ZURÜCK IN DIE STEINZEIT. Edgar Rice Burroughs
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Von Horst vergrub sein Gesicht im Wasser, er ließ es über seine nackten Arme laufen, er schöpfte es mit seinen Händen und goss es über den Kopf. Noch nie zuvor war ihm Wasser wie ein Luxus vorgekommen. Seine Sorgen schwanden. Jetzt würde alles gut werden – er hatte Wasser! Jetzt war er in Sicherheit!
Er blickte auf. Am gegenüberliegenden Ufer des Flüsschens hockte eine Kreatur, wie sie in keinem Buch zu finden ist und deren Knochen in keinem Museum ausgestellt sind. Sie glich einem gigantischen geflügelten Känguru mit dem Kopf eines Reptils, ähnlich einem Pterodaktylus mit ihren langen, stark gezahnten Kiefern. Das Wesen beobachtete von Horst aufmerksam, seine kalten, reptilienartigen, lidlosen Augen starrten ihn ausdruckslos an. Es lag etwas furchtbar Bedrohliches in seinem starren Blick. Der Mann begann sich langsam zu erheben und plötzlich erwachte das abscheuliche Ding plötzlich aus seiner Starre. Mit einem zischenden Schrei überwand es den kleinen Fluss in einem einzigen gewaltigen Satz.
Von Horst drehte sich um und begann zu rennen. Gleichzeitig zerrte er an der Pistole in seinem Halfter, aber bevor er sie ziehen konnte, stürzte sich das Ding auf ihn und riss ihn zu Boden. Dann hob es ihn mit seinen klauenartigen Händen auf, hielt ihn hoch und betrachtete ihn. Aufrecht auf seinem breiten Schwanz sitzend, ragte es fünfzehn Fuß in die Höhe, und aus nächster Nähe schienen seine Kiefer fast groß genug zu sein, um das mickrige Menschen-Ding, das ehrfürchtig auf sie starrte, mit einem Biss zu verschlingen. Von Horst dachte, dass sein Ende nun gekommen war. Er war hilflos in dem mächtigen Griff dieser mächtigen Krallen, seine Pistolenhand an seine Seite geklemmt. Die Kreatur schien sich an ihm zu weiden und darüber zu nachzudenken, wo sie zubeissen sollte. Zumindest schien es von Horst so.
An der Stelle, wo der Bach den Pfad kreuzte, gab es eine Öffnung im Blätterdach, durch welche die ewige Mittagssonne ihre hellen Strahlen auf das plätschernde Wasser, die grüne Wiese, die monströse Kreatur und ihren relativ mickrigen Gefangenen warf. Das Reptil, wenn es denn eines war, wandte seine kalten Augen nach oben zur Öffnung; dann sprang es hoch in die Luft, breitete dabei seine Flügel aus und flatterte nach oben.
Von Horst war kalt vor Sorge. Er erinnerte sich an Geschichten, die er von einem großen Vogel der äußeren Welt gelesen hatte, der seine Beute in die Höhe trug und sie dann tötete, indem er sie zu Boden fallen ließ. Er fragte sich, ob dies sein Schicksal sein würde, und er dankte seinem Schöpfer, dass es so wenige geben würde, die um ihn trauern würden – keine Frau und keine Kinder, die ohne Beschützer und Versorger zurückbleiben würden, keine Geliebte, die seinen Verlust betrauern und sich nach dem Geliebten sehnen würde, der niemals zurückkehren würde.
Sie befanden sich jetzt über dem Wald. Die seltsame, horizontlose Landschaft dehnte sich in alle Richtungen aus und verblasste allmählich im Nichts. Jenseits des Waldes, in der Flugrichtung der Kreatur, lag offenes Land, sanfte Hügel und Berge. Von Horst konnte Flüsse und Seen sehen und in weiter, dunstiger Ferne etwas, das ein großes Gewässer zu sein schien – ein Binnenmeer vielleicht oder ein riesiger, unerforschter Ozean; aber in welche Richtung er auch blicken mochte, für ihn war alles unbekanntes Neuland.
Das Betrachten der Landschaft war für ihn nicht von lebenswichtigem Interesse, dann aber kam der Moment, in dem dieses Interesse plötzlich ausgelöscht wurde. Denn das Ding, welches ihn durch die Lüfte trug, löste eine Klaue von ihm. Von Horst dachte, dass es ihn fallen lassen würde, dass sein Ende nun gekommen war. Er flüsterte ein kleines Gebet. Das Wesen hob ihn ein paar Meter hoch und ließ ihn dann in eine dunkle, müffelnde Tasche sinken, die es mit der anderen Pfote offen hielt. Als es ihn losließ, befand sich von Horst in völliger Dunkelheit. Einen Augenblick lang konnte er sich seine Lage nicht erklären, dann dämmerte ihm, dass er sich in der Bauchtasche eines Beuteltiers befand. Es war heiß und stickig. Er dachte, er würde mit dem überwältigenden Gestank dieses Reptils in der Nase ersticken. Als er es nicht mehr aushalten konnte, drückte er sich nach oben, bis sein Kopf aus der Öffnung des Beutels ragte.
Die Kreatur flog inzwischen horizontal, und die Sicht des Mannes war auf das beschränkt, was fast direkt unter ihm lag. Sie befanden sich immer noch über dem Wald. Das Laub, das wie gebauschte Smaragdwolken dalag, sah weich und einladend aus. Von Horst fragte sich, warum er lebend weggetragen wurde und wohin die Reise noch führen würde. Wohl zweifellos zu einem Nest oder einer Höhle, um als Nahrung zu dienen, vielleicht für eine Brut abscheulicher Jungtiere. Er tastete nach seiner Pistole. Wie leicht wäre es, in diesen heißen, pulsierenden Körper zu schießen, aber was würde es ihm nützen? Es würde den fast sicheren Tod bedeuten – möglicherweise einen langsamen Tod. Denn wenn er nicht sofort getötet würde, dann spätestens wegen tödlichen Verletzungen. Er verwarf den Gedanken.
Die Kreatur flog mit überraschender Geschwindigkeit, wenn man ihre Größe bedenkt. Der Wald verschwand aus dem Blickfeld, und sie flogen über eine bewaldete Ebene, auf der der Mann unzählige Tiere grasen oder ruhen sah. Es gab große Rothirsche, Faultiere, riesige primitive Rinder mit zotteligem Fell. In der Nähe von Bambusbüscheln, die einen Fluss säumten, war eine Herde Mammuts. Es gab auch andere Tiere, die von Horst nicht einordnen konnte. Bald flogen sie über niedrige Hügel, ließen die Ebene hinter sich und flogen dann über ein raues, vulkanisches Land mit kahlen, schwarzen, kegelförmigen Hügeln. Zwischen den Kegeln und auf einem Teil ihrer Flanken wucherte das unvermeidliche tropische Grün von Pellucidar. Nur dort, wo keine Wurzel Fuß fassen konnte, gab es kein Gestrüpp. Eine Besonderheit dieser Kegel erregte von Horsts Aufmerksamkeit: Viele von ihnen hatten eine Öffnung in der Spitze, die ihnen das Aussehen von erloschenen Miniaturvulkanen gab. Ihre Größe reichte von hundert Fuß bis zu mehreren hundert Fuß Höhe. Während er sie betrachtete, begann sein Entführer, direkt über einem der größeren Kegel zu kreisen. Dann stürzte er schnell direkt in den gähnenden Krater und landete auf dem Boden im Lichtkegel der Sonne, die ständig im Zenit stand.
Als die Kreatur ihn aus dem Beutel zog, konnte von Horst zunächst wenig vom Inneren des Kraters sehen; aber als sich seine Augen schnell an die umliegende Düsternis gewöhnten, sah er, dass er von den Leichen zahlreicher Tiere und Menschen umgeben war. Die Überreste waren in einem großen Kreis um ihn herum platziert worden, die Köpfe nach aussen gelegt. Der Kreis war nicht ganz geschlossen, es gab eine einzige Lücke von mehreren Fuß. Zwischen den Köpfen der Leichen und der Wand des Kegels war eine Menge elfenbeinfarbener Kugeln von etwa zwei Fuß Durchmesser gestapelt.
Diese Dinge beobachtete von Horst mit einem kurzen Blick, dann wurde er schon wieder in die Luft getragen. Die Kreatur hob ihn an, mit dem Gesicht nach außen, bis er auf Augenhöhe mit der Bestie war. Dann fühlte der Mann einen scharfen, widerlichen Schmerz im Nacken an der Basis des Gehirns. Es gab nur einen Augenblick des Schmerzes und eine kurzzeitige Übelkeit, dann wurde plötzlich alles taub. Es war, als ob er vom Hals abwärts aufgehört hätte zu existieren. Von Horst spürte, wie er langsam zur Wand des Kegels getragen und auf dem Boden abgesetzt wurde. Noch konnte er seinen Kopf bewegen und drehte ihn zur Seite, wo er gerade noch sah, wie die Kreatur, die ihn hierhergebracht hatte, in die Luft sprang, die Flügel ausbreitete und finster kreischend durch die Krateröffnung davonflatterte.
Kapitel 2: Die Grube des Grauens
Als von Horst dort in der düsteren Höhle des Todes lag und über seine Situation nachdachte, wünschte er sich, er wäre gestorben, als er die Gelegenheit und die Kraft zum Selbstmord noch hatte. Jetzt war er hilflos. Das Entsetzen über seine Situation wuchs in ihm, bis er fürchtete, verrückt zu werden. Er versuchte, eine Hand zu bewegen, aber es war, als hätte er gar keine Hände mehr. Weder konnte er seine Hände, noch sonst einen Teil seines Körpers fühlen – abgesehen von seinem Kopf. Und so fühlte er sich auch, wie ein losgelöster Kopf, der im Dreck lag. Zwar noch bei Bewusstsein, aber völlig hilflos. Er schaute zur Seite und stellte fest, dass er am Ende der kreisrunden Reihe von Leichen war, am Rande der Lücke. Auf der anderen