich los vom Grunde,

      Wo Blum' und Blatt von Zitterperle triefen –

      Ein Paradies wird um mich her die Runde.

      Hinaufgeschaut! – Der Berge Gipfelriesen

      Verkünden schon die feierlichste Stunde;

      Sie dürfen früh des ewigen Lichts genießen,

      Das später sich zu uns hernieder wendet.

      Jetzt zu der Alpe grüngesenkten Wiesen

      Wird neuer Glanz und Deutlichkeit gespendet,

      Und stufenweis herab ist es gelungen; –

      Sie tritt hervor! – und leider schon geblendet,

      Kehr' ich mich weg, vom Augenschmerz durchdrungen.

      So ist es also, wenn ein sehnend Hoffen

      Dem höchsten Wunsch sich traulich zugerungen,

      Erfüllungspforten findet flügeloffen;

      Nun aber bricht aus jenen ewigen Gründen

      Ein Flammenübermaß, wir stehn betroffen;

      Des Lebens Fackel wollten wir entzünden,

      Ein Feuermeer umschlingt uns, welch ein Feuer!

      Ist's Lieb'? ist's Haß? die glühend uns umwinden,

      Mit Schmerz und Freuden wechselnd ungeheuer,

      So daß wir wieder nach der Erde blicken,

      Zu bergen uns in jugendlichstem Schleier.

      So bleibe denn die Sonne mir im Rücken!

      Der Wassersturz, das Felsenriff durchbrausend,

      Ihn schau' ich an mit wachsendem Entzücken.

      Von Sturz zu Sturzen wälzt er jetzt in tausend,

      Dann abertausend Strömen sich ergießend,

      Hoch in die Lüfte Schaum an Schäume sausend.

      Allein wie herrlich, diesem Sturm ersprießend,

      Wölbt sich des bunten Bogens Wechseldauer,

      Bald rein gezeichnet, bald in Luft zerfließend,

      Umher verbreitend duftig kühle Schauer.

      Der spiegelt ab das menschliche Bestreben.

      Ihm sinne nach, und du begreifst genauer:

      Am farbigen Abglanz haben wir das Leben.

      Kaiserliche Pfalz. Saal des Thrones.

      Staatsrat

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