Raban und Röiven Eine magische Freundschaft. Norbert Wibben

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Raban und Röiven Eine magische Freundschaft - Norbert Wibben Raban und Röiven

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hören.

      Niedergehockt auf den Knien streichen seine Finger das schwarze Gefieder. Er beugt sich über ihn und horcht am Brustkorb des Vogels. Schlägt das Herz noch? Raban muss nach seinem Lauf noch heftig schnaufen. Auch die Auseinandersetzung mit dem Wolf wirkt wohl noch nach. Jedenfalls hört der Junge nur das Rauschen seines eigenen Blutes.

      »Nein, bitte nicht!«, schluchzt er auf. »Du darfst nicht tot sein!« Raban versucht sich zu beruhigen und atmet mehrmals langsam tief ein und aus.

      Mit: »Bitte!«, beugt er sich wieder zu seinem Freund hinab. Sein Ohr ruht lange auf dessen kleinem Körper. Nicht ganz sicher, atmet er noch ein paarmal langsam ein und aus und horcht erneut. Dann ist er sich sicher.

      »Ja! Ja!«, ruft er jubelnd. »Du lebst!«

      Er überlegt: »Was kann ich machen? Ich muss wohl warten und Geduld haben. Die Bewusstlosigkeit dauert schon lange und muss tief sein, sonst wäre er längst aufgewacht. Hm. Es ist für ihn sicher nicht so gut, im direkten Sonnenschein zu liegen. Durch das schwarze Gefieder wird die Wärme richtig angezogen. Bevor Röiven noch gegrillt wird, bringe ich ihn lieber in den Schatten.«

      Vorsichtig nimmt Raban den Kolkraben auf seine Arme und trägt ihn zu dem ehemaligen Heim von Erdmuthe. Dort hatte er vorhin eine Regentonne unter dem überstehenden Dach bemerkt. Daneben befinden sich samtig grüne Moosflecken, auf die er den immer noch bewusstlosen Vogel legt. In der hölzernen Tonne findet er sogar etwas Wasser. Der Junge beugt sich tief hinein und hält sein Taschentuch in das kühle Nass. Er wringt es etwas aus und legt das feuchte Tuch vorsichtig auf den Kopf des Vogels.

      Jetzt heißt es abwarten und hoffen.

      »Krch«, klingt es nach einer Weile. Der Kolkrabe bewegt sich etwas. »Dämlicher Verband! Wie soll man denn damit fliegen?«

      »Röiven?«, fragt der Junge aufatmend. »Wie geht es dir?«

      »Krch. Es brummt in meinem Kopf. Gibt es hier einen Bären? Wer spricht zu mir? Ich kann kaum etwas verstehen.«

      »Ich bin’s, Raban« ist die lautere Antwort. »Mach doch deine Augen auf. Du wirst mich doch hoffentlich noch kennen?«

      »Das mach ich lieber nicht. Wenn ich meine Augen öffne, sehe ich wieder diese große Steinmauer vor mir. Dann geht es wieder abwärts, in die Dunkelheit!«

      »Ach komm schon. Mach die Augen auf. Das Brummen in deinem Kopf wird dann sicher auch besser. Du solltest etwas Wasser trinken. Kühles und klares Wasser! Eine Mauer gibt es hier nicht, versprochen.«

      »Ehrenwort?«

      »Ehrenwort!«

      Der Junge muss grinsen, als der Kolkrabe vorsichtig erst nur ein Auge öffnet. Sofort darauf öffnet sich das zweite auch.

      »Warum grinst du so? Du lachst mich doch nicht aus?«, knarzt es.

      »Nein, ich freu mich nur so, dass es dir gut geht. Erzähl, was passiert ist. Ich bin in der Nähe von Erdmuthes Grab angekommen, aber du?«

      »Ja, wie war das noch?« Ein kurzes Zittern läuft durch den kleinen Körper. »Ich kam direkt vor einer Mauer an und merkte, dass es plötzlich abwärts ging. Ich versuchte mit den Flügeln zu schlagen, um den Sturz abzufangen. Mit dem blöden Verband war das völlig unmöglich. Ich drehte mich und sah die Erde schnell auf mich zukommen, dann war alles dunkel.«

      »Ich glaube, du hast großes Glück gehabt. Darf ich dich abtasten, ob nichts gebrochen ist?«

      »Wenn du vorsichtig bist. Aber nicht kitzeln!«

      Die Untersuchung ist schnell aber gründlich. Jedenfalls so gründlich, wie ein 14-jähriger Junge, mit den Kenntnissen über Vögel aus dem Schulunterricht, das kann.

      »Es scheint alles in Ordnung zu sein. Möchtest du noch etwas liegen bleiben oder kannst du dich aufrichten?«

      »Mit deiner Hilfe werde ich sicher hochkommen. Gut so. Danke!«

      »Alles gut, soweit?«, erkundigt sich Raban besorgt. »Es dreht sich nichts und das Brummen wird nicht schlimmer?«

      »Nein. Es geht mir gut. Jetzt gib mir nur keine guten Ratschläge, so wie es deine Eltern mit dir gemacht haben.«

      »Du alter Schlingel. Ich glaube, du grinst bereits wieder!«

      »Ha, ha. Ich und grinsen? Wie geht denn das? Es geht mir wirklich gut. Aber vor dem nächsten magischen Sprung nimm mir bitte den vertrackten Verband ab. Es könnte sonst weitaus Schlimmeres als bisher passieren.«

      »Einverstanden«, antwortet Raban, während er an den Wolf denken muss. Mit dem Raben bei vollem Bewusstsein wäre die Auseinandersetzung sicher einfacher gewesen. Schließlich kann der ja zaubern.

      Raban geht mit seinem Freund auf dem Arm zu Royas Grab hinüber. Er setzt den Kolkraben ab und entfernt den provisorischen Erdhügel und die Abdeckung aus Ästen. Traurig blicken der Vogel und der Junge auf die leblose Gestalt.

      »Ich habe eine Idee. Wenn du damit einverstanden bist, werde ich jetzt Moos und viele Blüten über Roya streuen!«

      »Ist gut«, knarzt es traurig.

      Schnell sind Moosflocken und Blüten von Wiesenblumen auf einem Haufen zusammengetragen und vermischt. Der Junge bedeckt damit vorsichtig das tote Kolkrabenmädchen. Jetzt rollen zwei Tränen über Röivens Schnabel und tropfen in das Grab. Vorsichtig wird Erde darauf gehäufelt und nur ganz sachte festgeklopft.

      »Ich werde dich nicht vergessen!« verspricht der Kolkrabe.

      Raban schluckt einen Kloß in seinem Hals hinunter.

      »Der Platz hier ist gut gewählt. Die Sonne wärmt ihn und durch die klare Luft sind die Lieder vieler Vögel zu hören. Das würde Roya sicher gefallen!«, hofft der Junge.

      »Sicher!«, ist alles, was er nach einem Moment von seinem Freund hört.

      »Wir müssen überlegen, wie wir das Vorhaben von Baran – verfluchter Zauberer – verhindern können«, fordert der Vogel. »Bisher haben wir noch nichts erreicht.«

      »Leider! Kannst du mir sagen, wo wir weitere Trupps junger Fithich finden könnten? Ich kenne eure Lieblingsplätze oder Reviere nicht.«

      »Nun ja. Lass mich überlegen. Ich habe bisher nicht alle Plätze gesehen, dann wäre ich vermutlich auch schon steinalt, oder? Hm, hm. Wenn möglich versuchen junge Fithich so leicht wie möglich an Futter zu kommen. Das ist für sie, die noch relativ unerfahren sind, gar nicht so einfach. Da ihre Trupps manchmal groß sind, können sie anderen das Futter gut abjagen. Wo gibt es aber viel Futter? Hm. Wenn Tiere geschlachtet werden und Menschen nicht gut aufpassen, können sie dort etwas ergattern. Oder wenn Menschen andere Vögel halten, füttern sie diese. Dort gibt es auch etwas zu holen.«

      »Die Idee ist gut. In Zoos und Tierparks werden Vögel gehalten, je nach Art auch in offenen Gehegen. Außerdem gibt es andere Tiere dort, denen das Futter durch schnelle

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