Faust II. Johann Wolfgang von Goethe

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Faust II - Johann Wolfgang von Goethe

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style="font-size:15px;">      Wenn alle schädigen, alle leiden,

      Geht selbst die Majestät zu Raub.

      HEERMEISTER.

      Wie tobt's in diesen wilden Tagen!

      Ein jeder schlägt und wird erschlagen,

      Und fürs Kommando bleibt man taub.

      Der Bürger hinter seinen Mauern,

      Der Ritter auf dem Felsennest

      Verschwuren sich, uns auszudauern,

      Und halten ihre Kräfte fest.

      Der Mietsoldat wird ungeduldig,

      Mit Ungestüm verlangt er seinen Lohn,

      Und wären wir ihm nichts mehr schuldig,

      Er liefe ganz und gar davon.

      Verbiete wer, was alle wollten,

      Der hat ins Wespennest gestört;

      Das Reich, das sie beschützen sollten,

      Es liegt geplündert und verheert.

      Man läßt ihr Toben wütend hausen,

      Schon ist die halbe Welt vertan;

      Es sind noch Könige da draußen,

      Doch keiner denkt, es ging' ihn irgend an.

      SCHATZMEISTER.

      Wer wird auf Bundsgenossen pochen!

      Subsidien, die man uns versprochen,

      Wie Röhrenwasser bleiben aus.

      Auch, Herr, in deinen weiten Staaten

      An wen ist der Besitz geraten?

      Wohin man kommt, da hält ein Neuer Haus,

      Und unabhängig will er leben,

      Zusehen muß man, wie er's treibt;

      Wir haben so viel Rechte hingegeben,

      Daß uns auf nichts ein Recht mehr übrigbleibt.

      Auch auf Parteien, wie sie heißen,

      Ist heutzutage kein Verlaß;

      Sie mögen schelten oder preisen,

      Gleichgültig wurden Lieb' und Haß.

      Die Ghibellinen wie die Guelfen

      Verbergen sich, um auszuruhn;

      Wer jetzt will seinem Nachbar helfen?

      Ein jeder hat für sich zu tun.

      Die Goldespforten sind verrammelt,

      Ein jeder kratzt und scharrt und sammelt,

      Und unsre Kassen bleiben leer.

      MARSCHALK.

      Welch Unheil muß auch ich erfahren!

      Wir wollen alle Tage sparen

      Und brauchen alle Tage mehr,

      Und täglich wächst mir neue Pein.

      Den Köchen tut kein Mangel wehe;

      Wildschweine, Hirsche, Hasen, Rehe,

      Welschhühner, Hühner, Gäns' und Enten,

      Die Deputate, sichre Renten,

      Sie gehen noch so ziemlich ein.

      Jedoch am Ende fehlt's an Wein.

      Wenn sonst im Keller Faß an Faß sich häufte,

      Der besten Berg' und Jahresläufte,

      So schlürft unendliches Gesäufte

      Der edlen Herrn den letzten Tropfen aus.

      Der Stadtrat muß sein Lager auch verzapfen,

      Man greift zu Humpen, greift zu Napfen,

      Und unterm Tische liegt der Schmaus.

      Nun soll ich zahlen, alle lohnen;

      Der Jude wird mich nicht verschonen,

      Der schafft Antizipationen,

      Die speisen Jahr um Jahr voraus.

      Die Schweine kommen nicht zu Fette,

      Verpfändet ist der Pfühl im Bette,

      Und auf den Tisch kommt vorgegessen Brot.

      KAISER nach einigem Nachdenken zu Mephistopheles.

      Sag, weißt du Narr nicht auch noch eine Not?

      MEPHISTOPHELES.

      Ich? Keineswegs. Den Glanz umher zu schauen,

      Dich und die Deinen! – Mangelte Vertrauen,

      Wo Majestät unweigerlich gebeut,

      Bereite Macht Feindseliges zerstreut?

      Wo guter Wille, kräftig durch Verstand,

      Und Tätigkeit, vielfältige, zur Hand?

      Was könnte da zum Unheil sich vereinen,

      Zur Finsternis, wo solche Sterne scheinen?

      GEMURMEL.

      Das ist ein Schalk – Der's wohl versteht –

      Er lügt sich ein – So lang' es geht –

      Ich weiß schon – Was dahinter steckt –

      Und was denn weiter? – Ein Projekt –

      MEPHISTOPHELES.

      Wo fehlt's nicht irgendwo auf dieser Welt?

      Dem dies, dem das, hier aber fehlt das Geld.

      Vom Estrich zwar ist es nicht aufzuraffen;

      Doch Weisheit weiß das Tiefste herzuschaffen.

      In Bergesadern, Mauergründen

      Ist Gold gemünzt und ungemünzt zu finden,

      Und fragt ihr mich, wer es zutage schafft:

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