Mai way. Thomas Häring
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Mai way - Thomas Häring страница 4
„Ach ja, ich liebe dieses Leben“, bekannte ich spöttisch, als ich in unser Krankenzimmer blickte, doch sie schaute mich mit verschwörerischer Miene an und zischte: „Es gibt einen Weg hier raus.“ „Ja, im Leichenwagen.“ „Nein, die können uns nicht gegen unseren Willen hier festhalten. Das Problem besteht darin, daß ich aus meinem Orden austreten müßte, doch jetzt muß ich erst mal austreten.“ Ich begleitete sie auf die Toilette und dort saßen wir dann minutenlang herum und erzählten uns fiese Krankenkassenwitze. Auf einmal riß jemand die Klotür auf, es war die nackte Schwester, die heimlich auf dem Klo rauchte und sie schaute uns mit einem haßerfüllten Blick an. „Sie helfen uns, von hier zu verschwinden und wir behalten alle Ihre Geheimnisse für uns“, versprach ich und den Handel fand sie fair, so daß sie uns aus dem Krankenhaus und damit in Sicherheit brachte. Allerdings hatte ich nicht mit meiner Frau gerechnet, denn die hatte einen Privatdetektiv auf mich angesetzt, welcher uns verfolgte. „Die kann es wohl überhaupt nicht mehr erwarten, bis ich endlich abkratze“, äußerte ich mich ihm gegenüber, doch er wußte nicht, was er darauf sagen sollte. „Sie gehören wohl auch zum großen Kreis der Bewerber“, vermutete ich daraufhin und er nickte. „Na ja, wenn das so ist, dann kannst Du mir vielleicht sagen, was Ihr alle an meiner Alten so toll findet.“ „Sie hat niedrige Ansprüche, denn sie war jahrelang mit Dir verheiratet“, kam es wie aus der Pistole geschossen. Das war ein Argument, dem ich nichts entgegensetzen konnte und so einigten wir uns darauf, daß ihm meine Nonne eine SMS zukommen lassen würde, sobald ich tot war. Danach ließ er von uns ab und wir fuhren mit dem Zug in die Toskana, wo wir uns noch einmal auf das Heftigste ineinander verliebten. Aus diesem Grund konnten wir nicht mehr voneinander lassen, weshalb sich das Deutschenbild der Italiener wohl durch uns ziemlich veränderte, jedenfalls hatten sie vor uns keine Angst und die rechte Hand, die nach vorne ausgestreckt war, sahen wir ebenfalls nur ganz selten. Erstaunlicherweise gab es auch in Italien keine sozialen Unruhen, doch meine Freundin fühlte sich nach wie vor ein wenig unsicher, denn sie traute dem Geheimdienst des Vatikan alles zu. Würde man uns verfolgen, beschatten und eliminieren? Wohl kaum, schließlich handelte es sich bei uns um die Todgeweihten und da der Papst kein römischer Kaiser, sondern ein bayerischer Bauernjunge war, hatten wir von jener Seite eigentlich nichts zu befürchten. Doch dann stand die Furie auf einmal vor mir und wollte mich in Stücke reißen. Keine Ahnung, wie sie mich gefunden hatte, vielleicht hatte der blöde Detektiv sein Maul nicht halten können, es spielte nun auch keine Rolle mehr. Meine Schwiegermutter hatte mich aufgespürt und nachdem meine Nonne erleichtert aufgeatmet hatte, da sie in jenem Drachen ihre Oberin vermutet hatte, wurde die Situation für mich ziemlich brenzlig. „Was willst Du von mir? Ich bin eh bald tot“, ließ ich verlauten. „So lange kann ich nicht warten. Rache ist süß“, behauptete sie und zückte ihr Messer. „Was würde wohl Ihre Schwester dazu sagen?“ mischte sich mein Betthäschen ein und meine Schwiegermutter erstarrte. Auch sie schien gehörigen Respekt vor der Oberin zu haben, denn auf einmal schien sie sich ihrer Sache nicht mehr so sicher zu sein. Statt dessen begann sie den Rosenkranz zu beten und ich wußte nicht ob ich lachen oder weinen sollte. Deshalb entschied ich mich für die dritte Möglichkeit und machte kurzerhand vor lauter Erleichterung in die Hose. Doch dann begann das Drama erst richtig, denn das Schwiegermonster erzählte meiner Angebeteten die übelsten Geschichten über mich; sie warf mir vor, ich hätte sie erst angebetet und danach fallen lassen und so weiter und so fort, ich hatte diesen Schwachsinn schon unzählige Male am Telefon gehört und in ihren Drohbriefen gelesen, doch das Geschmarre machte zu meinem großen Entsetzen durchaus Eindruck auf meine Freundin und das belastete mich ungemein. „Sie ist nicht Deine Oberin und der hast Du auch nicht alles geglaubt“, flüsterte ich ihr zu, aber sie war ganz gebannt und wollte die Märchengeschichten weiterhören. Welch Tragödie!
Irgendwie war ich sehr froh, als die Alte endlich verschwunden war, jedoch befürchtete ich, daß der Samen des Bösen, den sie gesät hatte, irgendwann in meiner Bettschwester aufgehen und nicht fruchtbare sondern furchtbare Früchte tragen würde. Das konnte ja Eiter werden. Früher, wenn ich von Ruhestörungen eine Menge hatte, legte ich mich einfach in meine Hängematte, aber das war nicht mehr so einfach und ich war dann doch ziemlich froh, als meine Angebetete auch meine Version zu der ganzen Angelegenheit hören wollte. Also kramte ich in der Kiste mit meinen Erinnerungen und holte die Dinge hervor, die ich glaubte gut gebrauchen zu können. Nachdem sie meine Geschichte gehört hatte, war sie völlig verwirrt, denn ich hatte das genaue Gegenteil von dem, was meine Vorrednerin von sich gegeben hatte, behauptet und nun wußte sie überhaupt nicht mehr weiter. „Diese Frau will mich vernichten“, gab ich ihr ein und als sie an die Oberin dachte und was die schon alles in die Wege geleitet hatte, um ihr zu schaden, kamen wir uns wieder ein wenig näher. „Entschuldigen Sie, schöne Frau, wollen Sie nicht für meine Partei bei der Europawahl antreten?“ fragte eine schmalzige Stimme meine Geliebte und ich erschrak mich fast zu Tode. Merlusdoni, der Möchtergernduce, der hatte mir gerade noch gefehlt, aber jetzt war er ja da und machte Werbung für seine Partei Furza Italia oder wie immer dieser übelriechende Haufen sich nannte. Ich kritisierte seine Politik und sein Medienimperium, woraufhin er mir voller Begeisterung vorschlug, ich könne die Hauptrolle in einem Dokumentarfilm über die Waffen-SS spielen. Ich fühlte mich durchaus geschmeichelt, allerdings wies ich ihn darauf hin, daß ich dafür leider zu klein wäre, genauso wie sein Piepmatz wohl zu klein für jede Frau wäre, der es nicht genügte, daß er Milliardär war. Na ja, nachdem er seine Leibwächter zu sich gerufen hatte, marschierte er stolz und würdevoll ab und ich bat meine Bettina, sie solle mit mir in ein Land fliehen, in dem keine Verrückten das Sagen hätten und so landeten wir in Spanien.