Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve.... Friedrich Schiller
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Читать онлайн книгу Gesammelte Dramen: Die Braut von Messina oder die feindlichen Brüder • Die Jungfrau von Orleans • Die Räuber • Die Ve... - Friedrich Schiller страница 38
Dies Haus – Ein Frevel führte mich herein,
Ein Frevel treibt mich aus – Mit Widerwillen
Hab ichs betreten, und mit Furcht bewohnt,
Und in Verzweiflung räum ichs – Alles dies
Erleid ich schuldlos, doch bei Ehren bleiben
Die Orakel und gerettet sind die Götter.
Sie geht ab. Diego folgt ihr.
Beatrice. Don Cesar. Der Chor.
DON CESAR Beatrice zurückhaltend.
Bleib, Schwester! Scheide du nicht so von mir!
Mag mir die Mutter fluchen, mag dies Blut
Anklagend gegen mich zum Himmel rufen,
Mich alle Welt verdammen! Aber du
Fluche mir nicht! Von dir kann ichs nicht tragen.
BEATRICE zeigt mit abgewandtem Gesicht auf den Leichnam.
DON CESAR.
Nicht den Geliebten hab ich dir getötet!
Den Bruder hab ich dir und hab ihn mir
Gemordet – dir gehört der Abgeschiedne jetzt
Nicht näher an, als ich der Lebende,
Und ich bin mitleidswüdiger als er,
Denn er schied rein hinweg und ich bin schuldig.
BEATRICE bricht in heftige Tränen aus.
DON CESAR.
Weine um den Bruder, ich will mit dir weinen,
Und mehr noch – rächen will ich ihn! Doch nicht
Um den Geliebten weine! Diesen Vorzug,
Den du dem Toten gibst, ertrag ich nicht.
Den einzgen Trost, den letzten, laß mich schöpfen
Aus unsers Jammers bodenloser Tiefe,
Daß er dir näher nicht gehört als ich –
Denn unser furchtbar aufgelöstes Schicksal
Macht unsre Rechte gleich, wie unser Unglück.
In einen Fall verstrickt, drei liebende
Geschwister, gehen wir vereinigt unter,
Und teilen gleich der Tränen traurig Recht.
Doch wenn ich denken muß, daß deine Trauer
Mehr dem Geliebten als dem Bruder gilt,
Dann mischt sich Wut und Neid in meinen Schmerz,
Und mich verläßt der Wehmut letzter Trost.
Nicht freudig, wie ich gerne will, kann ich
Das letzte Opfer seinen Manen bringen,
Doch sanft nachsenden will ich ihm die Seele,
Weiß ich nur, daß du meinen Staub mit seinem
In einem Aschenkruge sammeln wirst.
Den Arm um sie schlingend, mit einer leidenschaftlich zärtlichen Heftigkeit.
Dich liebt ich, wie ich nichts zuvor geliebt,
Da du noch eine Fremde für mich warst.
Weil ich dich liebte über alle Grenzen,
Trag ich den schweren Fluch des Brudermords,
Liebe zu dir war meine ganze Schuld.
– Jetzt bist du meine Schwester und dein Mitleid
Fodr ich von dir als einen heilgen Zoll.
Er sieht sie mit ausforschenden Blicken und schmerzlicher Erwartung an, dann wendet er sich mit Heftigkeit von ihr.
Nein, nein, nicht sehen kann ich diese Tränen –
In dieses Toten Gegenwart verläßt
Der Mut mich und die Brust zerreißt der Zweifel –
– Laß mich im Irrtum! Weine im Verborgnen!
Sieh nie mich wieder – niemals mehr – Nicht dich,
Nicht deine Mutter will ich wiedersehen,
Sie hat mich nie geliebt! Verraten endlich
Hat sich ihr Herz, der Schmerz hat es geöffnet.
Sie nannt ihn ihren bessern Sohn! – So hat sie
Verstellung ausgeübt ihr ganzes Leben!
– Und du bist falsch wie sie! Zwinge dich nicht!
Zeig deinen Abscheu! Mein verhaßtes Antlitz
Sollst du nicht wiedersehn! Geh hin auf ewig!
Er geht ab. Sie steht unschlüssig, im Kampf widersprechender Gefühle, dann reißt sie sich los und geht.
CHOR.
– – – – – – –
Wohl dem! Selig muß ich ihn preisen,
Der in der Stille der ländlichen Flur,
Fern von des Lebens verworrenen Kreisen,
Kindlich liegt an der Brust der Natur.
Denn das Herz wird mir schwer in der Fürsten Palästen,
Wenn ich herab vom Gipfel des Glücks
Stürzen sehe die Höchsten, die Besten
In der Schnelle des Augenblicks!
Und auch der hat sich wohl gebettet,
Der aus der stürmischen Lebenswelle
Zeitig gewarnt sich herausgerettet
In des Klosters friedliche Zelle.
Der die stachelnde Sucht der Ehren
Von sich warf und die eitle Lust,
Und die Wünsche, die ewig begehren,
Eingeschläfert in ruhiger