Die heimliche Gemahlin. Walter Brendel
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Im Jahre 1666 verließ Marie-Elisabeth das Kloster in den Vogesen und ging nach Versailles. Als Ehrendame wurde sie in den Haushalt der Herzogin von Orléans, Henrietta Anne Stuart, der Lieblingsschwester Karls II., gegeben und bei Hofe eingeführt. Es wird vermutet, dass ihre Familie Marie-Elisabeth in der Hoffnung, sie würde dem französischen König Ludwig XIV. auffallen und zur Mätresse aufsteigen, bei Hofe einführte. Nach dem frühen Tod der Herzogin von Orléans (1670), kam sie in den Hofstaat der französischen Königin Marie Thérèse. Durch ihre Schönheit und ihren lothringischen Akzent zog sie die Höflinge in ihren Bann, darunter den Enkel von César de Bourbon, Philippe de Bourbon-Vendôme. Der König interessierte sich auch für La belle Isabelle. Auch diese Verbindung blieb Madame de Montespan, der mittlerweile Maîtresse en titre des Königs, nicht verborgen, die daraufhin gegen Marie-Elisabeth intrigierte.
Marie-Elisabeth de Ludres
1678 verließ Marie-Elisabeth de Ludres den Hof und zog sich ins Kloster des „Orden von der Heimsuchung Mariens“ zurück, nachdem sie eine Geldspende vom König ausgeschlagen hatte. Jahre später und inzwischen verschuldet, war La belle Isabelle gezwungen, eine Pension von Ludwig XIV. zu fordern. Er stellte ihr eine Pension von 2000 Livres aus, von der sie mehr schlecht als recht leben konnte. Sie starb am 28. Januar 1726 in Nancy.
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Die ewige Untreue des Königs, ihre ständig gefährdete Position als Maîtresse en titre, führte dazu, dass Madame de Montespan Hilfe in Liebestränken und sehr wahrscheinlich auch in der Magie suchte. So wurde sie (wie viele andere Personen des Hofes) zu einer heimlichen Stammkundin der berüchtigten Hebamme, Giftmischerin und 'Hexe' Catherine Mauvoisin, genannt La Voisin.
1675 kam es zu einem peinlichen Vorfall, als ein Priester ausgerechnet am Gründonnerstag der Montespan wegen ihres doppelten Ehebruchs mit dem König die Absolution verweigerte; sie beschwerte sich darüber beim König, fand jedoch einen mächtigen Gegner in Bossuet, dem damaligen Bischof von Meaux, der den Priester in Schutz nahm. Dies war ein solcher Skandal und auch für den König selber so beschämend, dass sie für eine gewisse Zeit den Hof verlassen musste. Nach ihrer Rückkehr flammte die Liebschaft jedoch wieder auf, und sie bekam noch zwei weitere Kinder vom König.
Trotz all ihrer schönen Rivalinnen und obwohl sie durch die vielen Schwangerschaften immer mehr zunahm und Gewichtsprobleme bekam, triumphierte die Montespan immer wieder über das Herz des Königs, und zeigte dies auch demonstrativ. Dies wurde sehr bildhaft von Madame de Sévigné beschrieben:
„Ah, meine Tochter, welch ein Triumph in Versailles, welch verdoppelter Stolz! welch fest gegründete Herrschaft! Welche Herzogin von Valentinois (gemeint ist hier Diane de Poitiers, die Geliebte Heinrichs II.). Welche Steigerung sogar durch die zeitweilige Untreue und Abwesenheit, welch abermalige Besitzergreifung. Ich war während einer Stunde in ihrem Zimmer. Sie befand sich im Bett, geschmückt und frisiert ruhte sie vor der Mitternachtsmahlzeit. Ich richtete ihr Komplimente aus. Sie antwortete mit Liebenswürdigkeiten und Lobsprüchen. Ihre Schwester, die oben stand, sich ganz im Glanze einer Nikäa sonnend (Gestalt aus dem Amadisroman) machte die arme Io (gemeint ist Madame de Ludre) herunter und lachte darüber, dass diese die Kühnheit besessen habe sich über sie zu beklagen ...“
Der König seinerseits ließ für die Montespan mehrere Schlösser erbauen: das sogenannte Trianon de Porcelain bei Versailles – so benannt wegen seines Dekors aus Fayence-Kacheln –, und das Schloss Clagny, ebenfalls in direkter Nachbarschaft von Versailles. Über die Montespan und die Bauarbeiten in Clagny schrieb wieder Madame de Sévigné am 3. Juli 1675:
"Sie können sich nicht vorstellen, was für ein Triumph das ist, sie, inmitten ihrer Arbeiter, die zwölfhundert an der Zahl sind. Der Palast des Apollidor und die Gärten der Armida geben nur eine schwache Vorstellung davon. Die Frau ihres erklärten Freundes (gemeint ist die Königin) macht ihr Besuche und die ganze Familie, einer nach dem anderen. Sie hat unbedingten Vorrang vor allen Herzoginnen." Von beiden Schlössern existiert heute nur noch die Erinnerung, sie wurden schon im 17. und 18. Jahrhundert abgerissen.
Auf dem Höhepunkt ihrer Macht wurden für die Montespan sogar die Regeln der Etikette aus den Angeln gehoben, laut Primi Visconti „erhoben sich bei ihrer Annäherung alle Prinzessinnen und Herzoginnen sogar in Anwesenheit der Königin, und setzten sich erst wieder“, wenn sie ihnen ein Zeichen gab.
Von der königlichen Gunst der Athénaïs de Montespan profitierte auch ihre Familie. So ernannte Ludwig XIV ihren Vater 1669 zum Gouverneur von Paris; ihr Bruder wurde Marschall von Frankreich und 1674 Gouverneur der Champagne und des Brie, später auch kurzfristig zum Vizekönig von Sizilien; eine ihrer jüngeren Schwestern, Gabrielle, die erst fünf Jahre zuvor ihr Gelübde abgelegt hatte, wurde Äbtissin in der wohlhabenden Abtei Fontevrault. Gabrielle war allerdings eine der intelligentesten Frauen der Zeit, stand selber in Briefkontakt mit Ludwig XIV.
1679 geriet die Position der Montespan in eine ernsthafte Krise. Ludwigs Affäre mit der erst 17jährigen bildschönen Marie Angélique de Scoraille de Roussille ab 1678 und die offizielle Erhebung der Montespan in die Stellung einer Oberintendantin des Haushalts der Königin im April desselben Jahres waren dafür deutliche Anzeichen.
Schon zuvor war die sogenannte Giftaffäre ausgebrochen - einer der größten Skandale der Geschichte - , und Madame de Montespans Verbindung mit der Voisin (eine Giftmischerin, die zum Tode verurteilt wurde) und deren zwielichtigen Geschäften kam unter anderem durch Aussagen der Tochter der Voisin ans Licht. Der Polizeipräfekt La Reynie stellte erste Besuche der Montespan bei der Voisin für das Jahr 1665 fest.
Auch tauchte der Name ihrer Kammerfrau, Claude Des OEillets, oft in den Aussageprotokollen vor der Chambre ardente auf. Die Des OEillets hatte oft als Vermittlerin und Botin zwischen der Montespan und der Voisin und deren Komplizen gedient. In einem Verhör vom 20. August 1680 wurde Madame de Montespan schwer belastet, als die Tochter der Voisin behauptete, die königliche Mätresse habe selber über ihrem nackten Leib schwarze Messen durch den Priester Etienne Guibourg lesen lassen, und weitere schwarze Messen für sich in Auftrag gegeben, bei denen sie selber nicht anwesend war, und wo sowohl ihr Name, als auch der Name 'Louis de Bourbon' (d.h. der Name des Königs) fielen.
Sie habe der Montespan außerdem „...mehrere Male im Auftrage ihrer Mutter Pulver gebracht, die während einer schwarzen Messe über den Kelch gehalten worden waren, und andere Pulver...“, welche möglicherweise aus Maulwürfen hergestellt worden seien. Auch der Abbé Guibourg selber berichtete von schwarzen Messen, die er über dem Leib einer Frau gelesen habe, die man ihm als Madame de Montespan vorgestellt habe - angeblich seien dabei auch neugeborene Kinder geopfert worden. Die Anschuldigungen wurden noch prekärer, als herauskam, dass die Voisin und ihre Komplizen angeblich den Plan verfolgten, den König zu vergiften, und dass man zu diesem Zwecke die ahnungslose Madame de Montespan benutzen und ihr statt Liebespulver Gift aushändigen wollte, damit sie ihn vergifte „...ohne dass diese wusste, was sie tat“.
Seit Ende 1680 halfen der Marquis de Louvois, Jean-Baptiste Colbert und Madame de Maintenon, die Affäre zu vertuschen und einen weiteren Skandal über die Mutter der legitimierten Kinder des Königs zu vermeiden. Der König ließ im Mai 1681 in einer heimlichen Aktion Befragungsprotokolle der Chambre ardente, in denen der Name der Montespan genannt wurde, verbrennen. Daher gingen die meisten Unterlagen verloren, und die ganze Affäre und die Rolle der Montespan werden für immer ein Geheimnis bleiben.
Zu allem Überfluss starb Mademoiselle de Fontanges 1681 einige Monate nach der Totgeburt eines vom König empfangenen Kindes, und es kam der Verdacht einer Vergiftung auf - verschiedene Personen (darunter die Fontanges selber und Liselotte von der Pfalz) hielten Madame de Montespan für die Schuldige. Dazu kommt, dass mehrere Komplizen der Voisin, ihre eigene Tochter,