Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen. Johann Wolfgang von Goethe

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Johann Wolfgang von Goethe: Gesammelte Dramen - Johann Wolfgang von Goethe

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Wenn sie nur schon da wären. Ja! – meine Kinder sollen mit den eurigen aufwachsen, wie ich mit euch.

      RÖSE. Das wird eine Lust sein!

      GÖRGE. Ich sehe sie schon.

      Dritter Auftritt

      Die Vorigen. Märten am Fenster.

      MÄRTEN. Röse! Röse! Wo bleibt das Frühstück?

      RÖSE. Gleich! Gleich!

      MÄRTEN. Muß ich schon wieder warten! Das Fenster zu.

      RÖSE. Den Augenblick!

      GÖRGE. Mach nur, Röse.

      RÖSE. Da werd ich ausgeschmält.

      EDELMANN. Daran ist der Kuß schuld, über dem ich euch ertappte. Ich vergaß auch darüber mein Wildpret.

      GÖRGE. Ihre Freundlichkeit ist schuld, gnädiger Herr!

      RÖSE. Jawohl. Ich vergaß darüber den Vater.

      GÖRGE. Und ich Wiese, Acker und Krautland.

      EDELMANN. Nun denn jedes auf seinen Weg.

      Unter wechselseitigen Begrüßungen an verschiedenen Seiten ab, und Röse ins Haus.

      Vierter Auftritt

      Märtens Stube, mit einem Kamin, einigen Schränken, einem Tisch mit Stühlen. An der Seite ein Fenster. Gegenüber eine angelehnte Leiter.

      Märten. Röse.

      MÄRTEN. Röse, wo bist du?

      RÖSE. Hier, Vater.

      MÄRTEN. Wo bleibst du?

      RÖSE. Der gnädige Herr kam gegangen, und wie er so gut ist, schwatzte er mit uns.

      MÄRTEN. Und mein Kaffee?

      RÖSE auf den Kamin deutend. Steht hier.

      MÄRTEN. Das seh ich. Aber die Milch?

      RÖSE. Ist gleich warm. Geht nach dem Schranke, öffnet ihn mit einem Schlüssel des Bundes, das sie anhängen hat, nimmt Rahm heraus und setzt ihn in den Kamin.

      MÄRTEN indessen. Röse, das ist nicht hübsch!

      RÖSE beschäftigt. Was denn, Vater?

      MÄRTEN. Daß du mich ganz und gar über Görgen vergissest.

      RÖSE wie oben. Wieso?

      MÄRTEN. Mit ihm hast du geplaudert; für ihn hast du gesorgt.

      RÖSE. Auch, Vater. Ich hab ihm ein Butterbrot gegeben.

      MÄRTEN. Für ihn allein sorgst du.

      RÖSE. Nicht doch! Für Euch so gut wie für ihn.

      MÄRTEN. Und doch versprachst du mir, wenn ich dich heiraten ließe –

      RÖSE. Sollte alles bleiben vor wie nach.

      MÄRTEN. Hältst du nun Wort?

      RÖSE. Gewiß. Hier ist der Kaffee.

      MÄRTEN. Bist du alle Morgen gleich bei der Hand wie sonst?

      RÖSE. Hier ist die Milch. Sie läuft wieder nach dem Schranke.

      MÄRTEN. Und muß ich nicht auf alles warten?

      RÖSE. Hier die Tasse! der Löffel! der Zucker! Wollt Ihr auch ein Butterbrot?

      MÄRTEN. Nein, nein. – Du bleibst mir die Antwort schuldig.

      RÖSE auf das Frühstück deutend. Hier steht sie.

      MÄRTEN. Es mag gut sein. Erzähle mir etwas.

      RÖSE. Ich muß fort.

      MÄRTEN. Schon wieder?

      RÖSE. Görgen die Suppe bringen, der mag den Kaffee nicht.

      MÄRTEN. Warum ißt er sie nicht zu Hause?

      RÖSE. Er will erst was arbeiten. Auf dem Krautlande hat er eine Laube gebaut, da machen wir ein Feuerchen an, wärmen die Suppe und verzehren sie miteinander.

      MÄRTEN. So geh hin! Es ist doch nicht anders.

      RÖSE. Wie meint Ihr?

      MÄRTEN. Vater und Mutter verlaßt ihr und folgt dem Manne nach.

      RÖSE. So soll's ja sein.

      MÄRTEN. Geh nur.

      RÖSE. Zu Mittag sollt Ihr ein gut Essen haben; ich sage nicht was.

      MÄRTEN. Schon recht.

      RÖSE. Seid nicht verdrießlich.

      MÄRTEN. Nein doch!

      RÖSE. So lebt wohl.

      MÄRTEN. Geh nur! Ich komme auch hinaus.

      Fünfter Auftritt

      MÄRTEN allein, sitzend und trinkend. Es ist gut, daß sie geht. Schnaps sagte mir gestern im Vorbeigehn: wenn die Kinder im Felde wären, wollte er mich besuchen und mir viel Neues erzählen. – Ein vertrackter Kerl, der Schnaps! Alles weiß er! – Wenn er nur mit Görgen besser stände! Aber der hat geschworen, wenn er ihn wieder im Hause trifft, will er ihn lederweich schlagen. Und Görge hält sein Wort. – Ein guter Bursch! Ein heftiger Bursch! – Ich höre was. An der Türe. Ha! Ha! Schnaps! – Da ist er ja.

      Sechster Auftritt

      Märten. Schnaps.

      SCHNAPS hereinsehend. Seid Ihr allein, Vater Martin?

      MÄRTEN. Nur herein!

      SCHNAPS einen Fuß hereinsetzend. Görgen sah ich gehen; ist Röse nach?

      MÄRTEN. Ja, Gevatter Schnaps. Wie immer.

      SCHNAPS. Da bin ich.

      MÄRTEN. Ihr seid vorsichtig.

      SCHNAPS. Das ist die erste Tugend.

      MÄRTEN. Wo kommt Ihr her?

      SCHNAPS. Hm! Hm!

      MÄRTEN. Seit acht Tagen hat man Euch nicht gesehen.

      SCHNAPS. Ich glaub es.

      MÄRTEN. Habt Ihr auswärts eine Kur verrichtet?

      SCHNAPS.

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