RedStar. Juryk Barelhaven

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу RedStar - Juryk Barelhaven страница 4

Автор:
Серия:
Издательство:
RedStar - Juryk Barelhaven

Скачать книгу

      „Jetzt ist aber gut! Messer weg, sofort!“

      „Nein! Ich steche dich ab, du…!“

      Mehr Aufmunterung brauchte Gideon nicht. Er spürte, wie etwas Altbekanntes von ihm Besitz ergriff, die Entfernung abschätzte und seinen Gegner taxierte. Mit einer Waffe in der Hand hätte die Sache schnell und sauber gelöst werden können, dafür aber tödlich und gewiss nicht professionell genug, um sich dafür später bei Linda entschuldigen zu können. Aus Respekt vor ihr wählte Gideon die sanfte Tour, die auch, zugegeben, ihm perfiden Spaß machte. Auch der Sheriff war nicht frei von Fehlern.

      Marlon hatte unterdessen sich entschlossen, zum Mörder zu werden. Ein Ausfallschritt und die Klinge weit erhoben, stürzte er sich auf das vermeintlich wehrlose Opfer.

      Dumm, dachte Gideon bei sich und hätte fast dabei gelächelt. Es passierte alles so langsam vor seinen Augen. Wie auf einem Skizzenblatt konnte er klar vor sich die Schneise sehen, die genau auf seine Kehle zielte.

      Mit der Linken konterte er den Schlag, indem er seinen Zeigefinger und Mittelfinger auf die ungeschützte Innenseite des rechten Arms schlug und dabei einen bestimmten Nerv traf. Marlon ächzte getroffen auf und sah hilflos zu, wie das Messer kraftlos aus seinen Fingern glitt. Er verstand nicht, dass Gideon nicht viel Kraft brauchte um ihn am Kragen zu packen und gegen die Anrichte zu schleudern, so dass die Teller und Tassen scheppernd zu protestieren anfingen.

      Mit dem Fuß beförderte er die Klinge aus seiner Reichweite und versetzte Marlon eine schallende Backpfeife, die ihn zurücktaumeln ließ. Der Junge stieß krächzend etwas aus, was sich wie ein Fluch anhörte und ging sofort zum Angriff über: mit einem wilden Aufschrei umpackte er Gideons Hals und stemmte sich gegen ihn. Ganz nahe konnte er den stinkenden Atem und vor allem, den Wahnsinn in den Augen sehen. Hinter der Hirnrinde schienen kleine Dämonen um die Vorherrschaft zu kämpfen, und alle wurden Erste.

      Gideon hatte endgültig genug, schlug ihm in den ungeschützten Bauch und packte mit der anderen Hand seinen Kopf, um ihn gegen den Türrahmen zu schlagen. Hier und da ein weiterer Tritt, ein Schlag mit dem Ellenbogen und schon landete Marlon getroffen zu Boden. Der Wahnsinn flackerte noch kurz auf, dann schlossen sich die Augen des kraftlosen Burschen für eine lange Zeit.

      Der Sieger des ungleichen Kampfes blickte auf den zusammengekrümmten Körper und atmete stöhnend auf. Was war jetzt zu tun?

      Mit Handschellen fesselte er ihn an die Heizung, telefonierte mit der Zentrale und begann dann erst die Taschen zu durchsuchen. Ein paar Credits, eine zusammengeknüllte Zigarettenschachtel und ein Inhalator.

       Seltsam.

      Der Inhalator war aus Plastik, doch in der gläsernen Patrone schwappte eine rötliche Flüssigkeit, die wie Liquid an dem Glas zu perlen begann. Gideon schnüffelte kurz an dem zerbissenen Mundstück und verstand schnell, mit was er es hier zu tun hatte. Der Grund, warum sich Goyers Junge so feindselig verhalten hatte.

      Das Department war verhältnismäßig voll, und Gideon spürte Kopfschmerzen aufkommen. Der Apotheker stand in seinem Jackett, das in seiner Schäbigkeit bestens zu den Schuppen auf seinem Kragen passte, und besah sich den Inhalator in seiner behandschuhten Hand an. Jonathan, Fernandez und Oswald standen um Gideon herum und bestürmten ihn mit Fragen, während sie aufgeregt rauchten. Er schauderte und stieß ein Schnauben aus. Die schlechte Luft zermürbte ihn und der Kopfschmerz nahm zu. „Also, was haben wir hier, Doc?“ Gideon konnte den jungen Apotheker nicht ausstehen; er sah oft aus, als wäre er eben gerade aus einer Mülltonne gekrochen. Außerdem haftete ihm etwas penetrant Selbstgefälliges an, weshalb Gideon ihn im Verdacht hatte, dass er sich im Kreise seiner Familie ziemlich aufspielte.

      „Ein einfacher Inhalator“, erklärte der Apotheker und rückte seine Brille zurecht. „Das ist definitiv RedStar, eine synthetische Droge, von der ich schon gehört habe. Ein tiefer Zug, und man ist drauf, salopp gesagt. Viele leicht zugängliche und alltägliche Produkte enthalten Lösungsmittel, Gase oder andere flüchtige Stoffe, die eine berauschende Wirkung haben können, wenn man sie inhaliert. Auch auf der Erde und auf dem Mars machen manche Kinder und Jugendliche frühe Drogenerfahrungen mit solchen Schnüffelstoffen, die oft in Gruppenritualen konsumiert werden. Vor allem der langfristige Gebrauch von Schnüffelstoffen ist mit erheblichen körperlichen, psychischen und sozialen Risiken und Folgeschäden verbunden.“

      „Siehe Beweisstück A“, meinte Jonathan abfällig und deutete auf die einzige Zelle hinter sich. Marlon plärrte und beschwerte sich, so dass die Anwesenden sich gezwungen sahen, die Tür zum Bereich geschlossen zu halten. Es war kein schöner Anblick.

      „Kann er vom Stoff entwöhnt werden?“

      „Nicht bei RedStar“, verneinte der Apotheker und setzte eine mitleidige Miene auf, die derartig gespielt war, dass Gideon nur kurz Hass empfand. „Ähnlich wie bei Crack. Der Körper braucht jetzt diesen Stoff und vergiftet sich selbst. Es wirkt wie Fettentferner oder Tipp-Ex: Butan, Pentan, chlorierte Kohlenwasserstoffe oder auch Feuerlöschflüssigkeit, wie Halone. Der Körper nimmt Crack über die Lunge wesentlich schneller als geschnupftes Kokain über die Nasenschleimhäute auf. Nach ca. 10 Sekunden erreichen die Kokainmoleküle die Nervenzellen des Gehirns. Schwerwiegend sind zudem oft die psychischen Begleiterscheinungen: Charakterveränderung. Der Konsument fühlt sich einsam und er wird häufig von der Umwelt als aggressiv wahrgenommen. Wahnvorstellungen, Psychosen, Dermatozoenwahn, Soziale Vereinsamung. Ich denke, dass euer Junge in eine geschlossene Abteilung der Medizin verlegt werden sollte. Natürlich braucht ihr eine gerichtliche Verfügung.“

      Jonathan langte zum Hörer. „Das erledige ich.“

      Fernandez stieß einen Pfiff aus und warf Oswald einen Blick zu. „Wir sind so weit draußen. Habe echt gedacht, dass erreicht uns nicht.“

      „Verdammte Schande, das.“ Oswald nickte weise und klopfte Gideon auf der Schulter. „Das wirst du wohl der lieben Mama selbst beibringen müssen.“

      Gideon schauderte und stieß erneut ein Schnauben aus. Er wollte jetzt nicht an Linda denken. Wie würde sie darauf reagieren? „Das sollte besser unser Boss machen, nicht wahr Jonathan?“

      „Verzichte. Das machst du. Du kennst sie länger.“

      „Ach, komm schon!“

      „Nichts da“, stellte sein Boss klar. „Er ist dein Problem. Er ist bei dir eingestiegen, und du hast ihn festgenommen. Jetzt machst du den ganzen Abwasch. Keine Diskussion.“

      Die Logik dahinter wollte Gideon nicht einleuchtend, aber er wusste, ab wann es klug war einfach zu gehorchen. „Wie kam das Zeug hierher? Wer dealt mit Drogen? Hat jemand eine Idee?“

      Fernandez und Oswald schüttelten die Köpfe, und auch Jonathan sah ratlos aus.

      Mit nichts anderem hatte Gideon gerechnet. Besah man sich die drei Kollegen, hätte man annehmen können, dass sie außer ihre Uniform nur ihre Bäuche und ihr Sitzfleisch ausreichend pflegten. Oswald hatte deutliche Gewichtsprobleme, und Fernandez selbst klagte über Plattfüße und fuhr die meisten Wege mit einem Buggy. Und Jonathan verließ so gut wie nie seinen Platz im Departement. Dagegen wirkte Gideon wie ein Fitnesslehrer. Auf solche Krisen waren sie nicht vorbereitet. „Keine Idee? Wir müssen dagegen vorgehen, Leute.“

      „Ich halte dich nicht auf, Gideon“, bemerkte Jonathan auf eine seltsame Art, die ihm nicht gefiel. „Das ist jetzt dein Fall. Ich werde einen Bericht zur Zentrale und eine Anfrage an das Drogendezernat schicken. Dr. Kelputsch kommt gleich und schaut sich den Patienten an. Wir werden ihre Meinung zusammen mit unserem Verdacht protokollieren

Скачать книгу