Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V.... William Shakespeare
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Читать онлайн книгу Hauptwerke: Der Kaufmann von Venedig, Der Widerspenstigen Zähmung, Die Komödie der Irrungen, Ein Sommernachtstraum, V... - William Shakespeare страница 29
Die Hälfte seiner Güter an sich ziehn;
Die andre Hälfte fällt dem Schatz anheim,
Und an des Dogen Gnade hängt das Leben
Des Schuld'gen einzig, gegen alle Stimmen.
In der Benennung, sag' ich, stehst du nun,
Denn es erhellt aus offenbarem Hergang,
Daß du durch Umweg und auch grade zu
Recht eigentlich gestanden dem Beklagten
Nach Leib und Leben: und so trifft dich denn
Die Androhung, die ich zuvor erwähnt.
Drum nieder, bitt' um Gnade bei dem Doge!
GRAZIANO.
Bitt' um Erlaubnis, selber dich zu hängen:
Und doch, da all dein Gut dem Staat verfällt,
Behältst du nicht den Wert von einem Strick;
Man muß dich hängen auf des Staates Kosten.
DOGE.
Damit du siehst, welch andrer Geist uns lenkt,
So schenk' ich dir dein Leben, eh' du bittest.
Dein halbes Gut gehört Antonio,
Die andre Hälfte fällt dem Staat anheim,
Was Demut mildern kann zu einer Buße.
PORZIA.
Ja, für den Staat, nicht für Antonio.
SHYLOCK.
Nein, nehmt mein Leben auch, schenkt mir das nicht!
Ihr nehmt mein Haus, wenn ihr die Stütze nehmt,
Worauf mein Haus beruht; ihr nehmt mein Leben,
Wenn ihr die Mittel nehmt, wodurch ich lebe.
PORZIA.
Was könnt Ihr für ihn tun, Antonio?
GRAZIANO.
Ein Strick umsonst! nichts mehr, um Gottes willen!
ANTONIO.
Beliebt mein gnäd'ger Herr und das Gericht
Die Buße seines halben Guts zu schenken,
So bin ich es zufrieden, wenn er mir
Die andre Hälfte zum Gebrauche läßt,
Nach seinem Tod dem Mann sie zu erstatten,
Der kürzlich seine Tochter stahl.
Noch zweierlei beding' ich: daß er gleich
Für diese Gunst das Christentum bekenne;
Zum andern, stell' er eine Schenkung aus,
Hier vor Gericht, von allem, was er nachläßt,
An seinen Schwiegersohn und seine Tochter.
DOGE.
Das soll er tun, ich widerrufe sonst
Die Gnade, die ich eben hier erteilt.
PORZIA.
Bist du's zufrieden, Jude? Nun, was sagst du?
SHYLOCK.
Ich bin's zufrieden.
PORZIA.
Ihr, Schreiber, setzt die Schenkungsakte auf!
SHYLOCK.
Ich bitt', erlaubt mir, weg von hier zu gehn:
Ich bin nicht wohl, schickt mir die Akte nach,
Und ich will zeichnen.
DOGE.
Geh denn, aber tu's!
GRAZIANO.
Du wirst zwei Paten bei der Taufe haben:
Wär' ich dein Richter, kriegtest du zehn mehr,
Zum Galgen, nicht zum Taufstein, dich zu bringen.
Shylock ab.
DOGE.
Ich lad' Euch, Herr, zur Mahlzeit bei mir ein.
PORZIA.
Ich bitt' Eu'r Hoheit um Entschuldigung:
Ich muß vor Abends fort nach Padua,
Und bin genötigt, gleich mich aufzumachen.
DOGE.
Es tut mir leid, daß Ihr Verhind'rung habt.
Antonio, zeigt Euch dankbar diesem Mann:
Ihr seid ihm sehr verpflichtet, wie mich dünkt.
Doge, Senatoren und Gefolge ab.
BASSANIO.
Mein würdger Herr, ich und mein Freund, wir sind
Durch Eure Weisheit heute losgesprochen
Von schweren Bußen; für den Dienst erwidern
Wir mit der Schuld des Juden, den dreitausend
Dukaten, willig die gewogne Müh'.
ANTONIO.
Und bleiben Eure Schuldner überdies
An Liebe und an Diensten immerfort.
PORZIA.
Wer wohl zufrieden ist, ist wohl bezahlt;
Ich bin zufrieden, da ich Euch befreit,
Und halte dadurch mich für wohl bezahlt:
Lohnsüchtiger war niemals mein Gemüt.
Ich bitt' Euch, kennt mich, wenn wir 'mal uns treffen:
Ich wünsch' Euch Gutes, und so nehm' ich Abschied.