Decameron. Джованни Боккаччо

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Decameron - Джованни Боккаччо страница 12

Decameron - Джованни Боккаччо

Скачать книгу

ihm eine derbe Züchtigung. Ferondo schrie und heulte und fragte beständig, wo er wäre.

      »Du bist im Fegefeuer«, sprach der Mönch.

      »Was, bin ich denn tot?« fragte Ferondo.

      »Allerdings«, versetzte der Mönch.

      Nun fing Ferondo an, sich selbst, seine Frau und sein Kind zu bejammern und das albernste Zeug von der Welt zu schwatzen. Der Mönch brachte ihm darauf etwas Speise und Trank.

      »Essen denn auch die Toten?« fragte Ferondo, als er das sah.

      »Jawohl,« sprach der Mönch, »und was ich dir bringe, hat deine ehemalige Frau diesen Morgen dem Kloster geopfert, um für deine Seele Messen zu lesen, und unser Herrgott hat befohlen, es dir zu reichen.«

      »Nun, Gott lohne es ihr!« sprach Ferondo. »Ich bin ihr in meinem Leben recht gut gewesen, so gut, daß ich sie die ganze Nacht im Arm hielt und sie küßte und auch wohl etwas anderes mit ihr tat, wenn mir's in den Sinn kam.«

      Da er sehr hungrig und durstig geworden war, fiel er begierig über das Essen und Trinken her; weil aber der Wein ihm eben nicht vom besten zu sein dünkte, rief er auf einmal: »Daß sie der Henker, warum hat sie dem Kloster nicht aus dem Fasse geschickt, das an der Kellerwand liegt?«

      Wie er gegessen hatte, nahm der Mönch die Ruten wieder zur Hand und gab ihm eine zweite Geißelung. Ferondo schrie mörderisch und rief: »Warum tust du mir das?« »Weil unser Herrgott befohlen hat, daß es zweimal des Tages geschehen soll«, sprach der Mönch.

      »Und warum denn?« fragte Ferondo.

      »Weil du eifersüchtig gewesen bist, da du doch das beste Weib in der ganzen Gegend zur Frau hattest.«

      »O weh! Du sprichst wohl wahr«, sagte Ferondo. »Sie war süßer als Honigkuchen; aber ich wußte es nicht, daß unser Herrgott es übelnehme, wenn man eifersüchtig ist, sonst wäre es nicht geschehen.«

      »Daran hättest du denken und dich bessern sollen, wie du noch in der Welt warst,« sprach der Mönch, »und wenn du jemals wieder dahinkommst, so schreibe dir fein ins Gedächtnis, was ich dir jetzt tue, damit du nie wieder eifersüchtig werdest.«

      »Kommen denn die Toten wieder zurück?« fragte Ferondo.

      »O ja, wenn Gott will«, versetzte der Mönch.

      »Wenn ich jemals wiederkehre,« sprach Ferondo, »so will ich gewiß der beste Ehemann von der Welt werden, will meine Frau nie wieder schlagen und ihr nie ein Wort im Bösen sagen, außer wegen des Weins, den sie heute morgen geschickt hat, und daß sie mir auch nicht einmal ein Licht schickt und läßt mich so im Finstern essen.«

      »Sie hat Lichte geschickt,« sprach der Mönch, »allein sie sind heute früh bei der Messe verbrannt.«

      »Ei ja, es wird wohl wahr sein«, antwortete Ferondo. »Wenn ich also wieder zu ihr komme, will ich sie auch tun lassen, was sie will. Aber sage mir, wer bist denn du, der du mit mir so übel umgehst?«

      »Ich bin auch tot«, sprach der Mönch. »Ich bin aus Sardinien, und weil ich meines Herrn Eifersucht noch gepriesen habe, bin ich zu der Buße verurteilt, daß ich dich füttern und dich geißeln muß, bis über uns beide anderes verhängt wird.«

      »Sind wir beide denn ganz allein hier?« fragte Ferondo. »Nein,« sprach der Mönch, »hier gibt's viele Tausende, aber du kannst sie so wenig sehen und hören als sie dich.«

      »So sage mir doch,« sprach Ferondo, »wie weit sind wir denn hier von meinem Dorfe?«

      »Noch viele Meilen weiter als die Kackelackei«, sprach der Mönch.

      »Das mag wohl wahrhaftig weit genug sein,« sprach Ferondo, »und ich glaube gar, wenn's so weit ist, so sind wir schon aus der Welt heraus.«

      Mit solchen und anderen dergleichen Reden, mit Essen und Trinken und mit Geißelhieben ward Ferondo fast zehn Monate hingehalten, indes der Abt sich die Zeit desto angenehmer mit seiner schönen Frau vertrieb und sie häufig mit vielem Glück besuchte. Wie denn aber der Krug so lange zu Wasser geht, bis er voll wird, so befand sich endlich das Weibchen in solchen Umständen, was sie alsbald bemerkte, daß sie und der Abt meinten, es wäre nun hohe Zeit, Ferondo aus seinem Fegefeuer auferstehen zu lassen, damit er zu seiner Frau käme und sie ihm begreiflich machte, wenn sie wieder bei ihm gelegen hätte, daß er es wäre, der sie in diese Schwangerschaft versetzt hätte. Der Abt ließ ihm demnach in der folgenden Nacht in seinem Gefängnis durch eine verstellte Stimme zurufen: »Ferondo, sei getrost, es ist des Himmels Wille, daß du in die Welt zurückkehrst, wo dir deine Frau nach deiner Ankunft ein Kind gebären wird, dem du den Namen Benedikt geben sollst, weil dir diese Gnade durch das Gebot des heiligen Benedikts und seines frommen Abtes und deiner Frau widerfährt.«

      »Das freut mich von Herzen«, sprach Ferondo. »Gott gebe dem lieben Gott einen guten Tag dafür und auch dem Abte und dem heiligen Benedikt und meinem wie Honig süßen, wie Lebkuchen schmackhaften, wie Käse duftenden Weibchen.«

      Hierauf ließ ihm der Abt wieder so viel von dem Pulver in seinen Wein mischen, daß es ihn ungefähr vier Stunden einschläferte. Unterdessen ließ er ihm seine eigenen Kleider wieder anziehen, und er und der Bologneser Mönch trugen ihn heimlich in die Gruft zurück, worin man ihn beigesetzt hatte. Gegen Tagesanbruch kam Ferondo zu sich selbst und ward durch ein Loch in dem Deckel ein wenig Licht gewahr, welches er zehn Monate lang nicht gesehen hatte. Weil er daraus schloß, daß er wieder lebendig geworden wäre, so fing er an aus vollem Halse zu schreien: »Macht auf, macht mir auf!« Zugleich arbeitete er gegen den Deckel, den er auch, weil er nicht schwer war, bald aufhob und anfing wegzuschieben. Die Mönche, die eben die Frühmette gesungen hatten, liefen hinzu und erkannten Ferondo, der schon aus seinem Grabe hervorkroch, an der Stimme. Erschrocken über den unerhörten Vorfall, liefen sie davon und sagten es ihrem Abte. Dieser stellte sich, als ob er eben von seinem Gebete aufstünde, und sprach: »Fürchtet euch nicht, meine Söhne, nehmt das heilige Kreuz und das Weihwasser und folget mir nach; wir wollen sehen, was Gottes Allmacht uns zeigen will.«

      Ferondo, der in so langer Zeit das Tageslicht nicht gesehen hatte, kam blaß und bleich aus seinem Grabe, warf sich dem Abte, sobald er ihn gewahr ward, zu Füßen und sagte: »Mein Vater, Euer Gebet, wie mir ist offenbart worden, und die Fürbitte des heiligen Benedikts und meiner Frau haben mich aus der Qual des Fegefeuers erlöst und mich wieder lebendig gemacht; drum wünsche ich, daß der liebe Gott Euch allewege ein gutes Jahr und guten Tag geben wolle.«

      »Gelobt sei die Allmacht des Herrn!« sprach der Abt. »So gehe denn hin, mein Sohn, da dich der Himmel wieder hergesandt hat, und erfreue deine Frau, die sich seit deinem Hinscheiden beständig in Tränen gebadet hat, und betrage dich künftig immer wie ein Freund und Knecht Gottes.«

      »Das hat man mir auch gesagt, Hochwürdiger Herr«, sprach Ferondo. »Laß mich nur machen, ich will sie schon herzen, wenn ich sie wiedersehe, denn ich habe sie lieb.«

      Der Abt stellte sich gegen seine Mönche höchst verwundert über diese Begebenheit und ließ ein andächtiges Miserere singen. Ferondo wanderte nach seinem Dorfe, wo ein jeder, der ihn sah, ihm aus dem Wege ging wie einem gespenstischen Wesen, vor welchem man sich fürchtet. Er gab sich aber Mühe, die Leute zurückzurufen und ihnen zu sagen, daß er wieder auferstanden wäre. Selbst seine Frau war ein wenig bange vor ihm. Wie aber die Leute sich nach und nach seinetwegen beruhigten und sahen, daß er wirklich lebte, und anfingen, ihn allerlei zu fragen, gab er ihnen solche Antworten, als wenn er klüger wiedergekommen wäre. Er erzählte ihnen viel Neues von den Seelen ihrer Verwandten und

Скачать книгу