Rudolf Cronau: Drei Jahrhunderte deutsches Leben in Amerika - Teil 2. Rudolf Cronau
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Der Herrnhuter Missionar David Zeisberger predigt den Indianern im Quellgebiet des Ohio. Nach einem Gemälde von Christian Schüssele.
Ähnliche Misshelligkeiten wie die Brüder in Schekomeko erlebte der Missionar David Zeisberger unter den Delawaren und Irokesen. Er hatte bei denselben freundliche Aufnahme gefunden, wurde aber im Jahre 1756 von einem weißen Schnapshändler bei den Onandagas schrecklich misshandelt.
Im Jahre 1772 drang Zeisberger als einer der ersten Weißen in das heutige Ohio vor, und gründete am Tuscarawasfluss das große Indianerdorf Schönbrunn.
Von hohem Interesse sind die Verordnungen, welche dieser ersten christlichen Niederlassung in Ohio gegeben wurden. Sie lauten:
1 Wir erkennen und verehren keinen anderen Gott als ihn, der uns erschaffen und mit seinem kostbaren Blut erlöset hat.
2 Der Sonntag ist der Ruhe nach der Arbeit und dem Gottesdienst geweiht.
3. Wir wollen Vater und Mutter ehren und in Alter und Not unterstützen.
4 Ohne Erlaubnis unsrer Lehrer ist niemandem die Niederlassung unter uns gestattet.
5 Diebe, Mörder, Trunkenbolde, Ehebrecher und Wüstlinge werden nicht unter uns geduldet.
6 Wer an Tänzen, heidnischen Opfern und Festen teilnimmt, ist von unsrer Gemeinde ausgeschlossen.
7 Ebenso, wer bei der Jagd heidnische Zaubersprüche anwendet.
8 Alle Gaukelkünste, Lügen und Tücken Satans seien verbannt.
9 Unseren Lehrern wollen wir Gehorsam erzeigen, ebenso den Nationalhelfern (so wurden solche Indianer geheißen, die sich durch gesitteten Lebenswandel besonders auszeichneten), die ernannt sind, Ordnung in- und außerhalb der Stadt aufrecht zu halten.
10 Trägheit, Verleumdung und Gewalttätigkeiten seien aus unserer Mitte verbannt. – Wir wollen in Frieden und Eintracht wohnen.
11 Wer eines anderen Herde, Güter oder Effekten schädigt, soll Schadenersatz leisten.
12 Ein Mann soll nur ein Weib haben, es lieben und für es und ihre Kinder sorgen. Zugleichen soll ein Weib nur einen Mann haben und ihm gehorchen. Es soll für die Kinder Sorge tragen und reinlich sein in allen Dingen.
13 Rum oder geistige Getränke dürfen nicht nach unserer Stadt gebracht werden. Kommen Fremde oder Händler mit solchen an, so sollen die Helfer diese Dinge in Besitz nehmen, sorgfältig aufbewahren und sie ihnen erst bei der Abreise wieder zustellen.
14 Kein Einwohner soll bei Händlern Schulden machen oder Güter in Kommission nehmen für Händler ohne Zustimmung der Nationalhelfer.
15 Ohne Erlaubnis des Kirchenvorstandes oder der städtischen Verwalter darf niemand sich auf Reisen oder einen langen Jagdzug begeben.
16 Ohne Erlaubnis und den guten Rat ihrer Eltern dürfen junge Leute sich nicht verheiraten.
17 Wenn die städtischen Helfer oder Verwalter die Hilfe der Einwohner zu öffentlichen Bauten und Arbeiten, wie Versammlungsorte und Schulen, für Klären und Einzäunen von Land und dergleichen fordern, so sollen sie Gehorsam finden.
18 Alle für das Gesamtwohl notwendigen Beiträge sollen freudig geleistet werden.
Diesen Verordnungen wurden später noch die folgenden hinzugefügt:
19 Wer in den Krieg gehen, das heißt Menschenblut vergießen will, kann fürder nicht unter uns wohnen.
20 Wer von Kriegern Kriegsartikel kauft mit dem Vorwissen, dass dieselben gestohlen oder erplündert, muss uns verlassen. Denn es ist dieses nicht anders, als eine Ermutigung zu Mord und Diebstahl.
Diese Verordnungen, die alljährlich in öffentlicher Versammlung verlesen wurden, weckten in den Bewohnern jenes Gefühl der Solidarität, das später auch für die Ansiedlungen der Weißen in jenen Gegenden bezeichnend und für die kulturelle Entwicklung der Vereinigten Staaten von so außerordentlicher Bedeutung werden sollte.
Das tägliche Leben in den christlichen Indianerdörfern glich, wie nicht anders zu erwarten, dem der Herrnhuter in Bethlehem. Die im Ackerbau und in Handwerken unterrichteten Indianer erwiesen sich meist als sehr gelehrige Schüler. Auch für Musik und Künste zeigten sie sich empfänglich.
In Gemeinschaft mit Zeisberger wirkten die Missionare Johann Georg Jungmann, Johann Ettwein, Johann Heckewelder, Johannes Roth u. a. Sie gründeten später in dem fruchtbaren Tal des Muskingum die christlichen Indianerdörfer Gnadenhütten, Salem und Lichtenau. In diesen von Mohikanern und Delawaren bewohnten Stätten wurden die ersten weißen Kinder in Ohio geboren, in Gnadenhütten am 4. Juli 1773 dem Missionar Roth ein Sohn, am 16. April 1781 in Schönbrunn dem Missionar Heckewelder eine Tochter.
Später entstanden noch die Missionen Friedenshütten, Gnadental und Schamokin-Gnadenhütten.
Gnadenhütten erlangte während des Unabhängigkeitskrieges eine traurige Berühmtheit. Es wurde Schauplatz wahrhaft barbarischer Gräueltaten, die von weißen Grenzbewohnern hier verübt wurden. Böswillige Menschen hatten ausgesprengt, die christlichen Indianer seien an einigen von den Wyandots verübten Mordtaten beteiligt gewesen. Ohne diesen Verleumdungen auf den Grund zu gehen, überfiel eine unter der Führung des Obersten David Williamson stehende Bande von Mordbrennern den Ort Gnadenhütten, und schlachtete daselbst am 5. März 1782 93 indianische Bewohner ab, darunter zahlreiche Frauen und Kinder. Mit den Skalpen der Getöteten zogen die Mörder triumphierend in Pittsburg ein, ohne dass einer der Barbaren wegen der verübten Gräuel von den Behörden zur Rechenschaft gezogen worden wäre.
Zeisberger flüchtete mit einer kleinen, dem Blutbad entronnenen Schar von Indianern nach Michigan. Hier gründete er am St. Clairsee das Dorf Neu-Gnadenhütten. Später, nachdem die Zeiten ruhiger geworden und der Bundeskongress den christlichen Indianern als Sühne für die an ihnen begangenen Schandtaten 10.000 Acker Landes geschenkt hatte, kehrte Zeisberger an den Muskingum zurück und gründete auf den den Indianern angewiesenen Ländereien das Dorf Goschen. Zeisberger starb hier am 7. November 1908 im Alter von 87 Jahren, von denen er 60 unter den Urbewohnern Amerikas zugebracht hatte.
Johann Heckewelder
Er sowohl wie Heckewelder hinterließen zahlreiche literarische Werke, darunter Lehr- und Wörterbücher der Sprache der Onondagas, Delawaren und Mohikaner. Desgleichen höchst anschauliche Schilderungen ihrer eigenen Erlebnisse, die wegen der in ihnen niedergelegten Beobachtungen wahre Fundgruben für den Freund der Völkerkunde bilden.
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Die Einwanderung der deutschen Sektierer hatte für die amerikanischen Kolonien, insbesondere für Pennsylvanien, zur Folge, dass sie sich weit kräftiger als alle anderen entwickelten. Pennsylvanien