Wenn wir 1918 ……. Walter Muller

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Wenn wir 1918 …… - Walter  Muller

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Wir müssen ihnen Hilfe leisten.

      In Sibirien und am Weißen Meer, unter dem Schutz der internationalen kapitalistischen Interventionsarmeen, in Finnland, in Lettland, Litauen und Polen, in der Ukraine, in Bessarabien, in der Krim und im Kaukasus unter dem Schutz der kaiserlich deutschen Generale haben sich die Banden der Konterrevolution gesammelt. Dieselben zaristischen Generale, die gestern noch gegen Deutschland kämpften, bekämpfen heute Arm in Arm mit dem „Landesfeind" von gestern ihre wirklichen Feinde: die erwachten Arbeiter und Bauern Russlands. Diese Tatsache erhellt besonders deutlich die wichtigste und dringendste Aufgabe, die wir zu lösen haben: Befreiung Osteuropas und Sibiriens von der Gefahr der Konterrevolution. Wir rufen die deutschen Soldaten und Kriegsgefangenen im Osten, die viereinhalb Jahre für Fremde gekämpft und gelitten haben, heute auf, die Waffen noch einmal in die Hand zu nehmen und für ihre ureigensten Interessen zu kämpfen. Für den sozialistischen Universalwirtschaftsstaat, der sich vom Rhein bis zum Amur, von der Nordsee bis zum Stillen Ozean, von der Adria bis zum Eismeer erstreckt und seine Grenzen bald weiter und weiter stecken wird, bis er die ganze befreite Welt umspannt.

      Kein Zaudern jetzt, entschlossenes Handeln tut not. Kein Opfer darf gescheut werden. Zehn Millionen blühende Menschenleben sind dem Kapitalismus sinnlos geopfert worden. Die Opfer dagegen, die sich jetzt die vereinigten Arbeiter und Bauern auferlegen, sind nicht sinnlos! Sie allein können verhindern, dass die Herren von gestern ungestraft aus dem Völkermord hervorgehen und ihre fluchwürdige Macht grausamer und willkürlicher als vor dem Kriege wieder aufrichten. Sie allein können verhindern, dass der Kapitalismus erneut das schaffende Volk in Ketten legt, erneut die Erde zum Spielball seiner Spekulationen macht, dass er Millionen Arbeitslose auf die Straße wirft, die schwachen Nationen unterdrückt und auspresst, um schließlich abermals das Verbrechen von 1914 zu wiederholen: im Kampf um Absatzmärkte und Bodenschätze die Welt mit Krieg zu überziehen. Dieser Krieg würde noch viel entsetzlicher und verheerender als der letzte. Was sind dagegen die Kämpfe, die uns heute bevorstehen? Kameraden, Genossen!

      Haltet aus! Und wenn ihr auch noch Monate und Jahre lang kämpfen und leiden müsst. Ihr schuldet es euch und euren Kindern!

      Der Kapitalismus darf seine blutige Herrschaft nicht wieder antreten.

      Wir setzen der Internationale des Geldes die Internationale der Arbeit entgegen, und der Endsieg wird unser sein. Gewiss, — Rom wurde nicht an einem Tage erbaut. Wir dürfen den Sinn für die Grenzen des Erreichbaren nicht verlieren. Wir werden mit den Westmächten Frieden schließen müssen, selbst wenn es ein harter Friede wird. Aber dieser Friede wird ungleich günstiger sein als jeder Friede, den man dem kleinen, ohnmächtigen Deutschland der Monarchisten und Reformisten diktiert hätte. Die große eurasische Republik kann von keiner Macht der Welt einem Diktat unterworfen werden. Sie wird den Frieden, wenn es sein muss, teuer bezahlen, — nie aber wird sie kapitulieren und sich das Gesetz des Handelns von ihren Feinden vorschreiben lassen.

      Ex Oriente lux! Das Licht kommt aus dem Osten. Ein neuer Morgen der Menschheitsgeschichte dämmert. Mitteleuropa liegt unter den ersten Strahlen der aufgehenden Sonne. Werden auch die englischen und französischen Genossen ihrer Aufgabe gewachsen sein? Wird die Sonne des Sozialismus bald auch über Westeuropa aufgehen? Wir wissen es noch nicht. Eins aber wissen wir ganz genau: Wir wollen zeigen, dass wir den Aufgaben der großen Zeit gewachsen sind. Wir werden unsere ganze Kraft daran setzen, auf den Trümmern des Kapitalismus eine neue, bessere Welt zu erbauen.

      Verordnungen

      In allen Abteilungen der Armee, in allen Fabriken und Betrieben sind sofort Arbeiter- und Soldatenräte zu wählen. Die Gewalt liegt überall in den Händen dieser Räte. Frühere Offiziere können als Vollzugsorgane und technische Leiter herangezogen werden, wenn sie sich bedingungslos der neuen Befehlsgewalt unterstellen.

      Aus allen Arbeiter- und Soldatenräten sind sofort Delegierte in die Ortsräte zu entsenden.

      Die örtlichen Räte entsenden auf je 1000 Einwohner und Soldaten je einen Delegierten in die Kreisräte. Auf je 20 Mitglieder eines Kreisrates wird ein Delegierter in den Bezirksrat gewählt. Auf je 3 Mitglieder des Bezirksrats wird von diesem ein Mitglied in die Rätevollversammlung, auf je 20 Mitglieder der Bezirksräte ein Mitglied in den Reichsexekutivrat entsandt.

      Die Grenzen der Kreise und Bezirke werden gleichzeitig von den provisorischen Räten am Sitz der früher selbständigen Bundesstaaten bestimmt. In Preußen bilden die früheren Provinzen die Bezirke. In Bayern werden 3, in Württemberg 2 Bezirke gebildet. Alle übrigen früheren Bundesstaaten bilden vorläufig je einen Bezirk. Enklaven gehören zu dem Bezirk, in dem sie liegen.

      Wahlberechtigt ist jeder werktätige Deutsche im Alter von über 20 Jahren. Unternehmer und frühere Offiziere haben vorläufig weder aktives noch passives Wahlrecht, wenn sie nicht einer sozialistischen Partei angehören.

      Der vorläufige Revolutionsausschuss

      An die deutschen Truppen in Finnland

      Man schickte euch nach Finnland, um den Freiheitskampf der finnischen Arbeiter und Bauern niederzuknüppeln. Wichtiger als der Entscheidungskampf an der Westfront war dem Kaisertum die Unterdrückung der sozialistischen Revolution im Osten. Kameraden, die Stunde der Freiheit hat geschlagen.

      Ihr braucht jetzt nicht mehr gegen eure eigenen Interessen zu kämpfen. Wählt sofort Soldatenräte und reiht euch in die rote Front ein! Offiziere, die sich der Befehlsgewalt des Soldatenrats unterstellen, können zur militärischen Leitung herangezogen werden. Alle andern sind zu internieren und bei jedem Versuch konterrevolutionärer Agitation oder Sabotage unverzüglich zu erschießen.

      Das rote Oberkommando der Ostarmee

      Vorwärts - 11. November 1918

      Abrechnung mit den Renegaten

      Es ist gelungen, mehrere illegale Versammlungen der Kaisersozialisten auszuheben. Sie hoffen noch immer, ihren Einfluss auf die Massen zurückzugewinnen. Sie hoffen noch immer, die Revolution abwürgen zu können, wie sie die Januarstreiks abgewürgt haben. Was taten denn diese Herren „Genossen", als sie glaubten, die Macht in Händen zu halten, als sie den Arbeitern einzureden versuchten: „die öffentliche Gewalt ist in die Hände des Volkes übergegangen," weil „Fritz Ebert, der Vorsitzende der Sozialdemokratischen Partei, Reichskanzler geworden ist"? Als die Massen nicht mehr zu halten waren, machten die Reformisten im geheimen Einvernehmen mit den Herren von gestern die Revolution auf dem Papier mit, um die Erregung zu dämpfen. In Wirklichkeit aber organisierten sie ohne Zögern die Konterrevolution. Exzellenz Scheidemann brach die Beziehungen zur russischen Sowjetregierung ab und wies Joffe aus. Ebert verbündete sich mit dem Großen Hauptquartier, mit Groener und Hindenburg. Seine Beziehungen zur Bourgeoisie wurden im Augenblick des Zusammenbruchs noch herzlicher, als sie schon waren. Kaum fielen die alten Ketten, da versuchten diese Lakaien das Proletariat in neue Ketten zu schmieden. „Nationalversammlung" war das Zauberwort, mit dem sie die revolutionären Energien zu bannen versuchten, mit dem sie die „Demokratie" — das heißt das Bürgertum und seine Macht — vor dem Ansturm der Massen retten wollten. Noske fuhr im Auftrage der kaiserlichen Regierung nach Kiel, um den Matrosenaufstand abzublasen. Als das nicht gelang, wollte auch er sich plötzlich als Revolutionär aufspielen. Doch die roten Matrosen durchschauten das Spiel und verhafteten ihn. Fast hätte er das Schicksal Heines, des kaiserlichen Kommandanten der kieler Festung, geteilt und wäre von den empörten Massen erschossen worden. Um wie viel besser wäre es für unsere Bewegung gewesen, wenn Noske schon 1907 von dem Parteitage ausgeschlossen worden wäre, auf dem er seine imperialistischen Anschauungen klar bekundete. Wie viel Hunger und Not, wie viel Millionen Tote und Verwundete wären der Menschheit erspart geblieben, wenn wir uns, wie die Bolschewiki in Russland, von den rechten Renegaten in der Partei befreit und rücksichtslos alle Elemente bekämpft hätten, denen die Geldsackdemokratie viel wichtiger erschien als der Sozialismus.

      Endlich

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