Verlogenes Versprechen. Ute Dombrowski

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Verlogenes Versprechen - Ute Dombrowski Eltville-Thriller

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und Soziales?

      Cornelia Plienick hatte die Gedanken der Kommissarin erraten und fuhr fort.

      „Natürlich stehen wir in Konkurrenz zu anderen Pflegediensten, denn wir finanzieren uns nicht über den Staat, sondern ausschließlich über Spenden und natürlich zahlen die Klienten einen geringen Eigenanteil. Den gibt es auch bei staatlichen Einrichtungen. Es ist kein Spiel, aber wir geben jeden Tag unser Bestes, um auch morgen noch den Bedürftigen zur Verfügung zu stehen. Das heißt: Nur, wer Bestleistungen bringt, kann in diesem Bereich überleben. Helfen ist alles andere als eine romantische Vorstellung.“

      Bianca war nachdenklich geworden. Diese Frau hier war eloquent und verkaufte sich und ihre Firma in einer Perfektion, die schon unheimlich war. In ihrem Bauch grummelte es, denn irgendetwas war faul an der schönen Saubermann-Fassade. Dieses Gefühl hatte sie schon einmal gehabt: Ludger von Etzelsbach und dessen Machenschaften, die ebenfalls durch eine soziale Ader getarnt und schöngeredet worden waren. Sie beschloss: Nun erst recht! Sie würde ein wenig herumstochern.

      Höflich erklärte sie: „Uns liegt eine Anzeige vor, in der Herr Micker den Pflegedienst für den Tod seiner Mutter verantwortlich macht. Ich würde mich gerne mit Ihnen über den Sachverhalt unterhalten.“

      „Aber ja, gern. Ich kann Ihnen versichern, dass die Mutter des Mannes eines natürlichen Todes gestorben ist. Es nimmt uns immer sehr mit, wenn uns ein Klient oder eine Klientin auf diesem Wege verlässt. Wir haben dem Mann unsere Unterstützung zugesichert. Ich kann gern in der Akte nachschauen, wie alles geplant war.“

      „Tun Sie das, Frau Plienick“, sagte Hannes, der Biancas Anspannung beinahe körperlich spürte.

      Er wusste, dass etwas dran war, wenn Bianca sich so verhielt. Sie hatte nun mal ein Gespür dafür, wenn jemand log oder auch nur unsicher war. Die Pflegedienstleiterin machte einen durchaus kompetenten Eindruck, doch das konnte auch nur der schöne Schein sein.

      „Ach, das habe ich Ihnen ja noch gar nicht erzählt und ich hoffe, das bleibt unter uns. In der Polizei scheint man auch nicht sehr sorgsam mit den Mitarbeitern umzugehen. Da muss sich ein angeschossener Polizist tatsächlich selbst um eine Betreuung kümmern und es aus eigener Tasche bezahlen. Das tut mir sehr leid.“

      Bianca und Hannes war sofort klar, dass sie Ferdinand meinte. Hatte er es doch wirklich geschafft, einen Pfleger zu beauftragen. Innerlich grinsten sie, äußerlich waren sie ganz cool.

      „Ja, es ist oft schwer“, sagte Hannes sachlich, „aber das ist ein Thema, über das wir in der Öffentlichkeit nicht reden sollen. Das bleibt bitte auch unter uns.“

      „Natürlich, ich bin verschwiegen“, flüsterte Cornelia und zwinkerte. „So, hier ist die Akte. Ich hoffe nochmals auf Ihre Verschwiegenheit, denn das sind Daten, die Sie eigentlich nicht sehen dürften.“

      Bianca nickte, nahm die Akte und begann zu lesen. Hannes sah ihr über die Schulter.

      „Rotraude Micker bekam nur ein leichtes Schmerzmittel?“

      „Ja, denn sie war noch sehr fit.“

      „Sie hatte Hilfe beim Aufstehen, bei der Morgen- und Abendtoilette und ab und zu bei Gängen außerhalb des Hauses?“

      „Wenn es dort eingetragen ist, war das auch so.“

      „Wie erklären Sie sich dann den plötzlichen Herzstillstand?“

      „Es ist Schicksal. Ich weiß, es klingt herzlos, aber alte Menschen sterben. Vielleicht hat sie sich über irgendetwas aufgeregt oder geärgert, aber das hat mit hundertprozentiger Sicherheit nichts mit den Dienstleistungen meiner Bienen zu tun.“

      „Passiert das öfter?“

      „Was bitte?“

      „Dass ein Mitarbeiter morgens kommt und dann der Klient ist tot?“

      „Selten, aber es kommt vor. Die meisten gehen leise.“

      Das war ein schönes Bild, aber Bianca ließ sich nicht davon täuschen.

      „Wie oft?“

      „Einmal bis dreimal im Monat. Es gibt aber auch Monate, wo niemand stirbt.“

      „Gut, kommen nur Ihre Mitarbeiter in Kontakt zu den Menschen?“

      „Viele haben ja gerade deshalb einen Pflegedienst, weil sie allein sind. Sie haben wenig Kontakte nach außen. Manchmal haben die Familien keine Zeit, aber oft ist es auch so, dass sie mit den Krankheiten ihrer Familienmitglieder nichts zu tun haben wollen. Da erleichtern die Kosten für den Pflegedienst das Gewissen.“

      „Danke für Ihre Offenheit. Wenn Ihnen noch etwas zu Ohren kommt, melden Sie sich bitte.“

      Cornelia nickte und setzte wieder ihr Lächeln auf. Mit großen Gesten komplimentierte sie die Kommissare aus der Tür. Bianca schnaufte, als sie im Auto saß.

      „Die ist aalglatt. Hinter ihre Fassade kann niemand schauen. Wir müssen irgendwie an ein paar Klienten rankommen und sie befragen.“

      Hannes wusste, dass Bianca weiter ermitteln würde, doch er fürchtete sich vor den Konsequenzen. Er kannte Violettas Ruf und die Staatsanwältin würde einer uneinsichtigen Kommissarin wie Bianca das Leben zur Hölle machen. Er seufzte.

      Bianca, die wusste, was er dachte, sagte: „Ich mache das allein, dann bekommst du keinen Ärger. Tu ein­fach so, als wüsstest du von nichts. Außerdem haben wir ja einen super Undercover-Klienten, der die Leute aushorchen kann, im Einsatz.“

      Sie grinsten und freuten sich auf Ferdinands Nachrichten. Nach Feierabend begann Bianca sich vor der Aussprache mit Eric zu fürchten. Als sie zuhause die Mailbox abhörte, hatte der Staatsanwalt ihr eine Nachricht hinterlassen: „Habe noch einen Termin in Frankfurt und bleibe im Hotel, weil ich morgen direkt ins Gericht muss. Wir sehen uns dann abends. Gehen wir schön essen?“

      Bianca verdrängte den Gedanken aus ihrem Kopf, dass er womöglich bei IHR sein konnte.

      10

      Janosch hatte auch heute wieder das Haus von Ramona Zackig beobachtet. Er war fest entschlossen, noch einmal mit ihr zu reden und sie um Hilfe anzuflehen. Ihm war es egal, ob er womöglich beim Testen eines noch nicht zugelassenen Medikaments sterben würde, aber er wollte nichts unversucht lassen.

      Gegen Mittag klingelte er und war sich sicher, dass die Frau zuhause war. Vergeblich wartete er auf das Summen des Tores. So blieb er auf der Straße stehen und kam sich wie ein dummer Junge vor. Immer wieder drückte er den Klingelknopf, aber nichts tat sich. Eine Viertelstunde später hörte er das Knattern eines Rollers und sah Ramona Zackigs Sohn in die Einfahrt einbiegen. Der Junge stoppte neben Janosch und nahm den Helm ab.

      „Sie sind immer hier, nicht wahr?“

      „Ja, ich wollte gerade …“

      „Macht meine Mutter nicht auf? Dann ist sie sicher im Arbeitszimmer. Kommen Sie ruhig mit herein, ich sage Bescheid, dass Sie da sind.“

      „Das ist nett“, erwiderte Janosch und ging mutig hinter dem Jungen her, der jetzt aufs Grundstück fuhr.

      Drinnen wartete

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