Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2. Jules Verne

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Jules Verne: Die großen Seefahrer des 18. Jahrhunderts - Teil 2 - Jules Verne maritime gelbe Buchreihe

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steuerte also nach dem Cap der Guten Hoffnung, wo es binnen wenigen Tagen gelang, den für eine Reise von achtzehn Monaten erforderlichen Proviant herbeizuschaffen.

Grafik 41

      Cap der Guten Hoffnung

      Von hier aus schlug man sofort eine Richtung nach den von Bouvet de Lozier im Jahre 1739 entdeckten Ländern ein, die man östlich von dem Meridian von Madagaskar zu suchen hatte.

      Vom 28. Dezember 1771, an welchem Tage die Schiffe das Cap verließen, bis zum 11. Januar kam etwas Bemerkenswertes auf der Fahrt nicht vor. Man überzeugte sich kurz vorher durch Aufnahme der Breitenposition unter 20° 43' östlicher Länge von Paris, dass man sich (40 bis 41° der Breite) unter der Parallele jener Inseln befinden müsse, welche in Van Keulen's Karten unter den Namen „Dina“ und „Marvezen“ eingetragen sind, während sie auf den französischen Karten fehlten.

      Obwohl ganze Schwärme von Landvögeln die Nachbarschaft dieser Inseln zu bestätigen schienen, hielt sich Marion hier doch nicht weiter auf, um das eigentliche Ziel seiner Aufmerksamkeit, die Auffindung des südlichen Kontinents, nicht aus den Augen zu verlieren.

      Am 11. Januar, also in der Zeit des Sommers dieser Gegenden, segelte man unter 45° 43' südlicher Breite, nichtsdestoweniger herrschte bei fortwährenden Schneefällen eine ganz empfindliche Kälte. Zwei Tage später entdeckte Marion unter dichtem Nebel, dem ein feiner Sprühregen folgte, ein Land, das sich in der Richtung Westsüdwest zu Ostnordost vier bis fünf Meilen hin ausdehnte. Die Sonde ergab bei vierundzwanzig Faden Tiefe einen grobsandigen, mit Korallen untermischten Grund. Diesem Lande folgte man, bis es hinter den Schiffen lag, das heißt, etwa sechs bis sieben Meilen weit. Es schien sehr hoch und gebirgig zu sein und erhielt den Namen „Land der Hoffnung“, eine Bezeichnung, welche Marion's Sehnsucht, einen südlichen Kontinent zu erreichen, deutlich genug kennzeichnet. Dieselbe Insel taufte Cook übrigens vier Jahre später „Prinz Eduards-Insel“.

      Im Norden derselben lag noch ein anderes Land.

      „Ich bemerkte, sagt Crozet, der Verfasser der Reisebeschreibung Marion's, als wir neben dieser Insel hinsegelten, an deren nordöstlichem Teile eine geräumige Bucht und dieser gegenüber auf dem Lande eine große Höhle. In der Umgebung der letzteren zeigte sich eine Menge weißlicher Flecken, die man aus der Ferne als von einer Schafherde herrührend ansehen konnte. Bei genügender Zeit hätten wir gegenüber jener Höhle gewiss einen recht guten Ankerplatz gefunden. Ich glaubte daselbst auch einen von den Bergen herabstürzenden Wasserfall zu erkennen. Beim weiteren Umschiffen der Insel fanden wir auch noch drei zu derselben gehörige Eilande, zwei davon innerhalb einer anderen tiefen Einbuchtung der Insel, das dritte an deren nördlichster Spitze. Sie erschien im Übrigen unfruchtbar, sieben bis acht Meilen im Umfange groß, ohne Vegetation und das Ufer gefahrlos. Marion nannte sie die „Insel der Höhle“.

      Diese beiden Landstücke liegen unter 45° 45' südlicher Breite und 34° 31' östlich von Paris, einen halben Grad seitwärts von Bouvet's Kurse. Am folgenden Tage nahm man eine etwa sechs Meilen lange, mit Grün bedeckte Küstenstrecke des Landes der Hoffnung näher in Augenschein. Die beschneiten Berggipfel stiegen zu ansehnlicher Höhe empor. Man beschäftigte sich eben mit der Aufsuchung eines geeigneten Ankerplatzes, als die beiden Schiffe während des Sondierens miteinander kollidierten und sich gegenseitig nicht unerheblich beschädigten. Die Ausbesserung derselben nahm drei volle Tage in Anspruch. Das bis dahin ziemlich günstige Wetter schlug nun um, und der Wind wurde heftiger, so dass man genötigt war, unter dem sechsundvierzigsten Breitengrade weiter zu segeln.

      Am 24. Januar kam wiederum Land in Sicht.

      „Zunächst schien uns dasselbe zwei Inseln zu bilden, sagt Crozet; ich entwarf davon eine Zeichnung von acht Meilen Entfernung aus gesehen; bald erkannte man diese aber als zwei Vorgebirge, welche in der Ferne durch Landmassen verbunden waren. Sie liegen übrigens unter 45° 5' südlicher Breite und 42° östlicher Länge von Paris. Marion nannte sie die „Kalten Inseln“.

      Obwohl man während der Nacht nur wenig Weg zurücklegte, konnte man dieselben am nächsten Tage doch nicht wieder auffinden. Da meldete die „CASTRIES“ wieder Land in Sicht, das zehn bis zwölf Meilen im Ostsüdosten von dem Schiffe lag. Ein dichter Nebel aber, der nicht weniger als zwölf Stunden andauerte, der unaufhörliche Regen und die lebhafte, für die unzulänglich bekleidete Mannschaft sehr empfindliche Kälte verhinderten eine weitere Annäherung als auf sechs bis sieben Meilen.

      Am nächsten Tage sah man diese Küste noch einmal, ebenso wie ein weiteres Land, das den Namen „Dürre Insel“ erhielt, heutzutage aber als „Insel Crozet“ bekannt ist. Endlich gelang es nun Marion, ein Boot auszusetzen, mit dem er Crozet zur Besitznahme der größeren der beiden Inseln entsendete, welche unter 46° 30' südlicher Breite und 43° östlicher Länge von Paris liegt.

      „Marion nannte dieselbe ‚Insel der Besitznahme‘. (Jetzt bezeichnet man sie als ‚Insel Marion‘.) Es war das die sechste Insel, die wir in dieser südlichen Gegend entdeckten... Ich erreichte auf derselben bald eine Anhöhe, von der aus noch Schnee an den Talgeländen zu sehen war; der Erdboden schien ziemlich dürr und nur mit feinem, schwachem Graswuchs bedeckt... Einen Baum oder Strauch konnte ich nirgends wahrnehmen... Diese, der fortwährenden Einwirkung stürmischer Westwinde ausgesetzte Insel scheint, da jene wohl das ganze Jahr über vorherrschen, so gut wie unbewohnbar zu sein. Ich fand hier nur Seewölfe, Pinguine, Captauben, Taucherenten und überhaupt alle jene Vogelarten, welchen man bei Umschiffung des Caps der Guten Hoffnung auf offenem Meere begegnet. Offenbar hatten die Tiere noch nie einen Menschen gesehen, denn sie zeigten sich so wenig scheu, dass man sie mit der Hand fangen konnte. Die weiblichen der Vögel blieben ruhig brütend auf den Eiern sitzen; andere fütterten die Jungen; die Seewölfe sprangen und spielten weiter ohne alle Furcht und als ob wir gar nicht vorhanden wären.“

      Marion folgte also dem 46. und 47. Breitengrade mitten durch einen so intensiven Nebel, dass man kaum von einem Ende des Schiffes bis zum anderen sehen konnte und in kurzen Zwischenräumen Kanonenschüsse abfeuern musste, um einander nicht zu verlieren.

      Am 2. Februar befanden sich die beiden Fahrzeuge unter 47° 22' östlicher Länge, d.h. 1° 18' von dem Lande entfernt, das die königlichen Fluten, die „FORTUNE“ und „GROS VENTRE“, unter dem Befehle de Kerguelen's und St. Allouarn's am 13. desselben Monats entdeckten. Ohne den der „CASTRIES“ zugestoßenen Unfall hätte Marion jene gewiss hier getroffen.

      Als er den 90. Grad östlich von dem Meridiane von Paris erreicht, änderte Marion seinen Kurs und steuerte auf Van-Diemens-Land zu. Die Überfahrt verlief ganz glücklich und die beiden Fahrzeuge gingen in der Friedrich-Heinrichs-Bai vor Anker.

      Sofort wurden die Boote klar gemacht, mit denen sich eine starke Abteilung ans Land begab, wo man etwa dreißig Eingeborene antraf, während die Umgebung, nach der Anzahl der beobachteten Feuer oder Rauchsäulen zu urteilen, nur schwach bevölkert sein konnte.

      „Die Bewohner des Landes“, sagt Crozet, „zeigten sich sehr entgegenkommend; sie trugen Holz zu einer Art Scheiterhaufen zusammen. Dann boten sie den neuen Ankömmlingen je ein Stück dürres angezündetes Holz an und bedeuteten sie durch Zeichen, den Scheiterhaufen in Brand zu setzen. Ohne den Sinn dieser Zeremonie zu verstehen, tat man doch ihren Willen. Die Wilden zeigten über unsere Ankunft keine besondere Verwunderung und blieben mit ihren Frauen und Kindern ohne weitere Zeichen der Freundschaft oder Feindschaft in unserer Nähe. Männer und Frauen waren von mittlerer Größe; einzelne Frauen trugen ihre Kinder mit Binsenseilen gebunden auf dem Rücken. Die Männer waren alle mit zugespitzten Stangen und einigen Steinen bewaffnet, die uns scharf wie das Eisen der Äxte zu sein schienen.

      Wir versuchten sie durch kleine Geschenke zutraulicher zu machen; sie wiesen aber alles, was man ihnen anbot, verächtlich zurück,

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