Fiammetta. Джованни Боккаччо

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Fiammetta - Джованни Боккаччо

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sie lange mit schmeichelnden Gedanken nährt, der kann nur spät und schwer das Joch abwerfen, dem er sich fast freiwillig unterworfen hat.«

      »Ach!« sagte ich da, »wie weit leichter ist es doch, dies alles zu sagen, als es selbst zu tun.« »So schwer auch immer die Ausführung sein mag,« erwiderte sie, »so ist sie doch möglich und muß geschehen. Überlege selbst, mein Töchterchen, ob du die Hoheit deines Stammes, den großen Ruhm deiner Tugend, deiner Schönheit Blüte, deiner Zeitgenossen Verehrung und noch alle die andern Dinge, die einer edlen Frau wert sein müssen, und vor allem die Gunst deines Gemahls, den du so sehr liebst und von dem du wiederum so sehr geliebt wirst, hingeben möchtest, um diesen einzigen Wunsch zu befriedigen.

      Gewiß, dies darfst du nicht wollen, und ich glaube auch nicht, daß du es willst, sobald du mit dir selbst zu Rate zu gehen weißt. Darum beschwöre ich dich bei Gott, nimm dich zusammen und jage die falschen Freuden, die nur eine eitle Hoffnung dir verheißt, weit von dir hinweg und mit ihnen die treulose Glut. Ich beschwöre dich demütigst bei dieser alten, treuen Brust, die schon manche Sorge bewegt hat und von welcher du die erste Nahrung empfangen hast, suche dir selbst zu helfen und trage Sorge für deine Ehre. Achte meine Ratschläge nicht gering, sondern denke, daß der ernste Wille, geheilt zu sein, schon ein Teil der Gesundheit ist.«

      Hierauf sagte ich ihr: »O! liebe Amme, ich sehe hinlänglich ein, daß alles, was du mir sagst, durchaus wahr ist, aber ein fremder Wahnsinn zwingt mich, das Schlimmste zu erwählen, und das Herz, im stillen mit ihm einverstanden, strengt sich vergebens an, deinen Rat zu befolgen, und selbst der Wille der Vernunft wird durch die herrschende Gewalt überwunden. Liebe besitzt und bemeistert mit ihrer Göttlichkeit mein Gemüt gänzlich, und du weißt, daß es kein leichtes Unternehmen ist, ihrer Macht zu widerstehen.«

      Als ich das gesagt hatte, sank ich wie erschöpft und überwunden in ihre Arme. Sie aber, noch mehr bewegt als zuvor, begann mit strengerem Ton folgende Worte: »Ihr allein, ihr schönen jungen Frauen, von mutwilligen Flammen entbrannt und gereizt, habt es ausgefunden, daß die Liebe eine Gottheit sei, da doch der Name Furie passender für sie wäre. Ihr nennt Amor den Sohn der Venus und behauptet, daß ihm seine Gewalt aus dem dritten Himmel verliehen sei, bloß in der Absicht, eure Torheit mit der Notwendigkeit zu entschuldigen.

      O! ihr Betrogenen und aller Einsicht wahrhaft Beraubten, wißt ihr wohl, was ihr behauptet? Er, welcher von einer höllischen Furie gepeitscht, leichtbeschwingt über die Welt hineilt, ist keine Gottheit, sondern vielmehr eine Tollheit zu nennen. Seht ihr nicht, daß er nur die besucht, die er in weltliche Glückseligkeit versenkt findet? Bloß weil er in ihren eitlen und müßigen Gemütern leicht Eingang findet. Und sehen wir nicht dagegen die allerheiligste Venus, die Göttin der Liebe, die zu der menschlichen Fortdauer nicht allein zuträglich, sondern notwendig ist, oft in Hütten verweilen? Ohne allen Zweifel! Aber diesen, der fälschlich statt Teufel Gott genannt wird, diesen gelüstet nur nach eitlen Dingen, und er besucht stets nur die Günstlinge des Glücks. Dieser Erzschelm überredet die Prachtliebenden und Überfeinen zu köstlicher Nahrung und Kleidern, mischt sein Gift darunter und bemächtigt sich so ihrer elenden Seelen. Nur selten oder niemals sieht man ihn in den Hütten der Armut. Er ist eine Art von Seuche, die nur schwache, verzärtelte Teile angreift, weil diese für ihre verderblichen Wirkungen am zugänglichsten sind. Wie oft sehen wir unter dem einfältigen Volk tüchtige, gesunde Triebe, aber die Reichen, im Scheine ihres Goldes, streben, unersättlich wie sie in allen Dingen sind, auch hier oft nach mehrerem als sich geziemt. Und der, welcher viel besitzt, wünscht zu besitzen, was er nicht besitzt. So erkenne ich auch dich als eine sehr unglückliche Frau, die bloß aus allzugroßem Wohlbefinden sich diesen neuen schimpflichen Kummer zugezogen hat.«

      Lange hatte ich sie reden lassen, aber nun sagte ich: »O! Alte, schweig und lästre meine Gottheit nicht länger! Jetzt, da deine Sinne stumpf sind, da sich wie billig alle anderen von dir wenden, jetzt eiferst du willig gegen die Liebe und lästerst, was dich einst entzückt hat. Und warum soll ich an der Liebe Göttlichkeit zweifeln, da weit berühmtere, weisere, mächtigere Frauen, als ich bin, sie als solche anerkannt haben und anerkennen?

      Ja, es ist wahr, sie hat mich unterjocht: mag doch nun der Grund sein, welcher es wolle. Ich ergebe mich. Sooft ich meine Kräfte aufbot, sich ihr zu widersetzen, so oft wurden sie von ihrer Allgewalt besiegt. Und so kann nur allein der Tod oder der Besitz des Geliebten meine Qualen endigen. Und wenn du wirklich so weise bist, als ich glaube, so bitte ich dich, denke vielmehr daran, durch Rat und Tat meine Leiden zu lindern, und kannst du das nicht, so höre zum mindesten auf, sie noch schmerzvoller zu machen, und tadle das nicht länger, wozu meine Seele sich unwiderstehlich hingezogen fühlt.«

      Sie aber antwortete mir nicht und ging aufgebracht – nicht ohne Ursache – aus dem Zimmer, murmelte noch, ich weiß nicht was, zwischen den Zähnen und ließ mich allein.

      Schon hatte sich die gute Alte, deren Ratschläge ich zurückgewiesen, entfernt, ohne mir weiter ein Wort zu sagen, und ich, allein geblieben, überdachte nochmals in der bekümmerten Brust alle ihre Worte, und ob ich gleich kein freies Urteil mehr hatte, so fühlte ich doch, wie voll Gewicht und Sinn sie waren. Alles, was ich vor ihr verteidigt hatte, was auch immer daraus entstehen würde, schwankte jetzt nochmals an meinem Geist vorüber. Schon fing ich an zu denken, daß ich wie billig diese verderblichen Dinge lassen müßte, und schon wollte ich zu meinem Trost die Amme zurückrufen, als ein neuer, plötzlicher Zufall mich zurückhielt.

      Mit einem Male stand eine wunderschöne Frau vor mir, ohne daß ich wußte, wie sie in mein verschlossenes Zimmer gekommen war. Kaum vermochten meine Blicke den strahlenden Glanz zu ertragen, der sie rings umgab. Schweigend blieb sie vor mir stehen, während ich, soviel es der blendende Schimmer mir verstattete, meine Augen nach ihr hinwandte. Es gelang mir nach und nach, mich mehr daran zu gewöhnen, und ich erkannte die himmlische Form. Ein dünn gewebtes purpurnes Gewand umhüllte den schönen Leib, doch so durchsichtig und leicht war es, daß, wo es die blendend weißen Glieder bedeckte, sie wie durch ein helles Glas mir in die Augen strahlten. Ihre goldnen Locken, die an herrlichem Glanz ebensosehr das Gold übertrafen, wie dieses sonst auch das schönste blonde Haar beschämt, waren mit einem Kranz von grünen Myrten geschmückt. Und unter seinem Schatten sah ich zwei Augen von unvergleichlicher Schönheit, deren Anschauen eine unbeschreibliche Lust gewährte. Sie verbreiteten ein wunderbares Licht, und ihr ganzes Antlitz war so schön, daß auf Erden nie ein gleiches gefunden werden kann. Noch immer schwieg sie, doch – war es eigenes Wohlgefallen oder weil sie mich so entzückt über ihren Anblick sah – genug, sie ließ nach und nach ihre himmlischen Glieder mir durch das blendende Licht hindurch klarer und deutlicher erscheinen, so daß ich eine Schönheit erkannte, die keine Zunge aussprechen, ja ohne sie gesehen zu haben, kein Sterblicher sich denken kann.

      Endlich, da sie sich mir nun ganz gezeigt hatte und mich über ihre Schönheit und ihre ganze Erscheinung an diesem Orte höchst erstaunt sah, wandte sie sich mit freudigem Angesicht zu mir, und mit einer Stimme unendlich süßer als die unsrigen hub sie an zu sprechen:

      »O zarte Jungfrau, edler als irgend eine andere, was für Entschlüsse bringen die neuen Ratschläge der alten Amme in dir hervor! Siehst du denn nicht, daß die Befolgung derselben weit schwerer ist als die Liebe selbst, die du zu fliehen begehrst? Bedenkst du nicht, wie endlos, zahllos, unerträglich die Pein ist, die sie dir bereiten? Willst du, Törichte, die ganz kürzlich erst eine der Unsrigen geworden ist, durch die Rede einer Alten, die nicht zu uns gehört, schon abtrünnig werden, du, die noch nicht weiß, wieviel unsrer Gaben und wie entzückend sie sind?

      O du Unweise, unterwirf dich auf unser Wort demjenigen, welcher alle im Himmel und auf der Erde zu befriedigen weiß. Wisse, so weit Phöbus, der mit seinem leuchtenden Wagen am Ganges aufsteht und sich mit seinen müden Rossen in Hesperiens Wellen taucht, den goldnen Tag verbreitet, daß alles, alles, was der kalte Bär und der siedend heiße Pol einschließt, die Herrschaft unseres geflügelten Sohnes ohne Widerspruch anerkennt. In dem Olymp ist er nicht nur ein Gott wie die andern Götter, sondern er ist ein Gott der Götter, weil keiner unter allen ist, der nicht einmal durch seine

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