Hein Bruns: In Bilgen, Bars und Betten. Hein Bruns

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Hein Bruns: In Bilgen, Bars und Betten - Hein Bruns maritime gelbe Buchreihe

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      Klappentext der Ausgabe von 1974:

      Klappentext der Ausgabe von 1974

      Wie schon in seinem ersten Roman „Ein Schmierer namens Valentin“ dringt Hein Bruns auch mit diesem Buch in die abgeschlossene Welt der „Seeleute unter sich“ ein. Als einer von ihnen führt er seine Leser in die Kammern, Logis, Decks, Bilgen und Kombüsen. Und in die Gedanken und Gefühle derer, die dort leben. Und in die Gassen, Spelunken, Kneipen, Bars und Puffs der Häfen, die „Schnellimbissstuben der Erotik“. Und in die Welt derer, die das ersehnte Vergnügen verkaufen. Männervergnügen gegen Dollars, Peseten, Cruzeiros, Pesos, D-Mark …

      Hein Bruns spricht in der Sprache, die seine „Peoples“, „Mackers“, „Barmiezen“ und „Hupfdohlen“ sprechen. Er macht seine Worte nicht landfein, denn sein Roman ist keine Jungfernfahrt für Ehrengäste. Wenn Sie hier anheuern, dann sind Sie dabei: In Bilgen, Bars und Betten.

      Schiffe auf See – schwimmende Männer-Inseln. Inseln der Romantik? Sträflingsinseln? Heldeninseln? Schwimmende Männer-Staaten mit einem „König auf der Brücke, einer „Regierung“ mit goldenen Tressen und eigenen Gesetzen. Männergesetzen.

      Fast 40 Jahre lang lebt Hein Bruns schon in den schwimmenden Männerstaaten der Schiffe. Lebt nach ihren Gesetzen. Spricht ihre Sprache. Fühlt ihre Gefühle. Männersprache, Männergefühle, isoliert in der frauenlosen Zeit der Von-Hafen-zu-Hafen-Fahrt. Durchwuchert von der Phantasie der Entbehrung. Männerphantasie. Träume von Frauen. Verheißungsvollen Frauen in Bars, eroberten Frauen in Betten. Erträumt in heißen, öldunstigen Bilgen.

      In Bilgen, Bars und Betten, dem Kreislauf der schwimmenden Männerwelten der Schiffe, erlebt Melchior Meiler, III. Ingenieur auf MS MISTRAL, das Leben der Großen Fahrt von Heimat zu Heimat.

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      Wenn einer, der mit Mühe kaum

      gekrochen ist auf einen Baum,

      schon meint, dass er ein Vogel wär,

      so irrt sich der.

      Wilhelm Busch

      Vorwort des Autors Hein Bruns

      Die meisten Bücher über die Seefahrt werden von Leuten geschrieben, die hin und wieder einmal eine Seereise machen. Oder von Schriftstellern, die der Reeder beauftragte. Und zuletzt gibt es noch Seeleute, die vor Jahren schon die Seefahrt an den Nagel hängten und nun vom Schreibtisch aus die ganze Seefahrt verromantisieren und verherrlichen. Bei ihnen trifft das Sprichwort zu: Die besten Seeleute sind an Land!

      Dieses Buch über die nackte Wahrheit der christlichen Seefahrt zu schreiben, habe ich mir wohlweislich überlegt. Ich weiß, dass mich wahrscheinlich das ewige Verdammungsurteil der Reeder treffen wird. Vielleicht wird auch ein Teil meiner Bordkollegen mich verurteilen. Mögen sie! Einmal muss die Wahrheit gesagt werden.

      In den fast vierzig Jahren, die ich bei der Seefahrt war (und noch bin), habe ich ein wenig hinter die Kulissen sehen können. Vorliegendes Buch ist ein Roman, das darf man nicht außer Acht lassen. Sämtliche auftretenden Personen sind frei erfunden. Mit dem Roman ist auch nicht gesagt, dass beschriebene Zustände auf allen Schiffen so sind, und auch nicht gesagt, dass alle Reeder und deren Angestellte so sind. Ich will mit meinem Roman keinen jungen Menschen, der die Absicht hat, zur See zu gehen, von diesem Schritt abhalten. Aber ich will ihm die Wahrheit gesagt haben. Genauso, wie ich mit meinem Buch den Eltern und Erziehungsberechtigten die Wahrheit gesagt haben will. Ich schreibe aus der Praxis und in der Praxis. Ich opferte die meisten Stunden meiner Freizeit, um das vorliegende Buch zu schreiben.

      Es ist wohl in keinem Wirtschaftszweig so viel Unrecht an der Tagesordnung, wie bei der christlichen Seefahrt. Nur Unrecht gegenüber dem Besatzungsmitglied. Meine Bordkollegen, soweit sie ehrlich sind und noch nicht resigniert haben, werden und können mir das bestätigen.

      Von deutschen Autoren gibt es wenige Bücher, die auch einmal die sozialkritische Seite der Seeschifffahrt beleuchten. Und wenige Bücher, die vom Arbeitstag des Maschinenpersonals berichten. Wie ist das zu erklären? Ganz einfach. Immer wird nur die Sonnenseite der Seefahrt gezeigt: weißgescheuerte Decks, glänzende, strahlende Aufbauten, lustig flatternde Flaggen, rauschende Bugwellen, Weite, Bläue. Ewigkeit der Meere und des Himmels, zwischendurch einmal ein Orkan, in der der Held der Geschichte, meistens ein Offizier — seine Männlichkeit beweist. Es präsentieren sich athletische Kapitäne mit vom Wind- und Seewasser gegerbten Gesichtern. Es stolzieren goldärmelige Offiziere mit markanten Profilen auf der Kommandobrücke umher.

      Es wird der Matrose, der von seiner Heuer nicht einmal eine Familie ernähren kann, in honigsüßen Schnulzen besungen. Ahoi, ahoi, mein sehnlichster Wunsch war es, Seemann einst zu werden. Das vorliegende Buch wurde von mir geschrieben, weil ich es satt hatte, dass man immer und immer wieder Unwahres schrieb, sei es über den Reeder oder über den Seemann selbst. Dann sollte man doch lieber schweigen oder seine literarischen Ergüsse über Wiesen und Wälder ausschütten statt über die See. In welchem anderen Berufszweig gibt es denn überhaupt diese Verherrlichung? In der Industrie nicht, im Bergbau nicht. Nicht beim Maurer, nicht beim Schlosser oder Schmied oder sonstigen Handwerkern.

      Aber bei der Seefahrt, das heißt in der einschlägigen Literatur, gibt es das noch. Man komme mir nicht damit, dass die Seeschifffahrt noch ein Beruf der Romantik sei. Dann waren die Fliegerei und die Fernfahrerei auch romantische Berufe. Aber es wage einmal jemand, das zu behaupten. Bei der Seefahrt gibt es keine Romantik, die hat es nie gegeben. Romantik macht sich jeder selbst, das kommt auf seine Veranlagung an.

      Ich schrieb dieses Buch, um die nackte und ernste Seite des Seemannsberufs aufzuzeigen — von der Arbeit, von den Widerwärtigkeiten des Wetters, von Ränkespielen und Quertreibereien an Bord und von den Intrigen der Reeder.

      Vom Familienleben des Seemanns wissen die wenigsten Menschen etwas. Wenn man überhaupt von einem Familienleben sprechen kann. Und was wissen die Menschen über seine sexuellen Probleme? Ich blendete ein paar heitere Geschichten ein, denn gelacht wird an Bord auch.

      Schreibende Seeleute, so es sie gibt, übersehen zumeist die täglichen Ereignisse und halten sie für zu nichtig, um sie zu erwähnen... Das sagt man Seeleuten nach, und so stand es auch irgendwo einmal geschrieben. Meine Ansicht ist, das hat einen anderen Grund. Der schreibende Seemann darf nämlich nicht alles schreiben. Allerdings sind die täglichen Ereignisse wohl nichtig, so dass sie einen Binnenländer nicht interessieren könnten. Die Nichtigkeiten sind oft mangelhaftes oder schlecht zubereitetes Essen, miserable Unterkünfte, worunter man versteht: verwanzte Logis und Kammern, Kakerlaken, farblose Wände, undichte Bullaugen und mangelhafte sanitäre Anlagen. Noch vor einem Jahr machte ich eine Vertretungsreise auf einem Schiff. Wusch man sich dort die Hände, wusch man die Füße gleich mit; denn das Waschbecken hatte Löcher, nach Aussagen schon jahrelang.

      Zu den Nichtigkeiten gehören auch oft die von der Schiffsleitung angeordneten Arbeiten, die angeblich zur Sicherheit des Schiffes dienen und die dann nicht mit Überstundengeld vergütet zu werden brauchen. Und der Nichtigkeiten gibt es viele.

      Ja, es kämen ihrer verdammt viele und manche Kleinigkeiten ans Licht, die gewissen Leuten in ihrer Werbung für die christliche Seefahrt nicht passen dürften. An der Küste sagt man: Das passt nicht in ihren Kram!

      Ich

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