Verwehte Spuren. Franz Treller
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Читать онлайн книгу Verwehte Spuren - Franz Treller страница 31
»Durchaus nicht, durchaus nicht, Sir. Der Mann nannte sich Wharton und ist halb Kaufmann, halb Landwirt, wie ich vermute, am Muskegon ansässig, dort werden Sie ihn gesehen haben.«
»Am Muskegon? Das Aeußere des Mannes machte nicht den Eindruck eines der wackeren Farmer dort oben.«
»Nein, das nicht. Wird ein Spekulant sein, schien mir so. Will aber im Norden, wo viel Wasserkraft vorhanden ist, Mühlen bauen und erkundigt sich bei mir nach den dort angesiedelten Indianern, deren Verhältnissen, und ob er etwa Störungen von ihnen zu befürchten habe. Darüber konnte ich den Mann beruhigen, denn Freund Peschewa, die wilde Katze, wie sein romantischer Name lautet, ist mit seinen Ottawas sehr friedlich gesonnen.«
»Am Muskegon?« sagte nachdenklich der Graf, »dann muß ich ihn dort in andrer Kleidung gesehen haben.«
»Er wußte auch schon von den Spitzbubenstreichen dort, kam von daher und bat energisch um Sicherung der Grenzdistrikte. Ging mich zwar nichts an, aber beschwichtigte den Mann, sagte ihm, es sei alles getan, um dem saubern Kleeblatt, Morris, Wilson und Tyron, das Handwerk zu legen, unsre besten Spürhunde seien bereits hinter ihnen her. Zu Michigan hinaus kommen sie diesmal schwerlich, wenn sie nicht über den Mackinaw nach Norden hin entwischen und das ist eine sehr schwierige Sache. Ist ganz Michigan zu viel daran gelegen, besonders den Morris zu fangen. Wir haben, was diese Gesellen betrifft, eine energische Tätigkeit entfaltet, sobald wir Nachricht von ihnen hatten, so daß man in wenig Tagen auf der einsamsten Farm von ihrer Anwesenheit im Lande wissen wird. Das schien den Herrn zufrieden zu stellen. Machte übrigens den Eindruck eines ganz gebildeten Mannes.«
»Danke sehr für Ihre Mitteilung, Mr. Myers. Weiß gar nicht, warum mich dieses Gesicht so interessierte. Sie werden wohl recht haben und ich habe den Mann irgendwo am Muskegon gesehen.«
Als der Wirt sich einen Augenblick zu den Damen wandte, sagte Oberst Schuyler zu Edgar: »Freund Myers hat mich von dem Zweck Ihrer beabsichtigten Reise nach dem Norden unterrichtet, Herr Graf, wenn ich Ihren Zwecken förderlich sein kann, stehe ich mit meinem Einfluß zu Gebote.«
»Das nehme ich mit herzlichem Danke an, Herr Oberst.«
»Ich begebe mich in wenigen Tagen nach Norden, um dort das Kommando über unsre Forts an den Seen zu übernehmen, und beziehe mein Hauptquartier in Fort Duncan, nachdem ich die andern Befestigungen inspiziert habe. Es wird mir Freude machen, Sie dort zu begrüßen und mehr noch, Ihnen Nutzen bringen zu können.«
»Ja,« mischte sich Mr. Myers, der wieder herangekommen war, in das Gespräch, »ging mir im Kopf herum, Ihre Reise, Herr Graf, fiel mir ein, daß Freund Schuyler da oben das Kommando übernimmt, habe ihn deshalb schleunigst eingeladen, damit Sie seine Bekanntschaft machten. Ist ein gewaltiger Mann in jener Gegend als Oberbefehlshaber.«
»Wie sehr bin ich den Herren zu Dank verpflichtet.«
»Geschieht gerne Ihnen, Ihrem edlen Zwecke und dem alten Joe zuliebe, dem kunstvollsten Briefschreiber im ganzen alten Mich.« Er lachte wieder in seiner herzlichen Art und erzählte dem Oberst von dem ungeheuerlichen Schreiben, welches ihm der alte Farmer zugefertigt hatte.
Die Herren, welche einstweilen noch ein Glas Wein getrunken hatten, begaben sich nun zu den Damen an den Kaffeetisch, wo sehr lebhaft diskutiert wurde.
»Sie müssen mir beistehen, Herr Oberst,« rief diesem Miß Myers entgegen, welche die gute Laune ihres Vaters als Erbteil überkommen zu haben schien, »wir verhandeln hier wichtige soziale und politische Angelegenheiten.«
»O, Miß Mary, hören wir nicht von Politik täglich so viel, daß uns die Ohren gellen?«
»Unsre Politik ist viel wichtiger und großartiger, als die des Volkes der Staaten, Herr Oberst. Wir entwerfen Zukunftspläne und wollen Frances zur Königin der Indianer machen, dann ist diese leidige Frage mit einemmal gelöst. Eben sind wir dabei, ein königliches Kostüm für sie zu entwerfen.«
»Miß Mary, eine Königin in unsrer glorreichen Republik? Das ist ein revolutionärer Gedanke.«
»Nur zu der der roten Leute, und das kann sich Uncle Sam ruhig gefallen lassen. Wir brauchen dann auch keine Truppen mehr in den Norden zu schicken, um die Wilden zu überwachen, wir senden einfach Frances hin, sämtliche Indianer, Ottawas, Pottawatomies, Missinsig und wie diese entsetzlichen Menschen heißen, ich muß ja oft genug von ihnen hören, fällen auf die Kniee und beten sie an, begraben das Kriegsbeil für ewige Zeiten und lassen sich sanft zur Zivilisation herüber führen.«
»Und solche Macht trauen Sie, Miß Mary, Frances Schuyler zu?«
»Natürlich. Wer sollte sie sonst haben als Frances,« und sie blickte die Freundin liebevoll an. Ueber deren Antlitz zog ein sonniges Lächeln, die ernsten Züge hold verklärend.
»Sie wird naturgemäß sofort zur Königin erhoben, sobald sie nur erscheint, und alles gehorcht ihr mit demütigstem Eifer. Aber und das ist die Hauptsache wir sind noch nicht einig über das Kostüm, in welchem sie sich den Roten zeigen soll, ich will ihr eine goldene Krone und einen Purpurmantel geben, und Mama meint, Frances soll als Engel mit Flügeln erscheinen. Da wir uns nicht einigen können, wollen wir das Urteil der Herren anrufen.«
»In Kostümfragen bin ich wenig bewandert,« sagte der Oberst, auf den munteren Ton eingehend, »aber ich denke mir dann so etwas, IndischPhantastisches, um die roten Leute zu entzücken.«
»Ei bewahre, nein Krone und Purpur. Was meinst du, Papa?«
»Ja, liebes Kind, wenn ein Kostüm diesen roten Menschenbrüdern gefallen soll, so muß es so ein bißchen bunt karriert sein, rot und blau und gelb und so «
Alle lachten herzlich, selbst Miß Schuyler stimmte in die Heiterkeit ein.
»Ja, ihr lacht, aber es ist richtig, ich kenne den feinen Geschmack der Rasse. Nun, Herr Graf, sagen Sie Ihre Meinung, ihr Deutschen sollt ja die gelehrteste Nation der Welt sein.«
»Wenn ich mir ein Urteil in dieser so hochwichtigen Angelegenheit erlauben darf, ich würde Miß Schuyler den griechischen Chiton und Mantel als passende Gewandung empfehlen, den Helm auf dem Haupte und am Arme den Schild.«
»O, herrlich, herrlich, Herr Graf ja, Pallas Athene, daß ich darauf nicht kam das ist's, was Frances tragen muß dann liegen ihr aber auch die Weißen zu Füßen.«
Ablenkend sagte Miß Schuyler: »Wir wollen die Herren nicht länger mit unsern Phantasien und phantastischen Kostümfragen langweilen, Mary.«
»Ja, ja, meine Athene,« und Miß Myers küßte die Freundin, »wir wollen abbrechen, die Frage ist erledigt. Aber willst du uns eine Freude machen, so setze dich an den Flügel und singe.«
»Gerne,« entgegnete die junge Dame ohne Ziererei, und alsbald klang ihre schöne, wohlgeschulte Altstimme in dem ziemlich großen Raume wieder. Sie sang die so ergreifende Klage des Orpheus um seine Euridike aus Glucks unsterblicher Oper.
Die