Die Göttliche Komödie. Dante Alighieri
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Читать онлайн книгу Die Göttliche Komödie - Dante Alighieri страница 4
Für dich bemühn und dir mein Mund verspricht,
Daß ihre treue Sorge dich behüte?"
Gleichwie die Blum im ersten Sonnenlicht,
Beim nächtgen Reif gesunken und verschlossen,
Den Stiel erhebt und ihren Kelch entflicht;
So hob die Kraft, erst schmachtend und verdrossen,
In meinem Herzen sich zu gutem Mut,
Und ich begann, frohsinnig und entschlossen:
"O wie ist sie, die für mich sorgte, gut!
Wie freundlich bist auch du, der den Befehlen
Der Herrlichen so schnell Genüge tut l
Schon fühl ich mich zu heißer Sehnsucht stählen
Von deinem Wort, schon fühl ich, nicht mehr bang,
Vom ersten Vorsatz wieder mich beseelen.
Drum auf, in beiden ist ein gleicher Drang,
Herr, Führer, Meister, auf zum großen Wege!"
Ich sprachs zu ihm, und, folgend seinem Gang,
Schritt ich daher auf waldig rauhem Stege.
Dritter Gesang
Durch mich gehts ein zur Stadt der Qualerkornen,
Durch mich gehts ein zum ewgen Weheschlund,
Durch mich gehts ein zum Volke der Verlornen.
Das Recht war meines hohen Schöpfers Grund;
Die Allmacht wollt in mir sich offenbaren;
Allweisheit ward und erste Liebe kund.
Die schon vor mir erschaffnen Dinge waren
Nur ewige; und ewig daur auch ich.
Laßt, die ihr eingeht jede Hoffnung fahren.
Die Inschrift zeigt in dunkler Farbe sich
Geschrieben dort am Gipfel einer Pforte,
Drum ich: Hart, Meister, ist ihr Sinn für mich.
Er, als Erfahrner, sprach dann diese Worte:
"Hier sei jedweder Argwohn weggebannt,
Und jede Feigheit sterb an diesem Orte.
Wir sind zur Stelle, die ich dir genannt,
Hier wirst du jene Jammervollen schauen,
Für die das Heil des wahren Lichtes schwand."
Er faßte meine Hand, daher Vertrauen
Durch sein Gesicht voll Mut auch ich gewann.
Drauf führt er mich in das geheime Grauen.
Dort hob Geächz, Geschrei und Klagen an,
Laut durch die sternenlose Luft ertönend,
So daß ich selber weinte, das begann.
Verschiedne Sprachen, Worte, gräßlich dröhnend,
Handschläge, Klänge heiseren Geschreis,
Die Wut, aufkreischend, und der Schmerz, erstöhnend—
Dies alles wogte tosend stets, als seis
Im Wirbel Sand, durch Lüfte, die zu schwärzen
Es keiner Nacht bedarf, im ewgen Kreis.
Und, ich vom Wahn umstrickt und bang im Herzen,
Sprach: Meister, welch Geschrei, das sich erhebt?
Wer ist doch hier so ganz besiegt von Schmerzen?
Und er: "Der Klang, der durch die Lüfte bebt,
Kommt von den Jammerseelen jener Wesen,
Die ohne Schimpf und ohne Lob gelebt.
Gemischt find die Nicht-Guten und Nicht-Bösen
Den Engeln, die nicht Gott getreu im Strauß,
Auch Meutrer nicht und nur für sich gewesen.
Die Himmel trieben sie als Mißzier aus,
Und da durch sie der Sünder Stolz erstünde,
Nimmt sie nicht ein der tiefen Hölle Graus."
Ich drauf: Was füllt ihr Wehlaut diese Gründe?
Was ist das Leiden, das so hart sie drückt?
Und er: "Vernimm, was ich dir kurz verkünde.
Des Todes Hoffnung ist dem Volk entrückt.
Im blinden Leben, trüb und immer trüber,
Scheint ihrem Neid jed andres Los beglückt.
Sie kamen lautlos aus der Welt herüber,
Von Recht und Gnade werden sie verschmäht.
Doch still von ihnen—Schau und geh vorüber."
Ich schaute hin und sah im Kreis geweht,
Ein Fähnlein ziehn, so eilig umgeschwungen,
Daß sichs zum Ruhn, so schien mirs, nie versteht.
In langer Reihe folgten ihm, gezwungen,
So viele Leute, daß ich kaum geglaubt,
Daß je der Tod so vieles Volk verschlungen.
Und hier erblickt ich manch bekanntes Haupt,
Auch jenes Schatten, der aus Angst und Zagen
Sich den Verzicht, den großen, feig erlaubt.
Ich war sogleich gewiß, auch hört ich sagen,
Dies sei der Schlechten jämmerliche Schar,
Die Gott und seinen Feinden mißbehagen.
Dies Jammervolk, das niemals lebend war,
War nackend und von Flieg und Wesp umflogen,
Und ward gestachelt viel und immerdar.
Tränen und Blut aus ihren Wunden zogen
In Streifen durch das Antlitz bis zum Grund,
Wo ekle Würmer draus sich Nahrung sogen.