Der Politiker. Geri Schnell
Чтение книги онлайн.
Читать онлайн книгу Der Politiker - Geri Schnell страница 43
Obwohl das grosse Bett sehr angenehm ist, hat er schlecht geschlafen. Er ist immer wieder aufgewacht. Trotzdem fühlt er sich am Morgen bereit. Vor dem Haus steht ein Motorrad zu dem der Schlüssel, welcher am Schlüsselbrett hing, passt. Zum Glück hat ihm Vater einige Male sein Motorrad geliehen, so weiss er, wie man damit umgeht. Vorsichtig fährt er auf die Strasse und biegt in Richtung Flugzeugfabrik ab.
In der Fabrik nimmt ihn ein neuer Fabrikleiter in Empfang.
«Heil Hitler, ich bin hier der Chef, ich heisse Paul Walter, ihre Akte kenne ich, Herr Wolf, ich heisse sie willkommen.»
«Heil Hitler! Herr Walter», meldet sich Willi und grüsst vorschriftsmässig, «ich freue mich auf die Aufgaben.»
«Dann wollen wir Mal einen Rundgang machen, dabei kann ich ihnen am Besten erklären, was wir von ihnen erwarten.»
Seit seinem letzten Arbeitstag in der Fabrik hat sich viel, um nicht zu sagen alles, verändert. Auffallend ist der hohe Frauenanteil, es gibt nur noch wenige Männer in der Fabrik. Neu ist auch eine zweite Produktionsstrasse, welche eben in Betrieb genommen wird. Man will die Produktion verdoppeln. Der Führer verlange das so.
«Wir können die eroberten Gebiete nur halten, wenn wir eine starke Wehrmacht haben und dazu gehören gute Bomber», erklärt Herr Walter.
«Der Führer weiss schon was er machen muss», bestätigt Willi seine Aussage.
Damit ist die Aufgabe von Willi klar definiert. In seinem Büro studiert er die letzten Pläne des zu bauenden Bombers. Die Bezeichnung lautet immer noch Do111. Mit der Do111, welche Willi noch vor zwei Jahren baute, ist diese neue Ausführung nicht mehr zu vergleichen. Er staunt über die technischen Fortschritte in dieser kurzen Zeit. Da waren gute Konstrukteure an der Arbeit.
Am Nachmittag beginnt er seine eigentliche Arbeit. Als erstes nimmt er an einer Sitzung teil und wird als Leutnant Wolf den anderen Ingenieuren vorgestellt. Dann beginnt die Sitzung mit den Problemen, welche bei der neuen Produktionsstrasse noch auftreten. Willi wird beauftragt, sich um den Radkasten zu kümmern, da kommt man schlecht an die Schrauben und hat deshalb Probleme, diese festzuziehen. Es dauert nicht nur zu lange, es gab auch schon Reklamationen, weil sich ein Fahrwerk gelöst hatte, was zu einer langwierigen Reparatur zwang.
Nach der einstündigen Sitzung, macht sich Willi an die Arbeit. Er schaut vor Ort nach und prüft einige Möglichkeiten, nur so einfach ist es nicht. Als Provisorium ändert er die Reihenfolge der Montage, indem er das Teil welche das Festschrauben behindert erst nachträglich einbauen lässt. Es geht etwas besser, ist aber mit anderen Nachteilen verbunden. Nachdem er eine Nacht über das Problem nachgedacht hatte, geht er am nächsten Morgen in die Werkstatt und gibt Anweisungen für einen speziellen zweiteiligen Schlüssel, damit kann man zumindest garantieren, dass die Schraube sicher befestigt ist.
In den nächsten Wochen läuft die Produktion an, noch dauert die Montage länger, doch mit jedem montierten Bomber, nimmt die Routine zu und es geht immer einfacher.
Die technischen Probleme lassen sich meistens lösen, doch ein anderes Problem stellt für Willi eine echte Herausforderung dar. In der Montagehalle steigt die Temperatur im Juli auf dreissig Grad an. Dies veranlasst die meisten Frauen, dass sie unter dem Blaumann nur noch die Unterhose tragen. Meist sind die obersten Knöpfe geöffnet und bietet beim richtigen Blickwinkel beste Aussichten auf meistens sehr schön geformte Brüste. Unter den Frauen gibt es einige, die mit dieser Form von Ablenkung bewusst spielen und sich einen Spass daraus machen, die Männer, welche eh schon in der Minderheit sind, so richtig anzumachen.
Am 13. August informiert Paul Walter, dass sich Hitler dazu entschlossen hat, auch England zu erobern. Es sei wichtig, dass in Europa kein Gegner mehr Gegenwehr leistet. Die Invasion der deutschen Wehrmacht wird mit massiven Luftschlägen vorbereitet.
«Meine Herren!», betont Herr Walter mit Nachdruck, «ihr wisst was das bedeutet, der Führer setzt auf euch. Wir brauchen jede Menge Bomber, nur so können wir die Engländer in die Knie zwingen.»
Als direkte Folge von Hitlers Entscheid, erhalten sie zusätzliche Arbeiterinnen. Jetzt werden die kritischen Stellen doppelt besetzt, so dass pausenlos gearbeitete werden kann.
Die Zusammenarbeit hat sich schliesslich eingespielt. Die Produktionsziele werden übertroffen. Als der Herbst langsam näher kommt, wird es in den Hallen wieder kühler und die Frauen ziehen ihre Unterwäsche wieder an. Die Spielchen verlieren langsam ihren Reiz.
Im September erwarteten alle, dass die Invasion endlich gestartet wird. Diese müssten vor dem Einsetzen der Herbststürme erfolgen, das ist inzwischen auch zum Radio durchgesickert. Das Problem besteht darin, dass die Deutschen noch nicht die Lufthoheit besitzen, es sind immer noch Jagdflieger der Royal Air Force in der Luft. Die deutschen Bomberstaffeln geben alles, aber die bombardierten Flugplätze werden schneller wieder einsatzbereit, als die nächsten zerstört werden konnten.
Auch können noch so viele britische Flugzeuge am Boden und in der Luft zerstört werden, die Zahl der englischen Flugzeuge in der Luft nimmt nicht ab. Dafür nehmen die Verluste der Luftwaffe täglich zu.
In der Flugzeugfabrik in Rostock muss die Produktion runtergefahren werden, die Lieferungen der Einzelteile geraten ins Stocken. Langsam verlieren sie ihren guten Ruf bei Hitler. Der oberste Chef von Willi erhält beinahe täglich Anrufe aus dem Führerhauptquartier. Inzwischen muss sich Willi persönlich um den Nachschub kümmern. Eine undankbare Aufgabe, wie soll man Einzelteile herstellen, wenn man kein Aluminium bekommt? Bei einigen Teilen kann man auf Holz umsteigen, bei Teilen welche stark belastet werden ist das nicht möglich. Manchmal nimmt man hochwertigen Stahl, doch der ist auch knapp und wird für Panzer und Kanonen dringend benötigt. Zudem wird das Flugzeug schwerer, was sich auf die Bombenlast oder auf die Reichweite auswirkt. Beides Kriterien, welche in der Schlacht um England sehr wichtig sind. Zum Glück für Willi haben Flugzeuge zurzeit höchste Priorität, so kann er wenigstens Teilerfolg verbuchen.
Dann ist der Oktober da und das englische Wetter ist stärker als jede Planung der Generäle, man muss die Angriffe auf England reduzieren. Die Engländer erhalten eine nicht eingeplante Verschnaufpause. Für Willi hat es den Vorteil, dass nicht mehr so viele Maschinen verloren gehen, die Luftwaffe erreicht wieder ihren Sollbestand.
Die Engländer scheuen auch nicht mehr vor Bombenangriffen auf deutsche Städte zurück. Mönchengladbach war der Anfang und jetzt schafften es die Engländer sogar einige Bomben auf Berlin abzuwerfen, man weiss nie, welche Stadt als nächstes an der Reihe ist.
Dabei sind die Verluste der Wehrmacht relativ gering. Auch das Leben in deutschen Städten ist besser geworden. In den Läden gibt es Fleisch und Butter zu kaufen. Es gibt genug Lebensmittelmarken. Frankreich liefert frisches Gemüse und noch wichtiger, gute Weine. Gut die Weine sind für die Parteigrössen reserviert. Willi trinkt eh lieber Bier als Wein, auch wenn der Wein noch so gut ist.
Das hat er bei seiner Feier zum seinem 27. Geburtstag gemerkt, als Ingenieur Walter zwei Flaschen vom angeblich besten Burgunder mitbrachte. Schlecht ist der Wein nicht, aber das Bier schmeckt genauso gut und ist wesentlich günstiger.
Inzwischen hat in Berlin der Wind gedreht. Die Luftwaffe hat bei Hitler an Einfluss verloren. Die knappen Ressourcen werden neu für die Panzertruppen eingesetzt. Hitler hat entschieden, dass vor dem Frühjahr keine Invasion möglich ist. Somit hat das Bombardieren der englischen Städte, nicht mehr erste Priorität.
Dank diesem Entscheid kann Willi wieder für ein paar Tage nach Worms fahren.