Der Monddiamant. Уилки Коллинз
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Als sie im Begriff waren, sich an der Ecke der Terrasse aufzustellen, humpelte ich hinunter, um sie wegzuschicken; aber ein unglücklicher Zufall wollte, daß die beiden »Dragoner« mir zuvorkamen. Sie platzten in ihrem ungeduldigen Verlangen, die Indier ihre Künste produzieren zu sehen, auf die Terrasse los wie ein Paar Raketen. Die anderen Damen folgten ihnen; dann kamen auch die Herren hinzu. Ehe man sich’s versah, hatten die Spitzbuben angefangen ihre Begrüßungen zu machen, und waren die Dragoner damit beschäftigt, den hübschen kleinen Jungen zu liebkosen. Herr Franklin stellte sich an die eine Seite von Fräulein Rachel und ich postirte mich hinter sie. Wenn unser Argwohn begründet war, so präsentierte sie ohne Ahnung irgend einer Gefahr wie sie dastand den Diamanten an ihrer Brust den danach lüsternen Indiern! Was sie für Taschenspielerstücke und wie sie sie machten, kann ich nicht sagen.
Der unangenehme Verlauf des Mittagessens und das fatale Erscheinen dieser Spitzbuben, die eben im rechten Moment gekommen waren, um den Edelstein mit ihren eigenen Augen zu sehen, brachten mich nachgerade außer Fassung. Die erste bemerkenswerthe Thatsache war dann das plötzliche Erscheinen des indischen Reisenden, Herrn Murthwaite. Indem er aus dem Halbkreis« in welchem die Damen und Herren saßen oder standen, heraustrat, stellte er sich ruhig hinter die Jongleurs und fing plötzlich an, sich in ihrer Landessprache mit ihnen zu unterhalten.
Hätte er ihnen einen Bajonnettstoß versetzt, hätten sie sich schwerlich tigerartig wilder gegen ihn geberden können, als sie es bei den ersten indischen Worten, die er aussprach thaten.
Im nächsten Augenblick verbeugten sie sich gegen ihn — und begrüßten ihn in ihrer höflichsten und kriechendsten Manier.
Nachdem sie einige Worte in ihrer unverständlichen Sprache mit einander gewechselt hatten, entfernte sich Herr Murthwaite ebenso ruhig wieder, wie er gekommen war. Darauf näherte sich der Anführer der Indier, der ihnen als Dolmetscher diente, wieder den Damen und Herren. Es entging mir nicht, daß das kaffeefarbige Gesicht des Kerls grau geworden war, seit Herr Murthwaite mit ihm gesprochen hatte. Er verneigte sich gegen Mylady und erklärte ihr, daß die Vorstellung zu Ende sei.
Die »Dragoner,« welche über diesen plötzlichen Schluß unbeschreiblich desapointirt waren, brachen in ein lautes »Oh!« gegen den Urheber dieses unerwarteten Schlusses, Herrn Murthwaite, aus.
Der Anführer der Indier legte seine Hand demüthig auf seine Brust und sagte zum zweiten Mal, die Jongleur-Vorstellung sei vorüber.
Der kleine Junge ging mit einem Hute in der Hand umher. Die Damen zogen sich in den Salon zurück und die Herren gingen mit Ausnahme der Herren Franklin und Murthwaite wieder zu ihrem Wein. Ich und der Diener folgten den Indiern, bis wir überzeugt waren, daß sie unsern Grund und Boden verlassen hatten.
Aus unserem Rückwege längs der Büsche spürte ich Tabakgeruch und fand Herrn Franklin und Herrn Murthwaite, den Letzteren eine indische Zigarre rauchend, langsam unter den Bäumen auf- und abgehend.
Herr Franklin forderte mich auf, mich zu ihnen zu gesellen.
»Das ist,« sagte Herr Franklin, indem er mich dem großen Reisenden vorstellte, »Gabriel Betteredge, der alte Diener und Freund unserer Familie, von dem ich so eben mit Ihnen gesprochen habe. Wiederholen Sie ihm, wenn ich bitten darf, was Sie mir gesagt haben.«
Herr Murthwaite nahm sein Zigarre aus dem Munde und lehnte sich in seiner müden Weise gegen einen Baumstumpf.
»Herr Betteredge,« fing er an, »die drei Indier sind so wenig Jongleurs, wie Sie und ich.«
Ich war natürlich sehr erstaunt und fragte den Reisenden, ob er schon je zuvor mit diesen Indiern zusammengetroffen sei.
»Niemals«, erwiderte Herr Murthwaite; »aber ich kenne das indische Jongleurwesen sehr genau. Alles, was Sie heute Abend davon gesehen haben, war nur eine elende und plumpe Nachahmung. Wenn mich nicht trotz einer langen Erfahrung Alles täuscht, sind diese Männer nichts Geringeres als Angehörige der Brahminen-Kaste. Ich trat ihnen mit der Erklärung entgegen, daß sie entlarvt seien, und Sie haben selbst gesehen, wie das bei allem Geschick der Indier, ihre Gefühle zu verbergen, auf die Leute gewirkt hat. Es ist etwas Geheimnisvolles in ihrem Benehmen, was ich mir nicht zu erklären weiß. Sie haben zwiefach die Gesetze ihrer Kaste übertreten, einmal indem sie über das Meer fuhren, und dann indem sie sich als Jongleurs verkleideten. Das sind für indische Brahminen ungeheuere Dinge. Sie müssen also sehr dringende Gründe für ihre Handlungsweise und ganz ungewöhnliche Momente zu ihrer Rechtfertigung haben, um hoffen zu können, wieder in ihre Kaste aufgenommen zu werden, wenn sie in ihr Vaterland zurückkehren.«
Ich war wie vernichtet. Herr Murthwaite rauchte seine Zigarre ruhig weiter.
Herr Franklin brach nach einer Pause, während deren er, wie mir schien, zwischen den verschiedenen Seiten seines, Charakters geschwankt hatte, das Schweigen mit folgenden von der italienischen und englischen Seite gleichmäßig eingegebenen Worten: »Ich trage Bedenken, Sie mit Familien-Angelegenheiten zu behelligen, Herr Murthwaite, die Sie nicht interessieren können und von denen ich außerhalb des Kreises unserer Familie lieber nicht reden möchte. Aber nach dem, was Sie eben gesagt haben, fühle ich mich im Interesse von Lady Verinder und ihrer Tochter verpflichtet, Ihnen etwas mitzutheilen, was Ihnen möglicherweise den Schlüssel zu dem Benehmen jener Leute geben kann. Ich rede zu Ihnen im Vertrauen und ich kann mich fest auf Sie verlassen, nicht wahr?«
Nach dieser Einleitung theilte er dem indischen Reisenden in seiner präzisen französischen Weise alles Das mit, was er mir bei dem Zitterstrand erzählt hatte. Selbst den unbeweglichen Herrn Murthwaite interessierten diese Mittheilungen so lebhaft, daß er seine Zigarre ausgehen ließ. »Und nun«, schloß Herr Franklin seine Erzählung, »was sagen Sie nach Ihren Erfahrungen dazu?«
»Nach meinen Erfahrungen,« antwortete der Reisende, »sage ich, daß Sie öfter einer drohenden Lebensgefahr glücklich entronnen. sind, Herr Blake, als ich, und das will viel sagen.«
Jetzt war es an Herrn Franklin seinerseits, erstaunt zu sein.
»Ist die Sache wirklich so ernsthaft?« fragte er.
»Nach meiner Überzeugung gewiß,« antwortete Herr Murthwaite »Nach dem, was Sie mir eben mitgetheilte haben, zweifle ich nicht, daß die Wiederbefestigung des Mondsteins an seiner ursprünglichen Stelle auf der Stirn des Götzen der Grund und die Rechtfertigung der Verstöße gegen die Vorschriften der Kaste ist, von denen ich vorhin gesprochen habe. Diese Leute werden eine günstige Gelegenheit mit der Geduld einer Katze abwarten, und dieselbe, sowie sie sich darbietet, mit der Wildheit eines Tigers ergreifen. Wie Sie ihnen entkommen sind, ist mir unverständlich.« sagte der berühmte Reisende, indem er sich seine Zigarre wieder anzündete und Herrn Franklin scharf in’s Auge faßte. »Sie haben den Diamanten zu wiederholten Malen transportiert,» hier und in London, und Sie sind noch am Leben! Sehen wir näher zu, ob wir eine Erklärung dafür finden, daß Sie diesen Gefahren entronnen sind. Es war, wenn ich nicht irre, beide Male bei Tage, daß sie den Edelstein aus der Bank in London nahmen?«
»Bei hellem Tage« antwortete Herr Franklin.
»Und wie viele Leute waren auf der Straße?«
»Sehr viele!«
»Sie hatten ohne Zweifel eine bestimmte Zeit festgesetzt, zu der Sie hier in Lady Verinder’s Haus eintreffen wollten? Zwischen der Station und dem Hause hier ist die Gegend sehr einsam. Haben Sie die festgesetzte Zeit eingehalten?«
»Nein,