Vendetta Colonia. Peter Wolff
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„Das ist ja furchtbar“, Andrea senkt das Haupt.
„Ja, das ist es. Nicht nur für das Kind, sondern auch für die Famiglia.“
„Du meinst den Familienstolz, Guiseppe, nicht wahr?“
„Sicher meine ich den. Ihr wisst wie ich, dass es mit dem Ruf und dem Ansehen der Famiglia nicht vereinbar ist, ein behindertes Kind aufzunehmen.“
„Das war vielleicht vor zehn, fünfzehn Jahren mal so, Guiseppe“, wendet Luigi ein. „Aber heute?“
„Da liegst Du falsch, Luigi. Ein Kollege gehört zum Clan der Mazzeolis. Ich habe zufällig ein Telefonat von Alessandro Mazzeoli mitangehört. Auch die Famiglia Mazzzeoli sollte vor ein paar Monaten Nachwuchs bekommen, ein Mädchen, das geistig schwerstbehindert gewesen wäre.“
„Sollte..., gewesen wäre...?!“, wundert sich Gianni.
„Ja, Onkel Gianni. Die Mazzeolis haben sich dafür entschieden, dem Kind ein solches Leben zu ersparen.“
„Sie haben es abgetrieben?“
„Genau.“
„Das ist ja schrecklich!“, Luigi schüttelt den Kopf.
„Aber vielleicht besser so“, wirft Guiseppe ein.
„Mein Sohn, ich glaube nicht, was Du da sagst. Meinst Du etwa, das Kind von Clarissa und Werner sollte niemals das Licht der Welt erblicken?“
„Genau. Denkt an die Famiglia.“
„Guiseppe, wir haben in den Jahren nach dem Krieg viel erreicht. Heute sind wir eine Familie von hohem Ansehen. Wir haben Macht, Geld und Einfluss. Auch, weil wir uns manchmal am Rande der Legalität bewegt haben. Aber Mord? Nein, damit hatte unsere Familie nie etwas zu tun. Und das soll auch so bleiben“, Antonio wird laut.
„Aber Papa, das ist doch kein Mord. Wir tun sowohl den Eltern als auch dem Kind doch einen Gefallen. Was ist das denn für ein Leben mit Behinderung? Und außerdem: Denkt alle an unser Ansehen! Es ist ein Zeichen von Schwäche, ein behindertes Kind in der Familie zu haben, das wisst ihr!“
„Sicher wissen wir das, ragazzino. Aber ich pflichte Deinem Vater bei: Mit so etwas wollen wir nichts zu tun haben!“, vertritt auch Gianni den Standpunkt seines Bruders.
Guiseppe springt von seinem Stuhl auf.
„Und Du, Luigi? Vertrittst Du auch die Meinung der älteren Herren hier am Tisch?“
„Ich kann Dich verstehen, Guiseppe. Aber es muss doch auch eine andere Lösung geben.“
„Gibt es die, ja?“, „Cameriera, bitte noch eine Flasche Wein für die Herren.“. „Ihr könnt ja noch ein wenig über die Alternativen nachdenken. Vielleicht kommt ihr doch noch zur Vernunft. Der Abend geht auf mich!“
Guiseppe knallt ein Bündel Geldscheine auf den Holztisch und verlässt das Cafe.
24
Paul Schmitz macht sich nach dem Treffen mit seinem Bruder Werner große Sogen. Ihm ist bewusst, wie sehr sich Clarissa auf das Baby gefreut hat und dass es sie ungemein treffen würde, käme der Nachwuchs behindert zur Welt.
Paul selbst weiß, bedingt durch seine Kriegsverletzung, in deren Folge ihm ein Beim amputiert werden musste, nur zu genau, was es heißt, ein Handicap zu haben.
Nach anfänglichen Schwierigkeiten hat er sich mit seinem „neuen Leben“ als Beamter arrangiert.
Sicher, er wäre viel lieber weiterhin als reisender Verkäufer durch die Lande gezogen, war doch ein Bürojob eigentlich nie das, was er angestrebt hatte. Aber das Schicksal hat es anders gewollt.
Und die Vorteile des Beamtentums, den pünktlichen Feierabend, die finanzielle Absicherung und den krisensicheren Arbeitsplatz, weiß Paul Schmitz mittlerweile durchaus zu schätzen.
Privat indes läuft es weniger gut. Pauls Ehe funktioniert mehr schlecht als recht, auch, weil sich seine Frau Hedwig in den Kriegsjahren verändert hat. Sie hat mehrere Familienmitglieder im Krieg verloren und ist in der Nachkriegszeit nicht mehr dieselbe, die sie vorher war.
Hedwig Schmitz hat durch die Kriegseindrücke einen Großteil ihrer Lebensfreude verloren. Vor allem aber hat sie sich entschieden, entgegen der ursprünglichen Lebensplanung keine Kinder zu bekommen. In eine Welt wie diese, so betont sie immer wieder, in der jahrelange Kriege mit unzählbaren Toten möglich sind, solle man keine Kinder setzen.
Paul hofft zunächst, dass sich die Verstimmung seiner Frau mit der Zeit wieder legen werde, aber auch gute fünfzehn Jahre nach Kriegsende noch ist Hedwig nicht mehr die Alte geworden.
Das Paar streitet sich zusehends öfter, und dies nicht nur wegen der differierenden weiteren Lebensplanung.
Paul ist mittlerweile Ende dreißig, will er noch eine Familie gründen, wird es Zeit.
Wie sehr hat er seinen Bruder um das Glück mit Clarissa und die Vorfreude auf das Baby beneidet. Und jetzt diese schlimme Nachricht.
Paul Schmitz beschließt, für ein paar Tage alleine zum Angeln zu fahren, um den Kopf frei zu kriegen. Die Sorgen um Clarissas Kind, seine eigenen Eheprobleme.
Erst einmal raus, denkt er sich, und macht sich auf zu einem verlängerten Angelwochenende in die Eifel, an den Laacher See. Er hat mittlerweile eine Prothese, Autofahren und Laufen ohne Krücken – beides stellt kaum noch ein Problem für ihn dar.
Während der Fahrt ist Paul sehr unruhig, viele Gedanken schießen ihm durch den Kopf und er kann es kaum erwarten, endlich beim Angeln abzuschalten.
Eigentlich angelt Paul Schmitz lieber am Meer, da er nur ein paar Tage Urlaub hat, waren ihm die 320 Kilometer an die holländische Nordseeküste jedoch zu weit. In die malerische Eifel sind es nur gut 80 Kilometer und auch dort in den Maarseen kann man nicht nur prächtig fischen, sondern es gibt auch sonst so einiges zu sehen.
Über 50 Seen gibt es in der Eifelregion, darunter zahlreiche Stauseen, und natürlich die berühmten Maare mit vulkanischer Entstehungsgeschichte, alle umgeben von wunderbaren Naturlandschaften (31).
Der Laacher See liegt im Osten der Vulkaneifel bei Andernach und befindet sich in der Nähe der Benediktinerabtei Maria Laach. Der See ist mit einer Fläche von rund 3,3 km² und einem Umfang von ca. 7300 m der Größte in Rheinland-Pfalz. Die Wassertiefe beträgt ca. 53 m. Vor etwa 11.000 Jahren erfolgte der letzte Ausbruch des Maria Laach Vulkans. (32).
Paul Schmitz hat ein Zimmer in einer kleinen Pension unweit des Laacher Sees gemietet. Nichts Besonderes, Bett, Stuhl und Tisch, ein kleiner Kleiderschrank. Aber Paul hat ohnehin nicht vor, abgesehen von den Nachtstunden Zeit auf dem Zimmer zu verbringen.
Den ersten Nachmittag am See kann er kaum genießen. Nicht, dass er kaum einen Fisch fängt, sondern die Probleme in Köln sind es, die ihn nicht zur Ruhe kommen lassen.
Kann man Clarissa nicht irgendwie helfen?
Macht