Verwehte Spuren. Franz Treller

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Verwehte Spuren - Franz Treller

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gibt nach Jägersitte Anruf, damit die andern wissen, wo er stehe.

      Bittere Angst um seinen Herrn verstärkte den Ruf.

      »Heinrich!« schrie der Graf, so laut er konnte, »Heinrich!«

      »Hallo! Hallo! hier! hier!«

      Da taucht im Dampf vor ihnen des Indianers dunkles Antlitz auf, welcher trotz der drohenden Gefahr ihnen entgegengelitten war.

      Er ergriff des Grafen Pferd am Zügel, riß es nach rechts herum und rief Grover zu, ein Gleiches zu tun.

      Einer Bodenerhebung ausweichend, waren die Tiere in eine Richtung schräg nach dem Wald hin geraten, was den Weg verlängerte und ihnen die Gefahr näher brachte.

      »Hallo! Hallo!« ließ immerfort sich Heinrichs Stimme und immer deutlicher vernehmen.

      Dieser Ruf und des Indianers tolle Verwegenheit, in den Dampf hineinzureiten, hatte ihnen Rettung gebracht. Endlich erscheinen schattenhafte Bäume deutlicher deutlicher werden sie da steht Heinrich er stürzt auf den Grafen zu, faßt das Pferd am Zügel und zieht es in den Wald hinein. Schon wenige Schritte in dem dichten Laubholz ist die Luft reiner, der Dampf weniger dicht. Bald können sie frei atmen, und langsam unter des Indianers Führung, der voranreitet, erreichen sie die Savanne jenseits des Waldes. Dampfwolken fliegen noch immer hoch über sie hin, aber hier unten hemmt das dichte Holz das Vordringen des Rauches.

      Sie warfen sich von den zitternden Pferden auf das Gras, Grover, der Graf, auch der Farmer Morton, der sich an ihrer Seite gehalten hatte, sie sind so erschöpft, daß kein Wort über ihre Lippen dringt. Der Indianer hält noch hoch zu Roß neben ihnen.

      Besorgt beugt sich Heinrich über seinen Herrn, dieser lächelt ihm beruhigend zu, Heinrich bietet ihm die Feldflasche und der Graf nimmt einen kräftigen Schluck Rum.

      Grover ist zu erschöpft, um auch nur nach seiner Flasche greifen zu können, auch ihm bietet Heinrich die seinige.

      »Wo ist Jones?« stöhnte der starke Mann nach einem kräftigen Schluck.

      »Ist am Wald drüben sicher.«

      »Wird das Feuer hierher kommen, John?«

      »Prairiefeuer gleich aus Wald nicht brennen zu naß. Sieh,« und er deutete nach oben, »schon weniger Rauch.«

      Und in der Tat zogen die Dampfwolken schon lichter vor dem Nordwind einher.

      Schweigend blieben die Männer noch eine Weile liegen.

      Heller und heller wurde der Himmel, klarer und klarer die Luft, der Wind wehte bereits weniger heftig, und mit Entzücken sog die Brust den balsamischen Odem des Frühlingstages ein.

      Jones kam heran, sein Pferd führend: »Hallo, Grover! Wie steht's, Mann? Kalkuliere, habt ein Wettrennen gemacht.«

      »War hart an uns, Jones, ist ein Fakt.«

      »Sind heraus, Bill Grover, ist auch ein Fakt.«

      »Wie gefiel's Euch, Fremder? Kalkuliere, habt so was in Eurem alten Deutschland nicht.«

      »Nein, Herr, geht friedlicher bei uns zu.«

      Jones, der trotz der mißglückten Jagd und der überstandenen Gefahr, da er sich wieder im Besitz seiner Pferde wußte, guter Laune war, lachte: »Ja, Mann, seid im alten Mich, an der Grenze, ist noch wildes Land, muß noch manches anders werden, ehe es aussieht wie bei Euch. Kalkuliere, war eine tolle Frolic, aber habt gesehen, wie es manchmal bei uns zugeht, müssen uns selbst unsrer Haut wehren gegen blutige Schurken und gegen die Elemente.«

      Grover stieß einen kräftigen Fluch aus: »Daß die Hunde uns entkommen sind, Jones, jammerschade!«

      »Kalkuliere, war nichts zu machen, Grover, nimm's kaltblütig, Mann, laufen uns doch noch in die Finger. Komm mal her, John,« rief er dem absteigenden Indianer zu und reichte ihm, als dieser herankam, die Hand, eine Ehre, welche der Indianer zu würdigen wußte: »Dir verdanken wir's, Rothaut, daß unsre Knochen nicht auf der blutigen Prairie verkohlen. Wenn deine indianische Nase nicht war, kamen wir bei dem Winde und dem Dampfe nimmer heraus. War dicht hinter uns, Grover, der Sensenmann. Will dir was sagen, John, wenn du Bill Jones einmal brauchen kannst, dann komm nur zu ihm, verstehst du? Und dann habe ich da noch ein altes Schießeisen zu Hause,« er meinte eine zwar alte, aber vortreffliche Waffe. »Hast oft geliebäugelt damit, wenn wir einmal zusammen jagten, die Rifle ist dein, John, kannst sie dir holen. Ist für deine Dienste gestern und heute.«

      Des Indianers Augen funkelten in heller Freude, das war ein gar wertvolles Geschenk für ihn.

      »Und wenn du das verdammte Saufen lassen könntest, dann wärest du ein ganzer Kerl.«

      »Danke, Jones,« sagte er, »gute Rifle, freut sehr Jägerherz.«

      »Daß die Bursche uns entkommen sind,« knurrte Grover, »ich hätte so gern einem von ihnen den Schädel eingeschlagen.«

      »Sind Bestien,« sagte Jones, »verzweifelte Schurken, hatten Glück diesmal, aber entlaufen dem Galgen doch nicht. Seht Ihr, Fremder,« wandte er sich an den Grafen, »müßt nicht denken, daß wir unvorsichtige Leute sind, die sich blindlings in Gefahr begeben und andre mit hineinreißen. War das Feuer nicht möglich, wenn nicht der Wind nach Norden umgesprungen und so stark gewesen wäre. Waren auch zu nahe hätten sonst ein Gegenfeuer anzünden können. Habt gesehen, selbst der erfahrene Indianer fürchtete solche Gefahr nicht. Freilich hatte seine Spürnase die Sache zuerst weg. Ich glaube, diese roten Leute riechen ebenso weit als sie sehen. He, John?«

      »Riechen gut, riechen Dampf, sehen ihn wissen, daß Gras anzünden. Reiten weg, nicht kämpfen gegen Feuer.«

      »Richtig, da hört die Menschenkraft auf. Und dein Freund Morris ist dir entkommen.«

      »Er besser Pferd, ihn noch einholen, später.«

      »Will ich von Herzen wünschen.«

      »Was ist nun zu tun, John?« fragte Grover.

      »Reiten nach Haus, legen auf Ohr und schlafen!«

      »Nichts mehr zu machen?«

      »Prairie heiß ganzen Tag noch morgen noch nicht weiter Spitzbuben fort.«

      »Ist ein Jammer, ist ein Jammer.«

      »Kalkuliere, Fremder, ist eine andre Art Krieg, als Ihr da im blutigen Frankreich geführt habt? He?«

      »Ja,« sagte der Graf, der jetzt, wo nach der Aufregung und heftigen Bewegung Ruhe eingetreten war, die unsanft zugefügten Verletzungen fühlte, welche die Folgen seines Ringens mit Morris waren, »sie entspricht dem Lande und seinen Verhältnissen. Aber ich sehe mit Freude, welch geschickte und tapfere Kämpfer auf diesem Boden erwachsen. Sind Männer hier.«

      »Kalkuliere, sind,« lachte Jones, »wissen sich zu wehren.«

      Heinrich, der, als er die Gefahr, welche seinen Herrn bedrohte, erst erkannte, in Todesangst die wilde Flucht vor dem Feuer mit angesehen hatte, eine Angst, die sich steigerte, als der Dampf die Reiter einhüllte, war körperlich frisch, aber immer noch sehr bewegt und beschäftigte sich mit rührender Treue um seinen Herrn, ihm kleine Dienste leistend, um sein Lager möglichst bequem zu machen, wiederholt

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