Und die Wahrheit steht auf. Petrus Faller
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Trotz dieser unglaublichen Fülle und der jenseitigen, atemberaubenden Atmosphäre bekam ich keine Antwort, auch die alten Völker hatten für mich keine brauchbaren Lösungen gefunden.
Der langsam dahingleitende Fluss vor mir schien sich nicht zu bewegen. Ich sah wieder die volle, runde Scheibe des Mondes sich im Wasser zu meinen Füßen spiegeln und gleichzeitig am Himmel. Wer spiegelte wen?
Ich wollte kein Asket sein, körperfeindlich. Ich wollte mich nicht kasteien und irgendwelche Meditationstechniken ausüben nur um die Wahrheit zu finden, um das hier alles irgendwie auszuhalten. Die Mondscheibe kam immer näher und schien zu lachen, als das Wasser sich in Wellen am Ufer kräuselte. Scheiß Fragen! Ich lächelte zurück und legte mich erschöpft schlafen.
Am nächsten Morgen packten wir zum letzten Mal unsere wenigen Dinge zusammen. Ich vergaß zwischen den Steinen meine Glöckchen, die ich wegen der Schlangen im Urwald immer am Fuß getragen hatte, und freute mich über ein willkommenes Frühstück, zu dem ein eigenartiger Mann, der in der Nähe des Flusses wohnte, uns eingeladen hatte. Wir sahen ihn schon von weitem vor seinem Haus, als wir vom Flusstal her aufstiegen. Er hatte die Beine hochgelegt, saß in einer Militärkampfuniform auf seiner Veranda und begrüßte uns höflich. Einen tantrischen Guru sollten wir treffen, hatte mir mein Meditationsfreund vorher erzählt, der alle möglichen übernatürlichen Dinge im Fluss vollbringen konnte. Der Mann kümmerte sich auch um die Menschen im Dorf, besorgte ihnen Arbeit und achtete darauf, dass das Dorf sauber gehalten wurde und die Kinder zur Schule gingen. Gerade hatte sich eine Gruppe der Dorfbewohner in seinem Hause vor einem Fernsehgerät versammelt, um sich eine indische Soap aus der Mahabharata9 anzuschauen. Während er sich lächelnd mit uns unterhielt, uns immer wieder zum Essen animierte, sprach er zwischen den Worten immer wieder Mantras. Ram Ram Ram, Sita-Ram. Er schaukelte die ganze Zeit auf dem Stuhl hin und her und erzählte uns, dass er viele Menschen im Krieg gegen Pakistan töten musste. Es war die „unheiligste Erscheinung“, die mir in Indien je begegnet war und er tat mir irgendwie gut. Ich spürte seine helle Liebe, seinen Respekt und sein wahrhaftiges Interesse und Mitgefühl, wie ich es nie vorher bei einem Menschen gespürt hatte. Seine Augen leuchteten wie Scheinwerfer. Er lachte über unsere Meditationspraxis, lobte sie gleichzeitig und gab uns zum Abschluss den Rat einen Guru zu finden, da wir sonst noch viele Leben in Meditation verbringen müssten. Wir lachten zurück und verließen beglückt den Platz und nahmen den nächsten Bus hinunter nach Bhopal. Dort trennten sich unsere Wege. Mein Meditationsfreund fuhr nach Orissa an die indische Ostküste, ich sollte ihn nie mehr wiedersehen. Ich nahm den Zug nach Delhi, um mit der nächstmöglichen Maschine nach Deutschland zurückzufliegen. Drei Tage später stand ich auf dem Frankfurter Flughafen. Frühling 1988, ich war dreiundzwanzig Jahre alt.
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