Decameron. Джованни Боккаччо

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Decameron - Джованни Боккаччо

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wenn Ihr Euch nur entschließen könnt, alles geheimzuhalten, was ich Euch sagen werde.«

      »Daran dürft Ihr nicht zweifeln, mein Vater«, sprach die Frau. »Ich wollte lieber in den Tod gehen als etwas offenbaren, was Ihr mir befehlt, geheimzuhalten. Wie ist aber die Sache anzufangen?«

      »Wenn wir ihn heilen wollen,« sprach der Abt, »so muß er ins Fegefeuer.«

      »Kann man denn bei lebendigem Leibe ins Fegefeuer kommen?«

      »Das nicht«, sprach der Abt. »Euer Mann muß sterben, und wenn er so lange gebüßt hat, daß ihm seine Eifersucht vergangen ist, so wollen wir Gott durch unsere Gebete bitten, ihn wieder ins Leben zurückzubringen, und er wird wieder auferstehen.«

      »Muß ich denn Witwe werden?« fragte das Weibchen. »Jawohl,« sprach der Abt, »für eine gewisse Zeit. Ihr dürft Euch unterdessen beileibe nicht wieder verheiraten; denn das würde dem Himmel nicht gefallen, und wenn Ferondo zurückkäme und Euch wiederforderte, so würde er noch eifersüchtiger werden als vorher.«

      »Wenn er nun von diesem bösen Laster geheilt wird,« sprach die Frau, »daß ich nicht immer wie im Kerker bei ihm sitzen muß, so bin ich's zufrieden; macht's, wie es Euch gefällt.«

      »Das will ich tun,« sprach der Abt, »aber welchen Lohn gebt Ihr mir für den wichtigen Dienst, den ich Euch leiste?«

      »Lieber Vater,« sprach das gute Weib, »alles, was Ihr wollt, wenn es nur in meinem Vermögen steht; aber was vermag ein armes Weib wie ich zu tun für einen solchen Mann wie Ihr seid?«

      »Madonna,« versetzte der Abt, »Ihr könnt ebensoviel für mich tun als ich für Euch; denn so wie ich das zustande bringen will, was Euch nützlich und angenehm ist, so könnt Ihr das tun, was mir Glück und Leben gibt.«

      »Wenn ich das kann,« sprach das hübsche Weibchen, »bin ich willig und bereit.«

      »Wohlan,« sprach der Abt, »so schenkt mir Eure Liebe und Euren Leib, für den ich von der feurigsten Leidenschaft entbrannt bin.«

      Die gute Frau erstaunte über diesen Antrag.

      »Hilf, Himmel, Vater!« rief sie. »Was fordert Ihr von mir! Ich hielt Euch für einen so heiligen Mann; ziemt es sich denn für fromme Leute, dergleichen Dinge von Weibern zu begehren, die sich bei ihnen Rats erholen?«

      »Mein liebster Engel,« erwiderte der Abt, »Ihr müßt Euch darüber nicht wundern; denn die Frömmigkeit ist Tugend der Seele und wird durch dasjenige nicht verletzt, was ich von Euch begehre und was nur eine Schwachheit des Fleisches ist. Doch dem sei wie ihm wolle, genug, Eure Schönheit hat mich dergestalt eingenommen, daß die Liebe mich zwingt, so zu handeln. Und ich versichere Euch, Ihr könnt Euch auf Eure Reize weit mehr einbilden als jede andere Frau, wenn Ihr bedenkt, daß sie den Frommen gefällt, welche gewohnt sind, die Schönheiten des Himmels von Angesicht zu Angesicht zu sehen. Überdies bin ich zwar ein Abt, aber doch auch ein Mann, und wie Ihr seht, kein alter Mann. Laßt Euch also das nicht schwer ankommen, was Euch vielmehr lieb sein sollte. Solange Ferondo im Fegefeuer bleibt, will ich Euch des Nachts Gesellschaft leisten und Euch das Vergnügen bereiten, das er Euch zu bereiten hätte, ohne daß jemand etwas davon gewahr werden soll, weil jedermann von mir dieselbe und noch eine höhere Meinung hat als wie die, die Ihr noch vor wenigen Minuten hattet. Verschmähet nicht die Gabe, die Euch der Himmel darbietet, die so manche sich wünschen und die Ihr erlangen könnt und erlangen werdet, wenn Ihr meinem Rate folgt. Überdies habe ich eine Menge schöner und köstlicher Kleinode, die ich niemand anders als Euch zugedacht habe. Beweist Euch demnach ebenso gefällig gegen mich, meine Teuerste, wie ich willig bin, Euch zu dienen.«

      Die Frau schlug die Augen nieder; sie konnte sich nicht entschließen, nein zu sagen, und sie glaubte doch auch nicht recht zu tun, wenn sie ihre Einwilligung gäbe. Als nun der Abt sah, daß sie seinen Antrag bei sich erwog und unschlüssig war, was sie ihm darauf antworten sollte merkte er, daß er halb gewonnen hatte, und fuhr fort mit so verführerischen Worten in sie zu dringen, daß er sie endlich glauben machte, es wäre alles gut und wohlgetan. Sie sagte demnach mit verschämtem Blicke, sie wäre zu allen seinen Befehlen bereit, doch könnte sie sich eher zu nichts verstehen, bis Ferondo sich im Fegefeuer befände.

      »Dahin wollen wir ihn bald schicken«, sprach der Abt. »Macht nur, daß er morgen oder übermorgen zu mir kommt.«

      Mit diesen Worten steckte er ihr einen kostbaren Ring an den Finger und entließ sie. Vergnügt über das schöne Geschenk und begierig nach weiteren rühmte das Weibchen ihren Begleiterinnen die Frömmigkeit des Abts und ging mit ihnen nach Hause.

      Ein paar Tage nachher kam Ferondo aus eigenem Antrieb zu dem Abte, der sich vornahm, wie er ihn kommen sah, ihn sogleich ins Fegefeuer zu schicken. Er besaß ein Pulver, das ihm einst ein Fürst im Morgenlande geschenkt und ihm versichert hatte, daß der Alte vom Berge sich dessen zu bedienen pflege, wenn er jemand im Schlafe auf eine Zeitlang in sein Paradies schicken oder ihn daraus wieder holen wolle, und daß es, ohne zu schaden, den, dem man es eingäbe, auf eine kürzere oder längere Zeit, nachdem es in größerer oder kleinerer Gabe genommen würde, so fest einschläfere, daß er einem Toten völlig ähnlich wäre, solange die Wirkung dauere. Von diesem Pulver gab er auf seiner Zelle ihm so viel in einem Glase Most zu trinken, als er für nötig hielt, ihn auf drei Tage einzuschläfern. Darauf ging er mit ihm zu den anderen Mönchen im Kreuzgang und belustigte sich mit ihnen an seinem einfältigen Geschwätz. Es dauerte nicht lange, so wirkte das Pulver, und es überfiel ihn ein so jäher und wütender Schlaf, daß Ferondo stehend einschlief und zur Erde niedersank. Der Abt stellte sich, als ob er über diesen Zufall äußerst bestürzt wäre; er ließ Ferondo auskleiden, mit Wasser bespritzen und allerhand mit ihm vornehmen, als wenn er glaube, daß Blähungen aus Magen oder Darm ihm diese Ohnmacht zugezogen hätten und er ihn wieder zur Besinnung bringen wolle. Als er sich aber bei alledem nicht wieder erholte und weder Pulsschlag noch irgendein anderes Zeichen des Lebens an ihm zu spüren war, hielten sie ihn insgesamt für tot. Es wurde also nach seiner Frau und nach seinen Verwandten geschickt, welche sich eiligst einstellten, und wie sie ihn eine Zeitlang beweint und beklagt hatten, ließ ihn der Abt in seiner Kleidung in eine Gruft legen. Die Frau ging nach Hause und tat ein Gelübde, nicht von ihrem Kinde zu weichen, das sie von Ferondo hatte, und nicht aus dem Hause zu gehen. Sie blieb demnach bei ihrem Kinde und verwaltete den Nachlaß ihres Mannes. Als es Nacht ward, stand der Abt auf, und mit Hilfe eines Bologneser Mönchs, auf den er sich verlassen konnte - er war am gleichen Tage erst aus Bologna eingetroffen -, holte er Ferondo aus der Gruft und brachte ihn in ein finsteres Gewölbe, welches Mönchen, die etwas verbrochen hatten, zum Kerker diente. Hier zogen sie ihm seine Kleider aus, taten ihm eine Mönchskutte an und legten ihn auf ein Bund Stroh, wo sie ihn liegen ließen, bis er wieder zu sich kam. Dem Bologneser Mönch trug der Abt alles auf, was er mit ihm vornehmen sollte, sobald er wieder aufwachte, und außer diesem wußte kein Mensch im Kloster um die Sache. Am folgenden Tage ging der Abt mit einigen seiner Mönche unter dem Vorwande eines Trauerbesuchs nach dem Hause der Frau. Er fand sie in tiefer Trauer und mit betrübter Miene, worauf er ihr einige Trostworte zusprach und sie zugleich heimlich an ihr Versprechen erinnerte. Die Frau, die jetzt weder Ferondo noch jemand anders zu scheuen hatte und einen zweiten schönen Ring am Finger des Abtes blitzen sah, gab ihm zu verstehen, daß sie bereit wäre, und verabredete sich mit ihm, daß er sie noch denselben Abend besuchen solle. Der Abt zog also Ferondos Kleider an und ging in Begleitung seines Mönches zu seiner Geliebten, bei der er die Nacht zu seinem größten Vergnügen bis zur Mette lag und des Morgens wieder nach seinem Kloster zurückkehrte. Diesen Weg nahm er zum gleichen Zwecke in der Folge ziemlich oft. Wer ihm bisweilen beim Kommen oder Gehen von ungefähr begegnete, der hielt ihn für Ferondos Gespenst, der seiner Sünden wegen umginge; und bald erzählte das leichtgläubige Landvolk sich von ihm manches Geschichtchen, das denn auch oft seiner Frau wiedererzählt ward, welche am besten wußte, wie es damit zuging.

      Als

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