Kleiner Mann - was nun? mehrbuch-Weltliteratur. Ханс Фаллада

Чтение книги онлайн.

Читать онлайн книгу Kleiner Mann - was nun? mehrbuch-Weltliteratur - Ханс Фаллада страница 4

Kleiner Mann - was nun? mehrbuch-Weltliteratur - Ханс Фаллада

Скачать книгу

Hand, sie gingen über den Vorplatz, sie stießen die Tür zur Küche auf. Am Herde stand mit rundem krummem Rücken eine Frau und briet etwas in einer Pfanne. Pinneberg sah ein braunes Kleid und eine große blaue Schürze.

      Die Frau sah nicht hoch. »Lauf schnell mal in den Keller, Emma, und hol Preßkohlen. Ich kann das dem Karl hundertmal sagen ...«

      »Mutter«, sagte Emma, »das ist mein Freund Johannes Pinneberg aus Ducherow. Wir wollen uns heiraten.«

      Die Frau am Herd sah hoch. Es war ein braunes Gesicht mit einem starken Mund, einem scharfen gefährlichen Mund, ein Gesicht mit sehr hellen, scharfen Augen und mit zehntausend Falten. Eine alte Arbeiterfrau.

      Die Frau sah Pinneberg an, einen Augenblick, scharf, böse. Dann wandte sie sich wieder ihren Kartoffelpuffern zu. »Dumm Tügs«, sagte sie. »Schleppst du mir jetzt deine Kerle ins Haus?! Geh und hol Kohlen, ich hab keine Glut.«

      »Mutter«, sagte Lämmchen und versuchte zu lachen, »er will mich wirklich heiraten.«

      »Hol Kohlen, sag ich, Deern«, rief die Frau und fuhrwerkte mit der Gabel.

      »Mutter –!«

      Die Frau sah hoch. Sie sagte langsam: »Bist du noch nicht unten? Willst du einen Backs?!«

      Ganz rasch drückte Lämmchen ihrem Pinneberg die Hand. Dann nahm sie einen Korb, rief, so fröhlich es ging: »Gleich bin ich wieder da!« – und die Flurtür klappte.

      Pinneberg stand verlassen in der Küche. Er sah vorsichtig gegen Frau Mörschel hin, als könnte sein Hinsehen sie schon reizen, dann gegen das Fenster. Man sah nur einen blauen Sommerhimmel und ein paar Schornsteine.

      Frau Mörschel schob die Pfanne beiseite und hantierte mit den Herdringen. Es klapperte und klirrte sehr. Sie stocherte mit dem Feuerhaken in der Glut, dabei murrte sie vor sich hin. Höflich fragte Pinneberg: »Wie bitte –?«

      Es waren die ersten Worte, die er bei Mörschels sagte.

      Er hätte nichts sagen sollen, denn wie ein Geier schoß die Frau auf ihn nieder. In der einen Hand hielt sie den Haken, in der andern noch die Gabel vom Pufferwenden, aber das war nicht so schlimm, trotzdem sie damit fuchtelte. Schlimm war ihr Gesicht, in dem alle Falten zuckten und sprangen, schlimmer waren ihre grausamen und bösen Augen.

      »Wenn Sie mir mein Mädchen in Schande bringen!« schrie sie außer sich.

      Pinneberg trat einen Schritt zurück. »Ich will Emma ja heiraten, Frau Mörschel!« sagte er ängstlich.

      »Sie denken wohl, ich weiß nicht, was ist«, sagte die Frau unbeirrt. »Seit zwei Wochen stehe ich hier und warte. Ich denke, sie sagt mir was, ich denke, sie bringt mir den Kerl bald an, ich sitze hier und warte.« Sie holte Atem. »Das ist ein gutes Mädchen. Sie Mann Sie, meine Emma, das ist kein Dreck für Sie. Die ist immer fröhlich gewesen. Die hat mir nie ein böses Wort gegeben – wollen Sie sie in Schande bringen?«

      »Nein, nein«, flüstert Pinneberg angstvoll.

      »Doch! Doch!« schreit Frau Mörschel. »Doch! Doch! Zwei Wochen stehe ich hier und warte, daß sie ihre Binden zum Waschen gibt – nichts! Wie haben Sie das gemacht, Sie?« Pinneberg kann es nicht sagen.

      »Wir sind junge Leute«, sagt er sanft.

      »Ach Sie«, sagt sie noch böse, »daß Sie mein Mädchen dazu gekriegt haben.« Plötzlich grollt sie wieder: »Schweine seid ihr Männer, alles Schweine, pfui!«

      »Wir heiraten, sobald es mit den Papieren geht«, erklärt Pinneberg.

      Frau Mörschel steht wieder am Herd. Das Fett brutzelt, sie fragt: »Was sind Sie denn? Können Sie denn überhaupt heiraten?«

      »Ich bin Buchhalter. In einem Getreidegeschäft.«

      »Also Angestellter?«

      »Ja.«

      »Arbeiter wäre mir lieber. – Was verdienen Sie denn?«

      »Hundertachtzig Mark.«

      »Mit Abzügen?«

      »Nein, die gehen noch ab.«

      »Das ist gut«, sagt die Frau, »das ist nicht so viel. Mein Mädchen soll einfach bleiben.« Und plötzlich wieder ganz böse: »Denken Sie nicht, daß sie was mitbekommt. Wir sind Proletarier. Bei uns gibt es das nicht. Nur das bißchen Wäsche, was sie sich selbst gekauft hat.«

      »Das ist alles nicht nötig«, sagt Pinneberg.

      Plötzlich ist die Frau wieder böse: »Sie haben doch auch nichts. Sie sehen doch auch nicht nach Sparen aus. Wenn man mit solchem Anzug rumläuft, bleibt nichts übrig.«

      Pinneberg braucht nicht zu gestehen, daß sie ziemlich das Richtige getroffen hat, denn Lämmchen kommt mit den Kohlen. Sie ist bester Stimmung: »Hat sie dich aufgefressen, armer Junge?« fragt sie. »Mutter ist ein richtiger Teekessel, der kocht immer gleich über.«

      »Sei nicht so frech, Ütz«, schilt die Alte. »Sonst kriegst du doch noch deinen Backs. – Geht in die Schlafstube und schleckt euch ab. Ich will mit Vater zuerst allein reden.«

      »Na also«, sagt Lämmchen. »Hast du meinen Bräutigam auch schon gefragt, ob er Kartoffelpuffer mag? Heute ist unser Verlobungstag.«

      »Weg mit euch!« sagt Frau Mörschel. »Und daß ihr mir nicht die Tür abschließt, ich sehe ein paar Mal nach, daß ihr keine Dummheiten macht.«

      Sie sitzen sich an dem kleinen Tisch auf den weißen Stühlen gegenüber.

      »Mutter ist 'ne einfache Arbeiterin«, sagt Lämmchen. »Die ist so derb, sie denkt sich nichts dabei.«

      »Oh, sie denkt sich schon was dabei«, sagt Pinneberg und grinst. »Deine Mutter weiß Bescheid, verstehst du, was uns der Doktor heute gesagt hat.«

      »Natürlich weiß sie das. Mutter weiß immer alles. Ich glaub', du hast ihr gut gefallen.«

      »Na, hör mal, so sah es aber nicht aus.«

      »Mutter ist so. Mutter muß immer schimpfen. Ich hör's schon gar nicht mehr.«

      Einen Augenblick ist Stille, beide sitzen sich brav gegenüber, die Hände liegen auf dem Tischchen.

      »Ringe müssen wir uns auch kaufen«, sagt Pinneberg gedankenvoll.

      »Oh Gott ja«, sagt Lämmchen rasch. »Sag schnell, welche magst du lieber, glänzend oder matt?«

      »Matt!« sagt er.

      »Ich auch! Ich auch!« ruft sie. »Ich glaube, wir haben in allem den gleichen Geschmack, das ist fein. – Was werden die kosten?«

      »Ich weiß auch nicht. Dreißig Mark?«

      »So viel?«

      »Wenn wir goldene nehmen?«

      »Natürlich nehmen wir goldene. Laß sehen, wir wollen Maß

Скачать книгу