Little Women: Beth und ihre Schwestern. Луиза Мэй Олкотт

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Little Women: Beth und ihre Schwestern - Луиза Мэй Олкотт

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Darüber können noch viele Monate vergehen, liebes Kind, wenn er nicht krank wird. Er wird bleiben, so lange er kann, und treulich seine Arbeit thun, und wir wollen ihn keine Minute früher zurückwünschen, als man ihn entbehren kann. Nun kommt und hört den Brief.“

      Sie sammelten sich alle um das Kaminfeuer; die Mutter nahm ihren Platz im Lehnsessel ein, Lieschen setzte sich zu ihren Füssen, Margaret und Amy jede auf eine Armlehne und so stützte sich auf die Rückenlehne des Sessels, wo niemand etwaige Zeichen der Rührung in ihren Zügen bemerken konnte. In jenen harten Zeiten wurden wenige Briefe geschrieben, die nicht rührend waren, besonders wenn sie von Vätern in die Heimat gesandt wurden. In diesem jedoch war wenig von erlittenen Mühseligkeiten, bestandenen Gefahren oder Heimweh die Rede; es war ein heiterer, hoffnungsvoller Brief, voll Lebendiger Schilderungen des Soldatenlebens und Kriegsnachrichten; nur am Ende floss des Schreibers Herz von väterlicher Liebe und Sehnsucht nach seinen kleinen Mädchen in der Heimat über.

      „ Bringe ihnen allen meinen innigen Gruss und Kuss. Sag’ ihnen, dass ich bei Tage ihrer gedenke und bei Nacht für sie bete, und dass mein bester Trost ihre Liebe ist. Ein Jahr lang getrennt zu bleiben, scheint uns hart, aber erinnere sie, dass wir alle während dieser Wartezeit arbeiten können, so dass diese schweren Tage nicht verloren sind. Ich bin überzeugt, sie werden sich alles dessen erinnern, was ich ihnen gesagt habe; sie werden dir liebevolle Töchter sein, treulich ihre Pflicht erfüllen, tapfer gegen ihre innern Feinde kämpfen und sich selbst zu überwinden suchen, so dass ich sie, wenn ich zurückkehre, wo möglich, noch mehr als zuvor lieben und auf meine ,kleinen Frauen‘ stolz sein werde.“

      Alle räusperten sich bei diesem Theile des Briefes. Jo schämte sich der grossen Thräne nicht, die an ihrer Nase niederrann, und Amy vergass die Sorge für ihre Locken, als sie ihr Gesicht an der Schulter ihrer Mutter verbarg und schluchzend ausrief: „Ja, ich bin ein selbstsüchtiges Geschöpf! aber ich will versuchen mich zu bessern, damit er sich in mir nicht getäuscht sieht.“

      „Das wollen wir alle,“ rief Margaret. „Ich denke zuviel an mein Aeusseres und hasse die Arbeit; aber es soll anders werden.“

      „Und ich will mich bemühen ,eine kleine Frau‘ zu werden, wie er mich gern nennt. Ich will nicht mehr knabenhaft und wild sein, sondern meine Pflicht hier thun, anstatt mich anders wohin zu wünschen,“ sagte Jo, der es eine schwerere Aufgabe schien, zu Hause sanft und bei guter Laune zu bleiben, als draussen im Süden gegen ein paar Rebellen zu kämpfen.

      Lieschen sagte nichts, aber sie trocknete ihre Thränen mit dem blauen Soldatenstrumpf und begann mit aller Macht zu stricken. Sie wollte ohne Zeitverlust die nächstliegende Pflicht erfüllen und beschloss in ihrem kleinen stillen Herzen, bis zur glücklichen Rückkehr ihres Vaters das zu werden, was er sich von ihr versprach.

      Frau March unterbrach das Schweigen, welches Josephinens Worten folgte, indem sie in heiterm Tone sagte: „Erinnert ihr euch noch, wie ihr als ganz kleine Mädchen die „Pilgerreife‘ spieltet? Nichts machte euch mehr Spass, als wenn ich euch meine Flickenbeutel als Bürde auf den Rücken band, euch Hüte, Stöcke und Papierrollen gab. und euch vom Keller, ,der Stadt des Verderbens‘, bis oben auf’s Haus wandern liess. Dort oben hattet ihr alle möglichen schönen Dinge zusammengetragen, um eine ,himmlische Stadt‘ daraus zu erbauen.

      „ Es war ein herrlicher Spass, besonders an den Löwen vorbeizugehen; dann der Kampf mit Apollyon und die Reise durch das Thal der Kobolde,“ sagte Jo.

      „ Mir gefiel die Stelle am besten, wo die Bündel abfielen und die Treppe hinunterpolterten,“ sagte Margaret.

      „ Mein Lieblingstheil war der, wo wir auf das platte Dach hinaustraten; dort standen unsere Blumen und hübschen Sachen im Sonnenschein, und wir sangen alle vor Freude,“ sagte Lieschen, die sich in Gedanken ganz in den glücklichen Augenblick zurückversetzte.

      „ Ich weiss nicht mehr viel davon, ausgenommen, dass ich mich vor dem Keller und dem dunkeln Eingange fürchtete, und dass mir der Kuchen und die Milch, die wir oben auf dem Dache bekamen, herrlich mundeten. Wäre ich nicht zu alt für solche Dinge, so möchte ich’s gern noch einmal spielen,“ sagte Amy, die in dem reifen Alter von zwölf Jahren anfing davon zu reden, dass sie ,kindischen Vergnügungen‘ entsagen müsse.

      „ Für dieses Spiel sind wir nie zu alt,“ sagte Frau March; auf die eine oder andere Weise spielen wir es unser ganzes Leben. Jeder hat seine Bürde zu tragen; der Weg liegt vor uns, und die Sehnsucht nach Güte und Glückseligkeit ist die Führerin, die uns durch viel Trübsal uud Irrthümer zum Frieden, der wahren ,Himmelsstadt‘, geleitet. Wie wäre es nun, meine kleinen Pilger, wenn ihr noch einmal von vorn anfinget, nicht im Scherz, sondern in allem Ernst, um zu sehen, wie weit ihr kommen könnt, ehe der Vater heimkehrt.“

      „Ich verstehe dich nicht recht, Mutter; wo sind, denn unsere Bündel?“ fragte Amy, die alles sehr buchstäblich nahm.

      „Hat mir nicht noch eben jede von euch gesagt, welches ihre Bürde ist, Lieschen ausgenommen? Ich vermuthe, sie hat gar keine Bürde zu tragen,“ versetzte Frau March.

      „O ja, ich habe die meinige auch,“ seufzte Lieschen. „Es sind Schüsseln und Staubtücher und Neid auf junge Mädchen, die schöne Pianos haben, und Furcht vor den Leuten.“

      Lieschens Bündel war so komisch zusammengesetzt, dass alle eine grosse Lachlust anwandelte; aber niemand lachte, um des kleinen Mädchens Gefühle nicht zu verlegen.

      „Lasst uns an’s Werk gehen,“ sagte Margaret nachdenklich; es ist nur ein anderer Name für das Bestreben, gut zu werden, und die Geschichte hilft uns vielleicht; denn obgleich wir wirklich wünschen, gut zu werden, so ist es doch nicht leicht, und wir vergessen nur zu oft, alle unsere Kräfte daran zu setzen.“

      „Heute Abend staken wir in dem Sumpfe der Muthlosigkeit, aber die Mutter kam und zog uns heraus, wie ,Hülfreich‘ es im Buche thut. Wir müssten eigentlich auch einen Führer haben wie Christian.“

      „Wie können wir uns den verschaffen?“ fragte Jo, entzückt über diesen Einfall, welcher der einförmigen Aufgabe der Pflichterfüllung etwas Romantisches verlieh.

      „Sucht am Weihnachtsmorgen unter euren Kopfkissen, so werdet ihr einen ,Wegweiser‘ finden,“ erwiederte Frau March.

      Sie besprachen den neuen Plan, während die alte Hannah den Tisch abräumte; dann kamen vier Arbeitskörbchen zum Vorschein, und die Mädchen setzten ihre Nadeln in Bewegung, um für die Tante March Betttücher zu nähen. Es war eine langweilige Arbeit, aber heute beklagte sich niemand. Jo’s Plan, die langen Näthe in vier Theile einzutheilen und die Viertel Europa, Asien, Afrika und Amerika zu nennen, wurde genehmigt, und so ging die Arbeit trefflich von statten, besonders da sie sich über die verschiedenen Länder unterhielten, während sie mit der Nadel ihren Weg durch dieselben zurücklegten.

      Um 9 Uhr hörten sie auf zu arbeiten, um wie gewöhnlich vor dem Zubettegehen ein Abendlied zu singen. Niemand anders als Lieschen konnte dem alten Clavier viel

      Musik entlocken; sie aber wusste die gelben Tasten so sanft zu berühren, dass ihr Spiel zu den einfachen Liedern, die sie sangen, eine angenehme Begleitung bildete. Margaret befass eine wahre Flötenstimme, und sie und ihre Mutter leiteten den kleinen Chor. Amy zirpte wie ein Heimchen, und so erging sich nach Gefallen in den Lüften und verfehlte nicht, am unrechten Orte einen Triller oder Vorschlag anzubringen, der der ernstesten Melodie etwas Komisches gab.

      Sie hatten so jeden Abend gesungen, seit die Kinder

      „ Binke, Binke, keiner Tern,“

      hatten sagen können, und es war nach und nach eine Sitte des Hauses

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