Auf den Spuren der Habsburger. Torsten Stau
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Länderspiel gegen Ungarn in Budapest (0:3), 29. Mai 2010
Natürlich hat es mich auf meinen Reisen auch in unser Nachbarland Österreich verschlagen und dann nach Ungarn. In Österreich war ich bereits anno 1980 anlässlich eines Firmenjubiläums meines Vaters, doch liegt davon kein Bericht vor, und es gibt nur wenige Erinnerungen und peinliches altes Bildmaterial. Also starten wir dreißig Jahre später…
Mit 44 ist man anscheinend noch nicht zu alt für Premieren. An diesem Wochenende gab es davon sogar gleich drei: Erstens habe ich zum ersten Mal seit fast drei Jahrzehnten den Eurovision Song Contest nicht gesehen - ausgerechnet den Sieg meines Lenaleins habe ich verpasst!! Grund war eine Terminkollision mit Premiere Nummer zwei; denn ich bin erstmals zu einem Auswärtsspiel unserer Nationalmannschaft gereist, wozu ich drittens zum ersten Mal das Gebiet des früheren Ostblocks besucht habe, wenn man mal von den blühenden Landschaften in unseren eigenen Ostprovinzen absieht.
Im Gegensatz zu anderen aus der Reisegruppe bin ich weder zum Saufen noch zum Vögeln nach Budapest gefahren, beides mache ich schließlich zuhause auch nicht. Ich könnte da so einiges berichten, aber ich kann schlecht den Wahrheitsgehalt der erfahrenen Geschichten überprüfen. Ich wollte tatsächlich nur das Fußballspiel sehen und über Budapest sagen können, dass ich mal dort gewesen bin, auch wenn ich von der Stadt selbst wenig gesehen habe, weil wegen der Lenkzeiten der Busfahrer und dem mangelnden Interesse der anderen keine Stadtrundfahrt zustande kam.
Am Freitagabend war ich trotz längerer Parkplatzsuche viel zu früh am Treffpunkt in Bonn und musste anderthalb Stunden auf den verspäteten Fanbus warten. Außer mir stieg in Bonn nur noch einer zu, von der großen Gruppe der Münchentour im März war kaum jemand dabei bzw. sie waren schon in Köln zugestiegen. Obwohl jeder einen Doppelsitz zur Verfügung hatte und es für eine Fußballtour zeitweise verhältnismäßig ruhig war, konnte ich im Bus leider wieder kaum schlafen. Tagsüber hatte ich wie immer genügend Lesestoff dabei, und die gezeigten Dokumentarfilme über das Wunder von Bern und Fußball im Ruhrpott waren für mich neu. Wegen einer restriktiven Pausenregelung dauerte die Fahrt von Duisburg nach Budapest nur etwa fünfzehneinhalb Stunden. Dort erwartete uns bestes Wetter bei fast 30 Grad, Hotel und Frühstück waren akzeptabel. In meinem Hotelzimmer musste irgendwann einmal jemand auf den Teppich gekotzt oder etwas ausgegossen haben, aber für den Reisepreis kann man sich im Ganzen nicht beklagen. Auf dem Weg zum Stadion waren wir nur noch ganze zwei Leute im Bus, alle anderen hatten sich schon vorher selbstständig auf den Weg in die Stadt gemacht. Wie ich hinterher erfahren habe, wurden aber in der Innenstadt Gruppen deutscher Fans überall von der Polizei beobachtet, eingekesselt und teilweise gegen ihren Willen vorzeitig in die U-Bahn zum Stadion verfrachtet.
Es erwies sich als nicht ganz einfach, zunächst einmal die Schalter zu finden, an denen man unter Vorlage des Personalausweises oder Reisepasses die vom DFB erhaltenen Voucher in die richtigen Tickets umtauschen musste, die sich dann aber als richtige Trophäen herausstellten.
Die Landessprache ist für Fremde eine Katastrophe, selbst ausgerufene Haltestellennamen erkennt man kaum wieder, auch wenn man sie ausgeschrieben vor sich sieht. Der Weg ins Stadion war mühsam, und ich wurde gleich dreimal gefilzt, was mir seit Offenbach nicht mehr passiert ist. Es waren vor, während und nach dem Spiel so viele gepanzerte Polizisten um uns herum, dass ich mich frage, was denn erst los ist, wenn wichtige Länderspiele stattfinden oder schwierigere Fans kommen wie beispielsweise die Engländer! Im Stadion selbst habe ich die Ordnung nicht ganz verstanden, denn während einige Blöcke leer bzw. nur mit Polizei besetzt waren, kamen in die überfüllten übrigen Blöcke nicht einmal alle hinein, die dafür gültige Tickets hatten! Im Bereich meines eigenen Platzes saßen bereits mehrere Typen mit gewaltigen Oberarmen voller Tätowierungen, so dass ich meine Gewinnchancen als eher gering einschätzte und mir lieber woanders einen Platz suchte, von dem aus ich ausreichend sehen konnte. Viel zu sehen gab es dann ja eigentlich nicht, und auch bei den Ungarn stieß das Spiel auf wenig Interesse, denn das große Stadion war mit 20.000 Leuten nur spärlich befüllt. Das dortige Bier habe ich nicht probiert, und Currywurst, eine der größten Errungenschaften der westlichen Zivilisation, kennt man in Ungarn wohl noch nicht.
Nach dem Spiel wurden wir noch längere Zeit von der Polizei im Gästebereich festgehalten, bis schließlich ein Polizeispalier vom Stadion bis zur U-Bahn-Station gebildet wurde, ob man dort nun hinwollte oder nicht. Wie dem auch sei, da unser Bus uns nicht wieder vom Stadion abholte, mussten wir selbst sehen, wie wir in der seltsamen fremden Stadt wieder zurück zum weit im Westen der Stadt gelegenen Hotel kamen. Die meisten wollten noch in einen Pub gehen oder irgendwo den Eurovision Song Contest schauen, aber wie ich später erfuhr, wurde man in viele Lokalitäten gar nicht hineingelassen, und der ESC wurde in Ungarn nicht einmal übertragen.
Ich musste mit der roten Linie bis Moszkva tér fahren, wobei ich möglicherweise schwarzgefahren bin, denn wir wurden von der Polizei so in die U-Bahn-Züge verfrachtet, dass wir gar nicht hatten Fahrkarten lösen können. Vielleicht steht auf der Rückseite der Tickets auch drauf, dass die Fahrt wie bei uns gewohnt enthalten ist, aber das hätten sie dann in einer verständlichen Sprache schreiben müssen. Angeblich musste ich dann mit dem Bus 22 in Richtung Buchstábensálát fahren, aber der Fahrer, der ebenso alt war wie sein Bus, verstand weder Englisch noch Deutsch und wollte auch meine 1000 Forint nicht wechseln, man hätte 400 passend haben müssen. Während ich auf den nächsten Bus wartete, sprach mich ein älterer Mann an, der nicht ganz zu Unrecht vermutete, dass ich ein Hotel suchte. Nur suchte ich mein eigenes Hotel und nicht eines, in dem er wahrscheinlich ein paar leichte Mädchen laufen hatte. Für meine verbliebenen 40 Euro hätte ich ohnehin nicht viel bekommen. Der zweite Busfahrer sprach ebenfalls weder Englisch noch Deutsch, wechselte aber meinen Tausender und fragte auf Ungarisch andere Fahrgäste, ob sie die von mir genannte Straße kennen. Dabei erfuhr ich den Namen der Haltestelle, auf die ich vorher anhand des groben Streckenplans auch getippt hatte. Abenteuer Ausland. Aber da ich zu meiner deutschen Kluft einen eingetauschten Ungarnschal trug, ist mir überhaupt nichts passiert.
Die Rückfahrt dauerte bei immer schlechter werdendem Wetter nicht länger als die Hinfahrt und verlief sehr ruhig, weil die meisten Mitreisenden anscheinend einfach platt waren. Jedenfalls war ich noch vor Mitternacht wieder zuhause, womit ich nicht gerechnet hatte.
Glanzlichter Österreichs, 21.-30. Juni 2013
Inzwischen bin ich heil von meiner ersten Nicht-Fußball-Reise dieses Jahres zurückgekehrt. Nun, eigentlich nicht ganz so heil, denn es war weniger eine Erholungsreise als eine durchaus stressige und anstrengende Besichtigungstour! Aber als Beamter erholt man sich bekanntlich im Büro und nicht im Urlaub. Diesmal ging es nicht nach Italien, sondern ich habe mir ein exotischeres Land ausgesucht, über das man wenig weiß: Österreich.
Doch lasst mich wie üblich mit einem Fazit beginnen. Die Reise hat sich wirklich gelohnt, denn ich habe traumhafte Landschaften und interessante Orte gesehen, viel Neues erlebt, das Wetter war bis auf zwei Tage akzeptabel bis ausgezeichnet, und auch mit dem Essen war ich überwiegend sehr zufrieden. Natürlich hatten einige zu hohe Ansprüche und ständig etwas zu meckern, aber die sollten mal darüber nachdenken, wieviel bzw. wie wenig sie denn für all das bezahlt haben! Ihr werdet auch in den nächsten Tagen staunen, was ich außer den Busfahrten und neun Übernachtungen mit Einzelzimmerzuschlag alles für etwa 1.100 Euro bekommen habe, denn bis auf wenige Ausnahmen war alles, worüber ich berichten werde, im Reisepreis enthalten. Bezahlen musste man lediglich die Getränke zum Essen und im Bus sowie natürlich alles, was man über das Programm hinaus